Schutz vor Terror Botschaft in Kabul wird zur Festung
15.11.2010, 18:37 UhrVerkehrsminister Ramsauer hat in Afghanistan keine Soldaten oder Polizisten zu betreuen. Trotzdem gab es einen Grund, dorthin zu reisen: den Neubau der deutschen Botschaft in Kabul als Schutz vor Anschlägen. Besonderer Clou ist eine im Ernstfall bewegliche Mauer.

Verkehrsminister Peter Ramsauer (vorne) und Verteidigungsstaatssekretär Christian Schmidt nehmen an der Grundsteinlegung für einen Neubau der deutschen Botschaft teil.
(Foto: dpa)
Fensterscheiben aus Panzerglas sollen eigentlich vor Kugeln schützen. Sie können aber auch selbst zu lebensgefährlichen Geschossen werden. Vier Mitarbeiter der deutschen Botschaft in Kabul bekamen das im Januar vergangenen Jahres zu spüren. Die Wucht der Explosion einer Autobombe draußen vor der Botschaftsmauer riss die Fenster aus der Verankerung und schleuderte sie auf die Schreibtische in den Büroräumen.
Glück im Unglück: Es war Samstag und die Botschaft fast leer. "Wenn es ein normaler Arbeitstag gewesen wäre, hätte es mindestens Verletzte oder Schwerverletzte gegeben", sagt eine Botschaftsmitarbeiterin. In den Monaten nach den Anschlägen wurden die Sicherheitsmaßnahmen verschärft. Die Fassade zur Straße hat nur noch winzige Fenster, die Mauer wurde verstärkt.
Ramsauer schätzt "gefahrvollen Dienst"
Dem Auswärtigen Amt reicht das aber nicht. Das aus den 60er Jahren stammende Botschaftsgebäude soll nun abgerissen werden, ein neues soll entstehen. Für ein Nebengebäude, in dem die Sicherheitskräfte unterkommen sollen, legte Verkehrs- und Bauminister Peter Ramsauer den Grundstein. Er wolle damit deutlich machen, wie sehr er den "schwierigen und gefahrenvollen Dienst" der Mitarbeiter schätze, sagte der CSU-Politiker.
Rund 60 aus Deutschland entsandte Mitarbeiter sind in der Botschaft in Kabul beschäftigt. Ihnen ist verboten, sich außerhalb der sicheren Botschaftsmauern eine Wohnung zu suchen. Hinzu kommen 60 Ortskräfte. Insgesamt zählt Kabul damit schon zu den größeren deutschen Vertretungen im Ausland. Ein großer Teil der Beschäftigten sind aber Sicherheitskräfte.
Mauer soll Sprengstoff standhalten
Um die Botschaft wird eine Hochsicherheitsmauer gezogen. Der Beton kommt extra auf einem achtwöchigen Landweg aus Deutschland. Die Mauer soll selbst mehreren hundert Kilogramm Sprengstoff standhalten. Sie nimmt die Energie auf und verschiebt sich zwei Meter nach hinten. Umgestoßen werden kann sie aber nicht - sagen jedenfalls die Sicherheitsexperten der Botschaft. Dem Dach sollen künftig selbst Mörsergranaten nichts anhaben können.
All das soll 65 Millionen Euro kosten. Damit dürfte die Vertretung in Kabul eine der teuersten deutschen Botschaften in der Welt werden. Ramsauer machte aber am Montag deutlich, dass man bei der Sicherheit der Botschaftsmitarbeiter nicht sparen sollte. "Sie müssen Ihren Dienst für unser Land in größtmöglicher Sicherheit vollbringen können", sagte er bei der Grundsteinlegung.
Quelle: ntv.de, Michael Fischer, dpa