"Alle Opfer gut versorgt" Birma hat alles im Griff
24.05.2008, 16:14 UhrEinen Tag vor der Geberkonferenz am Sonntag in Rangun hält das birmanische Regime an seiner Darstellung fest, dass die Opfer des Zyklons "Nargis" inzwischen alle gut versorgt sind. Das widerspricht Angaben von Hilfsorganisationen und Schätzungen der Vereinten Nationen.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon meinte vor seinem Besuch im Irrawaddy-Delta am Donnerstag, erst ein Viertel der 2,4 Millionen Bedürftigen hätte ausreichend Hilfe erhalten. Nach Darstellung der Regierung geht es dagegen jetzt nur noch um den Wiederaufbau.
Bei einem Briefing für Hilfsorganisationen in Rangun berichtete die Junta, durch den Zyklon seien 1,2 Millionen Hühner und fast 137.000 Wasserbüffel umgekommen. Insgesamt seien 10,7 Milliarden Dollar nötig, um Felder und Dörfer wieder herzurichten, sagte Regierungschef Thein Sein nach Angaben von Penny Lawrence, Direktorin der Hilfsorganisation Oxfam.
"Wie sieht das konkret aus?"
Lawrence zeigte sich skeptisch, ob die Zusage von Juntachef Than Shwe, ausländische Helfer nach drei Wochen Widerstand doch ins Land zu lassen, auch eingehalten wird. "Als Schlagzeile sieht das sehr erfreulich aus, aber wie sieht es konkret aus?", sagte sie. Die internationalen Hilfsorganisationen fordern, dass ihre Helfer nicht nur ins Land gelassen werden, sondern dort auch in die Katastrophengebiete reisen dürfen.
Auf der Geberkonferenz der UNO und der Südostasiatischen Staatengemeinschaft (ASEAN) soll über weitere Hilfslieferungen entschieden werden. Auch sollen Einzelheiten bekannt gegeben werden, wie und wo Hilfsorganisationen in das Land kommen können. Deutschland wird vom Staatsminister im Auswärtigen Amt, Gernot Erler (SPD), vertreten. Auch Ban wird an der Konferenz teilnehmen.
Referendum im Katastrophengebiet
Drei Wochen nach "Nargis", bei dem wahrscheinlich mehr als 130.000 Menschen ums Leben kamen, hat das Regime auch in den am meisten betroffenen Katastrophengebieten über die umstrittene Verfassung abstimmen lassen.
Während das Referendum in weiten Teilen des südostasiatischen Landes bereits eine Woche nach der Katastrophe abgehalten wurde, öffneten am Samstag die Wahllokale für die Bewohner Ranguns und des Irrawaddy-Deltas.
Im ersten Durchgang eine Woche nach dem Zyklon hatten sich nach Regierungsangaben mehr als 92 Prozent der Teilnehmer für den Entwurf einer neuen Verfassung ausgesprochen. Während diese nach Darstellung der Regierung den Weg zu Wahlen in zwei Jahren freimachen soll, sehen Kritiker darin ein Manöver, um die Macht der seit 1962 herrschenden Junta weiter zu festigen. Die von Aung San Suu Kyi angeführte Opposition rief zum Boykott des Referendums auf.
China gibt zehn Millionen Dollar
Der chinesische Regierungschef Wen Jiabao sagte Birma zehn Millionen Dollar (6,3 Millionen Euro) Hilfe zu. Die Summe gab Wen bekannt, als er am Samstag zusammen mit UN-Generalsekretär Ban die vom Erdbeben zerstörte Stadt Yingxiu im Südwesten Chinas besuchte. Ban hatte am Freitag bei einem Treffen mit Vertretern der birmanischen Militärregierung die Zusage erhalten, dass ausländische Helfer nun ins Land gelassen würden. Vertreter von Hilfsorganisation kritisierten am Samstag, dass es nach wie vor keine klaren Anweisungen gebe.
Durch den Zyklon am 2. und 3. Mai kamen nach offizieller birmanischer Zählung rund 78.000 Menschen ums Leben; rund 56.000 werden noch vermisst.
Quelle: ntv.de