"Menschenwürdige Unterkünfte" Berlin will Neubau von Asylheimen fördern
01.10.2014, 08:30 Uhr
Flüchtlinge sitzen vor Containern in der Landesaufnahmebehörde für Asylsuchende in Braunschweig.
(Foto: dpa)
Die Zahl der Flüchtlinge in Deutschland steigt rapide, nun reagiert die Bundesregierung. So soll es für Kommunen einfacher werden, Flüchtlingsheime zu errichten - auch in Gewerbegebieten und auf siedlungsnahen Grundstücken.
Bundesbauministerin Barbara Hendricks will das Planungsrecht lockern, um Kommunen den Bau neuer Flüchtlingsheime zu erleichtern. "Wir sind in der Pflicht, Flüchtlingen zu helfen und uns um sie zu kümmern. Dazu gehören natürlich auch angemessene, menschenwürdige Unterkünfte", sagte die SPD-Politikerin der "Rheinischen Post". Die Bundesregierung unterstütze daher eine Gesetzesinitiative des Bundesrats zur befristeten Lockerung des Bauplanungsrechts.
Demnach sollen Städte und Gemeinden dringend benötigte Flüchtlingsunterkünfte auch in Gewerbegebieten sowie auf siedlungsnahen, unbebauten Grundstücken errichten dürfen. Auch die Umwidmung bereits bestehender Gewerbeimmobilien und Bürohäuser in Asylbewerberheime soll demnach erleichtert werden.
Bereits am kommenden Mittwoch soll das Kabinett die wohlwollende Stellungnahme der Bundesregierung zum Gesetzesantrag der Länder billigen. Das neue Planungsrecht soll laut dem Blatt möglichst bereits Anfang des nächsten Jahres in Kraft treten. Allein im ersten Halbjahr 2014 beantragten fast 100.000 Menschen Asyl in Deutschland. Das sind 62 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
Wachmann hatte Neonazi-Tätowierung
Am Wochenende war bekannt geworden, dass in einer Notunterkunft in Burbach im Siegerland Asylbewerber von Mitarbeitern eines privaten Sicherheitsdienstes misshandelt worden sein sollen. Unter anderem sind auf einem Handy-Foto zwei Sicherheitsleute sowie ein gefesselt am Boden liegender Mann zu sehen. Ein Wachmann drückt das Opfer mit seinem Stiefel nach unten.
Einer der beiden Wachmänner trägt nach Informationen von "Spiegel Online" auf dem Unterarm die Tätowierung "Ruhm und Ehre". Die Parole ist demnach bei Neonazis beliebt. Bei seiner Vernehmung bezeichnete der Mann die Tätowierung laut "Spiegel Online" als Jugendsünde. Zu dem Vorfall sagten die beiden Sicherheitsleute demnach aus, es habe sich um Notwehr gehandelt: Die Siegerpose sei Folge ihrer Erleichterung über einen erfolgreich abgewehrten Angriff gewesen.
Nach "Spiegel"-Informationen wurde gegen einen weiteren ehemaligen Wachmann aus dem Heim in Burbach, Maik L., bereits wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungsfeindlicher Organisationen ermittelt. In dem aktuellen Verfahren zählt L. jedoch bislang nicht zu den Beschuldigten.
Der nordrhein-westfälische Innenminister Ralf Jäger hatte am Dienstag erklärt, dass die Ermittler die Möglichkeit eines fremdenfeindlichen Hintergrunds für die Übergriffe in Asylbewerberheimen prüfen würden.
Quelle: ntv.de, ghö/AFP