"Frauenverachtend" Böhmer will sich erklären
26.02.2008, 16:54 UhrAngesichts anhaltender Kritik will Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Wolfgang Böhmer (CDU) am Donnerstag im Landtag seine umstrittenen Äußerungen über Kindstötungen im Osten erläutern. Das kündigte Regierungssprecherin Monika Zimmermann an. Der Koalitionspartner SPD, der von Böhmer eine "öffentliche Entschuldigung" gefordert hatte, schlug inzwischen etwas versöhnlichere Töne an.
"Nach meiner Einschätzung hat der Ministerpräsident eine wirkliche Klarstellung vorgenommen, so wie wir es von Seiten der SPD gefordert haben. Die Verabredung ist, dass er im Landtag genauso klare Worte findet", sagte Sozialministerin Gerlinde Kuppe (SPD). Laut Vize-Regierungschef und Finanzminister Jens Bullerjahn (SPD) besteht noch Klärungsbedarf.
Böhmer, der jahrzehntelang als Frauenarzt arbeitete, hatte dem Magazin "Focus" am Wochenende gesagt, er erkläre sich die vielen Kindstötungen in Ostdeutschland "vor allem mit einer leichtfertigeren Einstellung zu werdendem Leben in den neuen Ländern", die auf die DDR-Abtreibungspolitik zurückgehe. Mit dieser Einschätzung hatte er bundesweit Empörung ausgelöst.
"Focus" bleibt dabei
Seine Sprecherin Zimmermann hielt an der Darstellung fest, die Äußerungen in dem Interview seien verkürzt wiedergegeben worden. Der "Focus" betonte dagegen nochmals, dass das veröffentlichte Interview von der Staatskanzlei autorisiert und freigegeben worden sei.
Unterdessen riss die Kritik an Böhmers Äußerungen nicht ab. Die Bundesvorsitzende der Katholischen Arbeitnehmer Bewegung, Birgit Zenker, nannte sie "menschen- und frauenverachtend". Sachsen-Anhalts Linke-Fraktionschef Wulf Gallert sagte, Böhmer sei irreversibel politisch beschädigt.
Unterstützung erhielt Böhmer vom Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Hans Joachim Meyer, der die Kritik in einer Erklärung als überzogen und maßlos bezeichnete. Der niedersächsische Kriminologe Christian Pfeiffer forderte in der "Thüringer Allgemeinen", die Rolle der Väter bei Kindstötungen genauer zu beleuchten. An Pfeiffers Institut läuft derzeit eine Studie zu Kindstötungen.
Quelle: ntv.de