Doppelanschlag in Pakistan Bomben töten 35 Menschen
12.06.2011, 13:32 Uhr
Die Geschäfte sind völlig zerstört.
(Foto: REUTERS)
Es ist wie ein Hinterhalt: Erst explodiert in der pakistanischen Grenzstadt Peshawar ein kleiner Sprengsatz und zieht Schaulustige an. Dann rast ein Selbstmordattentäter in die Menge und tötet 35 Menschen. Die Behörden vermuten die Taliban als Auftraggeber - möglicherweise als Reaktion auf Worte von Afghanistans Präsident Karsai.
Bei einem Doppelanschlag auf einen gut besuchten Hotel- und Geschäftskomplex in der nordwestpakistanischen Stadt Peshawar sind mindestens 35 Menschen getötet worden. Mehr als 80 Menschen wurden verletzt, als die Bomben in einem Abstand von vier Minuten explodierten. Die zweite, besonders starke Explosion wurde von einem Selbstmordattentäter ausgelöst.
Attentäter auf Motorrad
Kurz vor Mitternacht sei in einem Hotel zunächst ein kleiner Sprengsatz explodiert, durch den zwei Menschen verletzt wurden, sagte ein Polizeisprecher. Als sich wenig später in der belebten Geschäftsstraße im Stadtzentrum Rettungskräfte, Journalisten und Anwohner versammelten, habe sich ein Selbstmordattentäter auf einem Motorrad in die Luft gesprengt. Zunächst war die Polizei von einer ferngezündeten Bombe ausgegangen. Die Behörden machen die Taliban für den Anschlag verantwortlich.

Pakistaner versammeln sich um den Sarg von Abid Naveed, ein einheimischer Journalist, der beim Anschlag ums Leben kam.
(Foto: AP)
Der Komplex, in dem sich ein Hotel, ein Supermarkt, Studentenunterkünfte und Kioske befinden, liegt in einem Wohngebiet von Peshawar. Sechs Geschäfte und das Hotel wurden durch die Explosionen stark beschädigt. Geschirr, Möbel und zerfetzte Körperteile lagen verstreut herum. Fernsehsender zeigten Krankenwagen, die Tote und Verletzte abtransportierten. Unter den Getöteten waren zwei Journalisten, die für die englischsprachigen pakistanischen Zeitungen "Today" und "The News" arbeiteten.
Reaktion auf Worte Karsais?
Zu dem Anschlag bekannte sich zunächst niemand, doch die islamistischen Taliban in Pakistan hatten gedroht, Vergeltung für die Tötung von Al-Kaida-Chef Osama bin Laden üben zu wollen. Bin Laden war am 2. Mai bei einem US-Kommandoeinsatz im pakistanischen Abbottabad getötet worden.
Die Explosionen erfolgten nur wenige Stunden nach einem Besuch von Afghanistans Präsident Hamid Karsai, der Pakistan dazu aufforderte, in den nordwestpakistanischen Stammesgebieten an der Grenze stärker gegen Schutzräume für die Extremisten vorzugehen. Direkt an der Grenze liegt auch Peshawar. Seit der Stürmung einer von Islamisten geführten Moschee in Islamabad durch die pakistanische Armee im Jahr 2007 kamen bei Anschlägen und Angriffen von Islamisten in dem Land mehr als 4400 Menschen ums Leben.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa