Terrorgruppe ignoriert Waffenruhe Boko Haram entführt erneut Jugendliche
27.10.2014, 13:10 Uhr
Bereits vor sechs Monaten wurden über 200 Schülerinnen von Boko Haram entführt.
(Foto: REUTERS)
In Nigeria mordet und terrorisiert die Boko Haram-Sekte weiter: Die islamistische Organisation tötet mindestens 17 Menschen und entführt Dutzende Jugendliche. Weibliche Geiseln werden einem Bericht zufolge nicht nur sexuell missbraucht, sondern auch zum Kampf an der Front gezwungen.
Trotz eines mit der nigerianischen Regierung ausgehandelten Waffenstillstands hat die islamistische Terrorgruppe Boko Haram im Nordosten des Landes mindestens 17 Menschen getötet. Gleichzeitig hätten die Extremisten bei mehreren Angriffen rund 30 Jugendliche entführt, berichtete die Zeitung "Premium Times". Die Attacken hätten sich im Bundesstaat Borno ereignet, der schon lange als Hochburg der Gruppe gilt.
"Wir haben Berichte über zahlreiche Angriffe nahe dem Ort Mafa erhalten, bei denen die Boko Haram junge Mädchen und Jungen verschleppt hat", zitierte die Zeitung einen Sicherheitsbeamten. Anschließend hätten die Extremisten unter anderem 300 Kühe und Lebensmittel gestohlen, sagten Anwohner. Nigerias Präsident Goodluck Jonathan hatte zuvor erklärt, mit der Gruppe am 17. Oktober eine Waffenruhe ausgehandelt zu haben. Bei den Gesprächen soll es vor allem um die Freilassung von mehr als 200 Schülerinnen gehen, die vor sechs Monaten aus einem Schlafsaal im Ort Chibok entführt worden waren. Trotz intensiver Suche auch mit internationaler Hilfe konnten die Mädchen bislang nicht befreit werden.
Geiseln müssen an die Front
Aus einem neuen Bericht der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) geht hervor, dass die verschleppten Mädchen häufig gezwungen werden, an der Front beim Kampf gegen Regierungstruppen zu helfen. Auch würden sie unter anderem mit Islamisten verheiratet, physisch und psychisch missbraucht, zu Zwangsarbeit verpflichtet und vergewaltigt, so der veröffentlichte Bericht.
Eine 19-Jährige erzählte, sie sei im vergangenen Jahr drei Monate in einem Boko Haram-Camp festgehalten und unter anderem aufgefordert worden, einen Gefangenen mit einem Messer zu töten. "Ich habe vor Angst gezittert und konnte es einfach nicht tun", sagte sie. "Da hat die Frau dem Anführer das Messer weggenommen und den Mann ermordet." Zudem musste die Geisel mehrmals direkt an der Frontlinie Islamisten mit Munition versorgen.
Bei Angriffen der Boko Haram sind allein in diesem Jahr mehr als 3000 Menschen getötet worden. Seit 2009 sind HRW-Angaben zufolge zudem mindestens 500 Frauen und Mädchen verschleppt worden. Die Islamisten wollen im Norden Nigerias einen Gottesstaat auf Grundlage der Scharia einrichten.
Quelle: ntv.de, dsi/spt/dpa