Politik

Streit in der AfD "Bernd Lucke sollte nicht allein entscheiden"

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Bernd Lucke und Frauke Petry sind zwei von drei "Sprechern" der AfD.

(Foto: picture alliance / dpa)

In der AfD gibt es Krach: Parteigründer Bernd Lucke will alleiniger Chef werden. Seine Co-Vorsitzende Frauke Petry lehnt den Plan ihres Kollegen strikt ab. "Meine Befürchtung ist, dass er in einer Einserspitze noch mehr einsame Entscheidungen treffen würde."

n-tv.de: Was haben Sie dagegen, dass Bernd Lucke alleiniger AfD-Chef werden will?

Frauke Petry: Es geht nicht darum, ob ich etwas dagegen habe, sondern was der Parteitag entscheidet. Viele Mitglieder in der AfD sind mit der aktuellen Konstellation sehr zufrieden. Deswegen müsste eine Satzungsänderung sehr gut begründet werden.

Und Ihre persönliche Meinung?

Es gibt gute Argumente für beide Varianten: Es gibt Landesverbände, darunter mein eigener, der mit einer Einserspitze sehr gut zurechtkommt. Es gibt andere Landesverbände, die ein Mehrsprechermodell haben. Insofern sind beide Varianten gelebte Realität. Ich glaube, dass die Chance der AfD in einer breiten personellen Aufstellung liegt. Die ist besser gewährleistet, wenn wir beim Dreiermodell bleiben.

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Frauke Petry ist eine von drei Bundessprechern der AfD, alleinige Parteivorsitzende in Sachsen sowie Chefin der AfD-Fraktion im sächsischen Landtag.

(Foto: picture alliance / dpa)

Aber sind drei Sprecher nicht doch ein bisschen viel für eine Partei?

Wir haben in den vergangenen knapp zwei Jahren gezeigt, dass wir sehr gut zu dritt arbeiten können. Trotzdem wurde eine Person nach außen als Führungsfigur wahrgenommen - meist wird Bernd Lucke in den Medien ja als "AfD-Vorsitzender" bezeichnet. Man könnte die Dreierspitze noch sehr viel besser nutzen, indem man Personen und Themen stärker miteinander verknüpft. Das müssen wir auch machen, wenn wir dem Anspruch gerecht werden wollen, den Bernd Lucke formuliert hat: eine kleine Volkspartei zu sein.

Lucke hat für Mitte Januar die Kreisvorsitzenden der AfD zu einer Privatkonferenz nach Frankfurt eingeladen. Glauben Sie, dass viele kommen werden?

Das ist eine sehr geschäftige Zeit. Wir haben am selben Wochenende in Baden-Württemberg einen Landesparteitag, zwei Wochen später ist der Bundesparteitag in Bremen, zu dem viele Mitglieder aus allen Ecken des Landes anreisen. Daher weiß ich nicht, ob zu diesem Treffen viele Kreisvorsitzende kommen werden. Ich empfehle die Teilnahme allerdings, denn was dort besprochen wird, ist sicher wichtig!

Auf AfD-Parteitagen konnte man bisher den Eindruck bekommen, dass Lucke keine Chance hat, sich zum alleinigen Parteivorsitzenden zu machen. Warum betreibt er das Projekt der Satzungsänderung trotzdem weiter?

Dass unsere aktuelle Satzung, die in der frühen Gründungsphase in großer Eile entstanden ist, eine Aktualisierung braucht, ist in der AfD Konsens. Seit April arbeiten wir an einer neuen Satzung, ich selbst war daran auch beteiligt und glaube, dass es viele Details gibt, die wir ändern sollten. Nur bei dieser einen Kernfrage gibt es verschiedene Ansichten. Ich glaube, wir sollten gelassen abwarten, was der Parteitag entscheidet, und nicht versuchen, eine Entscheidung zu präjudizieren.

Angeblich will Bernd Lucke unter Ausschluss der Öffentlichkeit sprechen. Stimmt das?

Nein. Der Parteitag ist öffentlich, und die Diskussion kann auch öffentlich geführt werden. Wir haben nichts zu verbergen.

In den letzten Wochen entstand der Eindruck, Bernd Lucke sei in der AfD fast ein bisschen isoliert.

Ich glaube nicht, dass er das ist, aber ich glaube, dass er die Geduld verliert. Wenn man allein zu einer derartigen Veranstaltung einlädt, ohne sich vorher mit dem Vorstand abzusprechen, dann wirkt das nicht nur einsam, dann ist das eine einsame Entscheidung.

Lucke hat laut "Süddeutscher Zeitung" mitteilen lassen, eine Mehrheit des Parteivorstandes billige sein Vorgehen.

Nun, es gab jedenfalls keine Vorstandssitzung, die sich mit dem Thema befasst hätte. Die Nachricht, dass es eine Einladung von Bernd Lucke an die Kreisvorsitzenden gab, hat mich am 23. Dezember überrascht.

Können Sie sich eine AfD ohne Bernd Lucke vorstellen?

Ich möchte mir gar keine AfD ohne Bernd Lucke vorstellen. Aber es gibt auch viele andere Leute, ohne die ich mir die AfD nicht vorstellen möchte. Bernd Lucke ist von Anfang ein sehr prägendes Gesicht dieser Partei gewesen. Nun bin ich auch von Anfang an dabei, viele andere, die in den letzten zweieinhalb Jahren ebenso hart gearbeitet haben, sind dies ebenfalls. Sie geben dieser Partei Gesicht und Stimme. Wir haben nur dann eine starke Führung, wenn auch die Ebene darunter stark ist. Bernd Lucke sollte nicht allein entscheiden, wer sonst noch dabei ist. Meine Befürchtung ist, dass er in einer Einserspitze noch mehr einsame Entscheidungen treffen würde.

Mit Frauke Petry sprach Hubertus Volmer

Quelle: ntv.de

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