Politik

Nie für eine Frau bezahlt Berlusconi rechtfertigt sich

Alles politisch motiviert: Berlusconi sieht sich wieder einmal verfolgt.

Alles politisch motiviert: Berlusconi sieht sich wieder einmal verfolgt.

(Foto: dpa)

Der italienische Ministerpräsident wehrt sich gegen Vorwürfe, mit einer minderjährigen Prostituierten verkehrt zu haben. Er habe nie für eine Frau gezahlt, sagte Berlusconi. Die Ermittlungen in der Ruby-Affäre seien ohnehin politisch motiviert.

Der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi hat sich gegen den Vorwurf verteidigt, Kunde einer minderjährigen Prostituierten gewesen zu sein. Er habe niemals für "Beziehungen mit einer Frau" gezahlt, sagte Berlusconi in einer Videobotschaft. Dies sei unter seiner Würde. Zudem lebe er seit seiner Trennung von seiner Frau Veronica Lario im Jahr 2009 in einer festen Beziehung.

Gibt der Affäre den Namen: Ruby.

Gibt der Affäre den Namen: Ruby.

(Foto: REUTERS)

Im Mittelpunkt der Vorwürfe steht eine junge Marokkanerin, die als minderjährige Prostituierte namens Ruby an ausschweifenden Festen in Berlusconis Villa in Arcore nahe Mailand teilgenommen haben soll. Sex mit Berlusconi soll sie laut Medienberichten nicht gehabt haben, allerdings soll der Regierungschef pro Abend 5000 Euro an sie und weitere junge Frauen gezahlt haben.

Vergangene Woche leitete die italienische Justiz deshalb Ermittlungen gegen den Regierungschef ein. Sie wirft ihm zudem Amtsmissbrauch vor, weil er seine Stellung dazu genutzt haben soll, sich für die Freilassung der jungen Frau einzusetzen, als die Polizei sie wegen Diebstahls im vergangenen Mai festgenommen hatte.

Hilfe ja, Sex nicht

Berlusconi bestritt in der Videobotschaft nicht, der jungen Frau geholfen zu haben. Jedoch habe er niemals sexuelle Beziehungen zu ihr gehabt. Darüber hinaus habe sie ihr Alter mit 24 Jahren angegeben. Die neuen Ermittlungen der Justiz bezeichnete der Regierungschef als politisch motiviert. Die Mailänder Staatsanwälte hätten diese erst nach seiner überstandenen Vertrauensabstimmung im Dezember im Parlament eingeleitet.

Nach eigenen Angaben hat die Mailänder Justiz aber "zahlreiche Beweise" für die Rotlicht-Kontakte des Regierungschefs. Eine "bedeutende Zahl" junger Frauen habe sich gegen Geld für Berlusconi prostituiert, heißt es in einem Brief der Staatsanwaltschaft an die Abgeordnetenkammer des Parlaments in Rom. Außerdem habe der 74-Jährige die jungen Frauen kostenlos in Luxusappartments in Mailand wohnen lassen, damit sie zu Partys in seine Villa in Arcore kommen konnten.

"Sage niemandem etwas"

So könne etwa über Handy-Ortungen bewiesen werden, dass Ruby tatsächlich zwischen Februar und Mai 2010 mehrfach in der Villa gewesen sei. Die Nachrichtenagentur ANSA zitierte aus Abhörprotokollen der Staatsanwaltschaft von Rubys Handy. In einem Telefonat mit der Mutter eines ihrer Ex-Freunde sagte die junge Frau demnach, sie habe von Berlusconi fünf Millionen Euro für ihr Schweigen gefordert. Ihr Name sei "beschmutzt" worden. In einem anderen Telefonat sagte sie laut Ansa, Berlusconi rufe sie pausenlos an und sage: "Ruby, ich gebe dir soviel Geld du willst, ich überschütte dich mit Gold, das Wichtige ist, dass du alles verschweigst. Sage niemandem etwas."

In dem Schreiben bittet die Staatsanwaltschaft die Abgeordneten, der Durchsuchung eines Büros des Berlusconi-Vertrauten Giuseppe Spinelli zuzustimmen, der die Frauen Medienberichten zufolge bezahlt haben soll. Erst am Donnerstag hatte das italienische Verfassungsgericht ein umstrittenes Immunitätsgesetz teilweise aufgehoben, das den Regierungschef und seine Minister vor Strafverfolgung schützte.

Quelle: ntv.de, AFP

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