Politik

"Das nächste Ziel auf ihrer Liste" Boston-Bomber planten Anschlag in New York

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Als sie bereits auf der Flucht waren, planten die mutmaßlichen Boston-Attentäter offenbar einen Anschlag auf den Times Square in New York. Der Polizeichef der Stadt sagt, nur ein Mangel an Sprit habe die Brüder aufgehalten. Sechs selbst gebastelte Sprengsätze sollen sie dabeigehabt haben.

Bürgermeister Bloomberg (r.) und Polizeichef Kelly informierten die Öffentlichkeit bei einer Pressekonferenz.

Bürgermeister Bloomberg (r.) und Polizeichef Kelly informierten die Öffentlichkeit bei einer Pressekonferenz.

(Foto: AP)

Die mutmaßlichen Attentäter von Boston hatten ein Attentat auf dem Times Square in New York geplant. Dies habe der Überlebende der beiden Brüder der US-Bundespolizei FBI gesagt, teilte der Bürgermeister von New York, Michael Bloomberg, mit. "New York war das nächste Ziel auf ihrer Liste."

"Er hat dem FBI anscheinend gesagt, dass er und sein Bruder beabsichtigten, nach New York zu fahren", sagte Bloomberg über den 19-jährigen Dschochar Zarnajew. "Tatsache ist, New York bleibt ein primäres Ziel für jene, die Amerika hassen und Amerikaner töten wollen", so der Bürgermeister, dessen Stadt bis heute von der Erinnerung an die Terroranschläge vom 11. September 2001 geprägt ist.

Die Brüder Tamerlan und Dschochar Zarnajew sollen am Montag vergangener Woche zwei selbst gebaute Sprengsätze beim Marathon in Boston gezündet haben. Bei dem Doppelanschlag kamen drei Menschen ums Leben, 264 Menschen wurden verletzt. Der 26-jährige Tamerlan wurde auf der Flucht vor der Polizei getötet, sein Bruder wurde schwer verletzt gefasst.

Sechs Bomben im Fluchtauto

Nach Angaben des US-Senders NBC News sagte Dschochar Zarnajew zunächst, er und sein Bruder hätten vorgehabt, nach dem Anschlag in Boston nach New York zu fahren, um dort zu feiern. Nach weiteren Befragungen soll er eingeräumt haben, dass die Brüder über einen Nachfolgeanschlag in New York gesprochen haben.

New Yorks Polizeichef Ray Kelly sagte, die Debatte zwischen den Brüdern habe am Donnerstagabend stattgefunden, nachdem sie einen Mercedes-SUV gestohlen hatten, allerdings noch vor dem ersten Schusswechsel mit der Polizei. Zu diesem Zeitpunkt hätten Tamerlan und Dschochar Zarnajew sechs weitere Bomben dabeigehabt, von denen sie einige auf Polizeifahrzeuge warfen. Einer der Sprengsätze war von der gleichen Bauart wie jene Schnellkochtopf-Bomben, die sie zuvor in Boston eingesetzt hatten.

"Wir sind einfach dankbar"

NBC News zitiert einen Sicherheitsbeamten mit den Worten, der Plan sei noch sehr vage gewesen. Kelly sagte dagegen, das Vorhaben sei nur daran gescheitert, dass das gestohlene Fahrzeug nicht genug Sprit im Tank hatte. Der von den Brüdern entführte Fahrer des Wagens habe beim Auftanken entkommen können und die Polizei alarmiert. Kurze Zeit später nahmen die Fahnder die Spur der Brüder auf.

Bürgermeister Bloomberg erklärte, die mutmaßlichen Attentäter wären am Times Square auf eine starke Polizeipräsenz gestoßen. Es hätte jedoch keine Garantie gegeben, dass ihr Plan vereitelt worden wäre. "Wir wissen nicht, ob wir es geschafft hätten, die Terroristen zu stoppen, wenn sie aus Boston hier angekommen wären", sagte er. "Wir sind einfach dankbar, dass wir es nicht herausfinden mussten."

Kelly sagte, die Polizei habe zwei Fotos vom jüngeren der Zarnajew-Brüder, die ihn am Times Square zeigten. Der Times Square war 2010 das Ziel eines islamistischen Attentäters, dessen Plan jedoch scheiterte.

"Amerika nahm mir meine Kinder"

Unterdessen wiesen die Eltern der mutmaßlichen Attentäter eine Schuld ihrer Söhne zurück. Der in der russischen Kaukasus-Republik Dagestan lebende Vater Ansor Zarnajew erklärte, dass er in die USA reisen wolle, "um alles aufzuklären". "Ich will meinen jüngsten Sohn sehen und meinen ältesten beerdigen", sagte er. Seine Frau Subeidat habe noch nicht entschieden, ob sie ihn begleite. Die Mutter muss sich in den USA offenbar noch wegen eines Ladendiebstahls aus dem Jahr 2012 verantworten.

"Ich weiß eine Sache, dass meine Kinder das nicht getan haben", sagte Subeidat Zarnajew in Dagestans Hauptstadt Machatschkala. Sie warf den US-Behörden vor, Tamerlan "brutal" getötet zu haben. Die Mutter bereute, vor zehn Jahren in die USA gezogen zu sein: "Warum sind wir jemals dort hingegangen? ... Amerika hat mir meine Kinder genommen."

Quelle: ntv.de, hvo/AFP

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