Ablasshandel um Atemluft Bonner Klima-Konferenz tagt und tagt und...
22.07.2001, 07:11 UhrDie Verhandlungen auf der Weltklimakonferenz in Bonn verzögern sich bis spät in die Nacht zum Montag. Nach dem eher zähen Verlauf der Verhandlungen mit großen Differenzen berät sich Konferenzpräsident Jan Pronk am Sonntagabend erneut mit Vertretern einer Gruppe von Ländern über Lösungen. Eine Einigung war nach wie vor nicht in Sicht.
Die Erklärungen der Staats- und Regierungschefs vom G-8-Gipfel aus Genua zum Klimaschutz seien nicht hilfreich gewesen, betonte Pronk. Ziel in Bonn ist eine Vereinbarung über ein Regelwerk zur Verminderung der klimaschädlichen Treibhausgase. Ohne eine solche Übereinkunft kann das Kyoto-Protokoll von 1997 nicht in Kraft treten.
Das Kompromiss-Papier, das Konferenzpräsident Jan Pronk den Gipfelteilnehmern am Mittag vorgelegt hatte, macht viele Zugeständnisse. Einigten sich die Delegierten jedoch auf diesen Kompromiss, dann wäre immerhin der Einstieg in die weltweite Emissionsreduktion gelungen.
Doch nachdem es in Genua beim G-8-Gipfel keinen Durchbruch gab, stehen die Zeichen auch in Bonn auf Misserfolg. Während die EU zustimmen will, lehnen Japan, Kanada und Australien ab. Russlands Haltung ist unklar. Am Vormittag hieß es noch, die japanische Regierungspartei LDP schließe eine Ratifizierung des Kyoto-Vertrages zum Klimaschutz nicht mehr aus, und Kanadas Premier Jean Chretien habe Zustimmung signalisiert.
Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) erklärte, der Vorschlag bleibe deutlich hinter den Vorstellungen Deutschlands zurück. Trittin beschwor vor allem Japan, der Vereinbarung zuzustimmen.
Das Papier des niederländischen Umweltministers Pronk geht stark auf die Forderungen Japans, Russlands und Kanadas ein. Nach dem "Nein" der Vereinigten Staaten zum Kyoto-Protokoll benötigt man die Zustimmung dieser Länder. Das Protokoll tritt erst in Kraft, wenn es 55 Länder ratifiziert haben. Auf diese müssen mindestens 55 Prozent des Kohlendioxidaustoßes der Industrieländer von 1990 entfallen.
Der Entwurf Pronks sieht vor, dass bei der Emissionsreduzierung "flexible Mechanismen " genutzt werden können. Gemeint ist damit der Emissionshandel. So sollen so genannte "Kohlendioxid-Senken" - damit sind Wälder oder Felder gemeint - als Klimapluspunkte für die Industriestaaten angerechnet werden können.
Die EU will eine Einigung auf der Grundlage des Papiers mittragen, kritisierte die Vorschläge jedoch. Die ersten Reaktionen von Greenpeace und World Wildlife Fonds (WWF) waren positiv. Beim WWF hieß es jedoch, durch die Anrechnung von Wäldern müssten die Industriestaaten ihren CO2-Ausstoß lediglich um 1,8 Prozent reduzieren. Nach dem Kyoto-Protokoll war bisher bis 2012 eine Verringerung von 5,2 Prozent im Verhältnis zu 1990 vorgesehen.
In seinem 15-Seiten-Papier macht Pronk auch Lösungsvorschläge zur Finanzierung verschiedener Klimaschutzfonds für die Dritte Welt und die Kontrolle der Emissionsminderung.
Quelle: ntv.de