Politik

Erhöhte Terrorrangst Botschaften im Jemen dicht

Aus Sorge vor neuen Anschlägen halten mehrere westliche Staaten ihre Botschaften in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa geschlossen.

An der US-Botschaft in Sanaa herrscht sonst reger Betrieb.

An der US-Botschaft in Sanaa herrscht sonst reger Betrieb.

(Foto: dpa)

Die diplomatischen Vertretungen der USA und Großbritanniens blieben bereits den zweiten Tag in Folge geschlossen. Die Sicherheitslage werde weiter überprüft, sagte ein US-Diplomat. Ein Sicherheitsberater von US-Präsident Barack Obama hatte am Wochenende mitgeteilt, nach den jüngsten Drohungen gebe es Hinweise, dass die Islamistenorganisation Al-Kaida einen Anschlag in Jemens Hauptstadt Sanaa plane. Die USA und Großbritannien kündigten an, das Land im Kampf gegen Extremisten stärker zu unterstützen.

Inzwischen schloss auch Frankreich seine Botschaft. Der französische Botschafter habe zudem seine Landsleute im Jemen aufgerufen, besondere Vorsicht walten zu lassen und bis auf weiteres auf Reisen zu verzichten, teilte das Außenministerium in Paris mit.

Auch die japanische Vertretung hat die Bearbeitung von Visums-Anträgen und andere Konsulatsdienste ausgesetzt. Eine mögliche Wiederaufnahme des Botschaftsbetriebs hänge von der örtlichen Sicherheitslage ab, hieß es.

Spanien schränkte den Zugang zu seiner Botschaft ein. Ein Sprecher der Auswärtigen Amts in Berlin sagte dagegen, die deutsche Botschaft in Sanaa bleibe vorerst geöffnet. Die Sicherheitsvorkehrungen seien aber erhöht worden.

Geld für Anti-Terror-Einheit

Die Regierungen in Washington und London kündigten an, eine Anti-Terroreinheit im Jemen finanzieren zu wollen. Daneben soll auch die Küstenwache des Jemen unterstützt werden. Darauf hätten sich US-Präsident Barack Obama und der britische Premierminister Gordon Brown nach dem vereitelten Flugzeuganschlag verständigt, teilte die Downing Street mit. Die Details müssten noch ausgearbeitet werden.

Am Freitag hatte Obama erstmals öffentlich die El-Kaida im Jemen als Drahtzieher des vereitelten Anschlags von Detroit am 25. Dezember beschuldigt. Amerikanische Medien berichten bereits seit Tagen, die USA bereiteten Militärschläge gegen die Terroristen im Jemen vor, falls Obama einen Vergeltungsschlag befehlen sollte.

Außenministerin Hillary Clinton bezeichnete die Lage im Jemen als Bedrohung für die ganze Welt. Es müsse verhindert werden, dass El Kaida das südarabische Land weiterhin als Basis für Terrorattacken nutzt. Dabei müsse die internationale Gemeinschaft die Regierung in Sanaa stärker als bisher unterstützen. "Die Instabilität im Jemen ist eine Bedrohung der regionalen Stabilität und sogar der globalen Stabilität", sagte Clinton in Washington.

Keine US-Soldaten nach Jemen

Derweil sagte der Terrorismusexperte des US-Heimatschutzministeriums, John Brennan, dem Sender Fox News, dass die USA zurzeit keine Pläne zur Entsendung amerikanischer Soldaten in den Jemen haben. Dies sei absolut nicht im Gespräch, sagte er. "Die jemenitische Regierung hat ihre Bereitschaft bekundet, Al-Kaida zu bekämpfen. Sie sind bereit, unsere Unterstützung anzunehmen, und wir geben ihnen, worum sie gebeten haben." Es sei nicht geplant, eine neue Anti-Terror-Front im Jemen zu eröffnen.

Eigene Fehler

Der Terrorexperte Guido Steinberg von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) in Berlin warf den USA und ihren Verbündeten massive Fehler im Anti-Terror-Kampf vor. "El Kaida ist stark, weil ihre Feinde so viele Fehler machen", sagte Steinberg dem "Handelsblatt". Die Organisation verfüge in Pakistan und Afghanistan nur über wenige hundert Kämpfer, im Jemen seien es vielleicht 300. "Dass es diesen Gruppen auch mehr als acht Jahre nach dem 11. September gelingt, Weltpolitik zu machen, sollte die USA und ihre Verbündeten nachdenklich stimmen."

Steinberg verwies dabei auf den Irak-Krieg, den er als "schlimmsten Fehler" westlicher Politik nach 2001 bezeichnete. Das "katastrophale Management" des Afghanistan-Einsatzes sei eine weitere Fehlleistung gewesen, und die Jemen-Politik der USA und der Europäer habe sich nunmehr "als nicht minder hilflos" erwiesen. Im Jemen sei die örtliche El Kaida seit 2006 "deutlich erstarkt" und habe enge Beziehungen zur El-Kaida-Führung in Pakistan, erläuterte der SWP-Experte. Insofern sei es auch "unverständlich", dass die USA ihre Hilfe gerade jetzt intensivierten, obwohl das Problem schon seit Jahren bekannt sei.

Quelle: ntv.de, sba/AFP/dpa

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