Gefangen und geschlagen Birma rekrutiert Kinder
31.10.2007, 09:32 UhrMenschenrechtler haben der Militärregierung von Birma vorgeworfen, reihenweise Kindersoldaten zu rekrutieren. Jungen ab dem Alter von zehn Jahren würden von Anwerbern gekauft und dann an das Militär veräußert, berichtete die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW).
Die Kinder würden praktisch wie Gefangene behandelt und geschlagen. HRW berief sich dabei auf Interviews mit 20 früheren birmanischen Soldaten. Die überwiegende Mehrheit von ihnen habe die Zahl der Jugendlichen und Kinder unter den Rekruten auf fast ein Drittel beziffert. Die Militärjunta erklärte der Organisation zufolge, es würden nur Freiwillige über 18 Jahren zum Dienst in der Armee herangezogen.
HRW zufolge sucht das birmanische Militär derzeit händeringend nach Personal. Bereits vor der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung im September habe die Armee Probleme gehabt, ihre Ränge zu füllen. Der Einsatz von Soldaten gegen protestierende Mönche sowie bei der Tötung und Festnahme von Demonstranten könnte dazu führen, dass künftig noch mehr Kindersoldaten rekrutiert würden, erklärte Human Rights Watch weiter.
Mönche versammeln sich wieder
Zum ersten Mal seit der blutigen Niederschlagung der Proteste haben sich mehr als 100 buddhistische Mönche versammelt. Die Mönche zogen durch die Straßen der Ortschaft Pakokku und sangen, riefen allerdings keine Parolen. Sie begannen ihren Marsch an der Pagode Shwagu und sprachen fast eine Stunde Gebete. Danach kehrten sie in ihre Klöster zurück. In Pakokku war es im vergangenen Monat zu regierungskritischen Demonstrationen gekommen.
US-Präsident George W. Bush und UN-Generalsekretär Ban Ki-moon wollen den Druck auf das Regime in Birma erhöhen. Darüber verständigten sie sich in einem Telefongespräch. Es seien ernsthafte Gespräche zwischen der Militärregierung und der demokratischen Opposition notwendig mit dem Ziel, zu einer demokratischen Regierung zurückzukehren, sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Dan Perino. Ban habe Bush gesagt, dass der UN-Sondergesandte Ibrahim Gambari frühestens am Donnerstag nach Birma zurückkehren werde. Ein UN-Sprecher erklärte, es gebe allerdings noch keinen konkreten Termin für die Reise Gambaris.
Junta lässt Dissidenten frei
Angesichts des angekündigten Besuchs des UN-Sondergesandten hat die Militärregierung in Birma sieben Dissidenten freigelassen. Es handelt sich um Mitglieder der Partei von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi, die im Zuge der blutig niedergeschlagenen Proteste vor rund einem Monat inhaftiert worden waren. Ein Sprecher der Partei erklärte, nach wie vor seien mindestens 150 der 300 im September verhafteten Parteimitglieder im Gefängnis. Vielen werde medizinische Hilfe verweigert, die Haftbedingungen seien sehr hart.
Die Regierung hat eigenen Angaben zufolge während der Proteste etwa 3.000 Menschen verhaftet, die meisten inzwischen aber wieder freigelassen. Bei den Demonstrationen wurden nach Regierungsangaben zehn Menschen getötet, oppositionelle Gruppen sprechen von bis zu 200 Toten.
Die weltweite Kritik am Militärregime hatte massiv zugenommen, nachdem es friedliche Massenproteste Ende September gewaltsam niedergeschlagen hatte. Mehrere Nationen hatten daraufhin den Druck auf das Regime verstärkt. So verhängten die USA und Australien Wirtschaftssanktionen.
Quelle: ntv.de