Vermisste im Irak Berlin schweigt und arbeitet
13.02.2007, 15:53 UhrAbgeschirmt von der Öffentlichkeit sucht der Krisenstab des Auswärtigen Amtes weiter nach Mitteln und Wegen für eine Freilassung der beiden Entführungsopfer im Irak. "Der Krisenstab ist weiterhin bemüht, die sichere Rückkehr der Deutschen zu ihrer Familie sicherzustellen", sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin. Im Interesse der beiden Betroffenen sollen aber keine Details bekannt gegeben werden. Aus Sicherheitskreisen in Bagdad hieß es, die irakische Polizei versuche, das Versteck der Entführer zu finden. Die beiden Deutschen seien von einer Gruppe bewaffneter Männer verschleppt worden. Im Irak seien sie für eine deutsche Firma tätig gewesen, sagte ein Sprecher.
Nach mehreren Zeitungsberichten soll es sich bei den Entführungsopfern um eine Frau und ihren erwachsenen Sohn handeln, der als Techniker im irakischen Außenministerium beschäftigt sei. Die beiden werden seit einer Woche vermisst. Angeblich wurden sie aus ihrer Wohnung in Bagdad verschleppt. Nach Informationen des Berliner "Tagesspiegel" sei der Vater, ein irakischer Arzt, zum Zeitpunkt des Überfalls nicht zu Hause gewesen. Die Geiselnehmer hätten gedroht, den Sohn zu erschießen.
Die Bundesanwaltschaft hat nach Informationen der Online-Ausgabe der Zeitung "Die Welt" ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt eingeleitet. Die Entführer sollen versucht haben, die Bundesregierung zu erpressen. Weder die Bundesanwaltschaft noch das Bundeskriminalamt (BKA) nahmen zu diesem Bericht Stellung. Die Kidnapper haben nach einem Bericht der "Berliner Zeitung" in der vergangenen Woche Kontakt mit einem Familienmitglied der Entführten in Berlin aufgenommen.
Peter Bienert, der Chef der ehemaligen Leipziger Irak-Geiseln Ren Bräunlich und Thomas Nitzschke, sieht im neuen Entführungsfall keine Chancen für einen Einsatz des irakischen Helfers vom vergangenen Jahr. "Dieser Weg ist verbaut", sagte Cryotec-Chef Bienert der dpa mit Verweis auf Medienberichte über den damaligen Vermittler und Befreiungshelfer Abd al-Halim Hidschadsch, der im Sommer 2006 selbst Opfer einer Entführung geworden sei.
Weil er bei der Freilassung der beiden Deutschen half, sei bei Hidschadsch ein Vermögen vermutet worden. Seine Familie habe das Lösegeld -angeblich 150.000 Dollar -aber aus ihrem eigenen Vermögen bezahlt und lebt laut Bienert nun mittellos in Jordanien. Hilfe aus Berlin habe es nicht gegeben. "Der Mann wurde im Stich gelassen", sagte Bienert. In seinem Unternehmen sei Geld gesammelt worden, um den damaligen Helfer mit ein paar Tausend Euro zu unterstützen.
Bräunlich und Nitzschke waren am 24. Januar 2006 im nordirakischen Baidschi auf dem Weg zur Arbeit entführt und erst nach 99 Tagen wieder frei gelassen worden. Beide sind seit dem vorigen Sommer wieder im Einsatz für Cryotec.
Die Opferschutzorganisation "Weißer Ring" bot Hidschadsch ihre Hilfe an. "Ich kann ihm nur empfehlen, sich beim Weißen Ring zu melden", sagte der CDU-Bundestagsabgeordnete Siegfried Kauder, der dem Vorstand der Organisation angehört, der "Mitteldeutschen Zeitung". Betroffene müssten nicht unbedingt Deutsche sein.
Quelle: ntv.de