Politik

Moskauer Theater gestürmt Bis zu 1.000 Geiseln

Eine Gruppe von rund 40 bewaffneten Tschetschenen ist in Moskau während einer Musical-Vorstellung in einen Konzertsaal eingedrungen und hat Zuschauer und Darsteller als Geiseln genommen. In russischen Medienberichten war von rund 1.000 Geiseln die Rede. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes befinden sich unter ihnen auch drei Deutsche. Die Geiselnehmer drohten, bei einem Sturm auf das Gebäude Sprengsätze zu zünden, die sie im Saal verteilt hätten.

Die Rebellen fordern ein sofortiges Ende des Krieges in der von Russland abtrünnigen Kaukasus-Republik. Das berichteten das Staatsfernsehen und Geiseln, denen die Flucht aus dem Gebäude gelungen war. Behörden gaben an, die Geiselnehmer gehörten zur Einheit des tschetschenischen Feldkommandeurs Mowsar Barajew. Der für die Republik Tschetschenien entsandte Duma-Abgeordnete Aslanbek Aslachanow begab sich am Abend zu Verhandlungen mit den Kidnappern in das Theater.

Nach Angaben von ITAR-TASS hielten am Abend gegen 19.00 Uhr (MESZ) mehrere Fahrzeuge vor dem Musical-Theater im Südosten der Stadt. Rund ein Dutzend Bewaffneter besetzten die Eingänge und stürmten das Gebäude. Eine Mitarbeiterin der Agentur Interfax, die die Vorstellung des Musicals "Nord-Ost" besucht hatte, berichtete von Warnschüssen in die Luft.

Die Geiselnehmer gestatteten den Geiseln, mit ihren Mobiltelefonen Verwandte und Bekannte anzurufen. Kurz danach seien rund 20 Kinder sowie alle Moslems freigelassen worden. Um Mitternacht (Ortszeit) wurden nach Angaben der Polizei weitere 150 Menschen freigelassen. Augenzeugen berichteten, die Geiselnehmer seien mit Pistolen und Sturmgewehren bewaffnet und trügen Sprengsätze an ihrem Körper.

Deutsche unter den Geiseln

Das Auswärtige Amt hat bestätigt, dass sich unter den Geiseln auch drei deutsche Staatsbürger befinden. "Nach den Informationen, die uns bis jetzt vorliegen, sind es drei Deutsche", sagte ein Sprecher der dpa. Angaben zur Identität könne er nicht machen.

Großaufgebot an Polizei und Armee

Die Polizei-Sondereinheit "Alfa" bezog Stellung rund um das Theater, das sich im Kulturhaus einer Fabrik in der Melnikow-Straße befindet. Wie ein AFP-Reporter berichtete, fuhren auch zwei Panzerfahrzeuge des russischen Innenministeriums vor dem Gebäude auf. Zwei Gruppen von jeweils rund 50 schwer bewaffneten Soldaten bezogen ebenfalls Stellung. Umliegende Gebäude wurden geräumt.

Präsident Wladimir Putin, der am Donnerstag eine Europareise antreten wollte, begab sich noch in der Nacht zu einer Krisensitzung mit Vertretern der Sicherheitsbehörden in den Kreml. Die Polizei verstärkte in Moskau die Bewachung strategisch wichtiger Gebäude und Anlagen.

Tschetschenische Rebellen haben schon mehrfach mit spektakulären Geiselnahmen Verhandlungen mit Moskau zu erzwingen versucht. So nahmen sie 1996 in der Nachbarrepublik Dagestan 3000 Geiseln, wurden aber später in einem Buskonvoi überwältigt. Dabei gab es 200 Tote. 1995 stürmen tschetschenische Rebellen ein Krankenhaus in Budjonnowks in Südrussland und nahmen mehr als 1000 Geiseln. Dabei wurden mehr als 100 Menschen getötet. Die Geiselnehmer erhielten freies Geleit und die Zusicherung von Friedensverhandlungen, als sie die Geiseln freiließen.

Quelle: ntv.de

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