Politik

"Das hängt von den Umfragen ab" Berlusconi denkt ans Aufhören

Ist Berlusconi nach den Skandalen und juristischen Verwicklungen amtsmüde? Jedenfalls sagt er den Italienern über ausländische Medien, dass er 2013 wohl nicht mehr antreten werde. Dabei verschafft ihm das Parlament gerade einen neuen Schutz vor der Justiz.

Ob er aufhört, hängt von den Umfragen ab, so Berlusconi.

Ob er aufhört, hängt von den Umfragen ab, so Berlusconi.

(Foto: REUTERS)

Silvio Berlusconi will nach Ablauf der Legislaturperiode in zwei Jahren eigentlich nicht wieder als italienischer Regierungschef antreten. Das teilte der umstrittene Chef der Mitte-Rechts-Regierung den Italienern über ausländische Medien mit. An seiner Stelle solle dann der derzeitige Justizminister Angelino Alfano regieren, schreibt das "Wall Street Journal".

"Ich könnte der Spitzenkandidat der Partei (PdL) sein, will aber keine operative Rolle", sagte er und fügte einschränkend hinzu: "Das hängt von den Umfragen ab, wir werden das zu der gegebenen Zeit dann sehen."

Auch seinen oft vermuteten Wunsch, dann als Nachfolger von Giorgio Napolitano Staatspräsident zu werden, will der 74-jährige Medienzar und Milliardär den Berichten zufolge inzwischen aufgegeben haben. Berlusconi erzählte seine Sicht der Zukunft vor einer ausgesuchten Runde ausländischer Medienvertreter bei einem Abendessen. Vertreten waren dabei auch die Pariser Zeitung "Le Monde" und der britische "Guardian".

Gericht macht "kurzen Prozess"

Die Opposition im italienischen Parlament ist empört.

Die Opposition im italienischen Parlament ist empört.

(Foto: REUTERS)

Derweil hat ihm die rechte Mehrheit im Parlament in seinem "Krieg gegen die linken Richter" einen weiteren Sieg verschafft: Ein Gesetz, das auch ihn schützen würde, nahm am Mittwochabend die wichtigste Hürde. Die Regierungskoalition brachte den "Processo breve" (Kurzen Prozess) im Abgeordnetenhaus durch: 314 stimmten dafür, 296 dagegen.

Jetzt muss der Senat den verkürzten Verjährungsfristen zustimmen. Dann dürften vermutlich gleich mehrere Verfahren, in die Berlusconi verwickelt ist, praktisch vom Tisch sein, nicht jedoch der Prozess um die junge Marokkanerin "Ruby" und die angeblichen Sex-Partys bei ihm.

15.000 Prozesse fallen dem Gesetz zum Opfer

Die linke Opposition hatte erbitterten Widerstand gegen das Gesetz geleistet, mit dem Verjährungsfristen für Nicht-Vorbestrafte verkürzt werden. Auch vor dem Parlament wurde heftig dagegen demonstriert. Die Norm diene einzig dazu, Berlusconi vor seinen Prozessen zu bewahren, ist Hauptkritikpunkt der Gegner. Auch für andere Verfahren hätte das Gesetz verheerende Folgen. Etwa 15.000 Prozesse würden ihm zum Opfer fallen, berichteten italienische Medien - darunter unter anderem der Prozess gegen die Verantwortlichen der Flüssiggaswaggon-Explosion im Bahnhof von Viareggio, bei der 32 Menschen im Juli 2009 starben.

Der Regierungschef und die minderjährige Prostituierte waren ein Paar.

Der Regierungschef und die minderjährige Prostituierte waren ein Paar.

(Foto: REUTERS)

Für Berlusconi "erledigt" könnte vor allem der Prozess wegen Bestechung des britischen Anwalts David Mills sein, vermutlich auch der Mediaset-Prozess, in dem es um Steuervergehen bei dem Verkauf von Film- und TV-Rechten geht. Nicht betroffen ist der spektakuläre Fall "Ruby". Daneben geht es für ihn noch um das Mediatrade-Verfahren um Steuervergehen, das allerdings derzeit noch im Vorprozess steckt.

Dieser Prozess gegen den 74-Jährigen wegen Amtsmissbrauchs und Sex mit der damals minderjährigen marokkanischen Prostituierten "Ruby Rubacuori" (Ruby Herzensdieb) war in der vergangenen Woche eröffnet und nach fünf Minuten auf Ende Mai vertagt worden. Weder das Escort-Girl noch Berlusconi erschienen vor Gericht.

Quelle: ntv.de, dpa

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