Politik

RWE hofft auf Politikwechsel Biblis soll länger am Netz bleiben

Der Energiekonzern RWE will mit Hilfe einer viermonatigen Revision den Block A des Atomkraftwerks Biblis auch ohne Laufzeitverlängerung bis 2010 am Netz lassen. RWE plane für den ältesten deutschen Atommeiler nächstes Jahr eine 125 Tage dauernde Revision samt Nachrüstung und Modernisierung, sagte Kraftwerkssprecher Frank Staude. Mit der Laufzeitverlängerung will der Konzern den alten Reaktor auch für einen möglichen Politikwechsel nach der Bundestagswahl 2009 retten.

Für die Arbeiten müsse der Reaktor von Mai bis September 2009 abgeschaltet werden, sagte der Leiter Anlagentechnik des Kraftwerks, Jürgen Haag, der Zeitung. Aufgrund der im Atomgesetz zugestandenen Strommenge dürfte Block A dann noch bis ins Jahr 2010 in Betrieb bleiben.

Eigentlich schon 2008 vom Netz

Nach den im Atomkonsens vereinbarten Restlaufzeiten hätte Biblis A eigentlich bereits 2008 vom Netz gehen müssen. Wegen fehlerhaft eingebauter Dübel wurde der Reaktor jedoch von Herbst 2006 bis Frühjahr 2008 abgeschaltet. So verlängerte sich die Laufzeit bis Herbst 2009, dem Termin für die nächste Bundestagswahl. Mit dem Aufschub, der durch die Revision gewonnen wird, wäre Biblis A noch in Betrieb, wenn eine neue, möglicherweise atomfreundliche Bundesregierung gebildet wird. Die Hoffnung von RWE auf einen Wechsel in der Atompolitik nach der Bundestagswahl verhehlte Kraftwerkssprecher Staude nicht: "Dahinter steht natürlich auch, dass wir Block A auf einem technischen Stand halten, der es uns erlaubt, ihn weiterzubetreiben, wenn die Politik uns das ermöglicht."

Atomkraft für CDU "unverzichtbar"

Zugleich betonte der Chef des Bundeskanzleramts, Thomas de Maiziere, dass die Atomkraft in Deutschland für längere Zeit unverzichtbar sei. In dieser Wahlperiode seien längere Laufzeiten für die Akw mit der SPD nicht durchzusetzen, aber nach der Bundestagswahl werde das Thema weiter verfolgt: "Dafür werden wir uns einsetzen", sagte de Maiziere der "Passauer Neuen Presse". "Deutschland würde sich mit einem Ausstieg international völlig isolieren."

Dem Ausstiegsbeschluss der früheren rot-grünen Bundesregierung zufolge muss das letzte deutsche AKW um das Jahr 2020 vom Netz. Die Branche will aber zumindest ältere Reaktoren wie Biblis, die in nächster Zeit abgeschaltet werden müssten, länger laufen lassen. CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla hatte erklärt, dies werde ein zentraler Punkt im Bundestagswahlkampf seiner Partei sein.

Wulff will keinen Wahlkampf über Kernkraft

Dem widersprach überraschend CDU-Vize Christian Wulff in der "Financial Times Deutschland": "Es wäre absurd, allein über die Frage nach den Laufzeiten von Kernkraftwerken die Auseinandersetzung zu suchen. Das ist eines von vielen Themen." Auch er bekräftigte aber, die Laufzeiten dürften nicht nach ideologischen Motiven ausgerichtet werden. Wenn die Reaktoren unsicher seien, müssten sie sofort abgeschaltet werden, sagte er. Seien sie sicher, könnten sie länger laufen. Einem Neubau von Anlagen erteilte er allerdings eine Absage: "Es gibt niemanden, der derzeit im Traum daran denkt, in Deutschland ein neuer Kernkraftwerk zu errichten."

Quelle: ntv.de

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