Politik

Bürgerkrieg erschüttert Libyen Berlin zieht Botschaftspersonal ab

Der Rauch des Großbrandes am Flughafen Tripolis ist weithin sichtbar.

Der Rauch des Großbrandes am Flughafen Tripolis ist weithin sichtbar.

(Foto: REUTERS)

Die Kämpfe zwischen libyschen Milizen werden heftiger. Viele Staaten, darunter Deutschland, ziehen ihr Botschaftspersonal ab. In Tripolis trifft eine Rakete ein Treibstofflager - und löst einen verheerenden Großbrand aus.

Immer mehr Länder bringen angesichts der heftigen Kämpfe und der chaotischen Zustände in Libyen ihre dort lebenden Bürger in Sicherheit. Nach den USA und Großbritannien zogen auch Deutschland und weitere europäische Länder ihr Botschaftspersonal ab.

Ein Haus in Tripolis weist die Spuren der erbitterten Kämpfe zwischen den Milizen auf.

Ein Haus in Tripolis weist die Spuren der erbitterten Kämpfe zwischen den Milizen auf.

(Foto: REUTERS)

Über der Hauptstadt Tripolis stand derweil noch eine schwarze Rauchsäule. Ein Treibstofflager mit sechs Millionen Litern Benzin in der Nähe des Flughafens brannte nach einem Raketentreffer vom Vortag noch lichterloh. Nach Angaben der libyschen Regierung fing noch ein zweiter Treibstofftank Feuer. Die Lage sei "sehr gefährlich", hieß es. Der staatliche Ölkonzern NOC teilte mit, das Großfeuer sei inzwischen "außer Kontrolle" geraten und die Feuerwehr habe das Gelände verlassen.

Libyen wird von den schwersten Kämpfen seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar Gaddafi vor drei Jahren erschüttert. In Tripolis und in der ostlibyschen Hafenstadt Bengasi kämpfen rivalisierende Milizen gegeneinander. Beobachtern zufolge ist das Militär nicht in der Lage, die Ordnung wiederherzustellen. In den vergangenen zwei Wochen wurden bei den Gefechten rund 160 Menschen getötet.

Großbrand weitet sich aus

Der internationale Flughafen der Hauptstadt ist schwer beschädigt. Angesichts der Flugzeugwracks, Granatenkrater auf den Landebahnen und einer zerschossenen Flugleitzentrale ist der Airport auf absehbare Zeit nicht mehr nutzbar.

In der Nacht auf Sonntag traf lokalen Medien zufolge bei Gefechten eine Rakete ein Benzindepot und löste einen Großbrand in der Nähe des Flughafens aus. Das Nachrichtenportal "Al-Wasat" meldete unter Berufung auf Sicherheitsbehörden und die libysche National Oil Corporation (NOC), dass dort insgesamt 90 Millionen Liter Benzin gelagert seien.

Die Regierung warnte vor einer "Katastrophe" mit "unvorhersehbaren Konsequenzen" für Mensch und Umwelt, sollte das Feuer nicht gelöscht werden. Mehrere Länder boten an, Löschflugzeuge zu entsenden. Die libysche Regierung forderte alle Bewohner in einem Umkreis von drei Kilometern rund um das Feuer auf, ihre Häuser sofort zu verlassen. An die Milizen gerichtet forderte sie einen "sofortigen Waffenstillstand". Dennoch schlugen in der Gegend weiterhin Raketen ein.

Ausreise nur auf dem Landweg

Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes teilte mit, dass das Botschaftspersonal vorübergehend in Sicherheit gebracht worden sei. Die Botschaft sei aber nicht geschlossen und werde ihre Arbeit in der Region fortsetzen. Sobald die Sicherheitslage es erlaube, werde das Personal nach Libyen zurückgeschickt. Die Botschaft war allerdings seit längerem nur noch spärlich besetzt.

Bereits am Sonntag hatte Deutschland alle Bundesbürger aufgerufen, das nordafrikanische Land zu verlassen. Auch Frankreich, Spanien, Großbritannien, Polen und die Niederlande riefen ihre Staatsbürger zur sofortigen Ausreise auf.

Am Wochenende hatten die USA und Großbritannien wegen der Kämpfe der Milizen ihr Botschaftspersonal zum Teil unter Militärschutz nach Tunesien gebracht. Nach Angaben des italienischen Außenministeriums hat die Botschaft des Landes 100 Italienern und Ausländern die Ausreise organisiert. Da die Menschen nicht über den umkämpften internationalen Flughafen von Tripolis ausreisen können, versuchen sie es auf dem Landweg. Auch der Militärflughafen Mitiga ist laut libyscher Regierung in Milizenhand und damit nicht mehr sicher.

Quelle: ntv.de, mli/rts/dpa/AFP

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