"Die Gunst der Stunde" Brown hält Liebesrede
04.03.2009, 19:25 UhrIn einer Rede vor dem Kongress in Washington hat der britische Premierminister Gordon Brown den USA eine rundum erneuerte Freundschaft mit Europa angeboten. Präsident Barack Obama könne in Europa auf Regierungen zählen, "die so proamerikanisch sind wie seit langer Zeit nicht mehr", sagte Brown vor den Parlamentariern. In der globalen Wirtschaftskrise sieht Brown eine Chance zur Vertiefung der Beziehungen.
In Anspielung auf das transatlantische Zerwürfnis wegen des US-Einmarsches im Irak vor sechs Jahren sagte Brown vor den Vertretern von Senat und Repräsentantenhaus: "Es gibt kein altes Europa und kein neues Europa, sondern es gibt nur Ihren Freund Europa." Angesichts der Wirtschaftskrise gelte es nun, "die Gunst der Stunde zu nutzen: Nie zuvor haben wir eine Welt gesehen, die so bereit war zur Zusammenarbeit."
Der Premierminister warnte dabei eindringlich vor der Gefahr des Protektionismus. Ein solches Vorgehen würde angesichts der globalen Wirtschaftskrise unweigerlich in einen "Wettlauf nach unten" münden, sagte Brown. Die Geschichte zeige, "dass der Protektionismus niemanden protegiert" und stattdessen Wirtschaftskrisen weiter verschärfe. "Wir sollten darauf vertrauen, dass wir die Chancen nutzen und die Zukunft für uns gestalten können."
Besondere Ehre
Brown sagte, dass die USA in der Krise an eine lange Geschichte als respektierte Führungsmacht anknüpfen könnten. Die USA hätten "seit einem Jahrhundert die größte Verantwortung auf sich genommen: Mit der Welt und für die Welt zu arbeiten." Und die Welt sei derzeit "williger denn je, mit Ihnen zu arbeiten", sagte er. "Nie zuvor war diese Zusammenarbeit so notwendig. Und nie zuvor war der Nutzen der Zusammenarbeit so weitreichend."
Brown hatte als fünfter britischer Premierminister eine Einladung des Kongresses zu einer Ansprache erhalten, die als besondere Ehrbezeugung für ausländische Politiker gilt. In seiner Rede kündigte er an, dass Königin Elizabeth II. den demokratischen US-Senator Edward Kennedy ehrenhalber in den Adelsstand erhoben habe. "Ihre Majestät hat Sir Edward Kennedy ehrenhalber in den Ritterstand erhoben", sagte Brown. Der schwer kranke Kennedy zeigte sich in einer Erklärung "zutiefst dankbar" für die Geste.
Bei einem Treffen mit US-Präsident Obama hatte Brown am Vorabend einen "globalen New Deal" zur Stabilisierung der Märkte vorgeschlagen. Die Welt müsse sich abstimmen, um "den Bankensektor zu bereinigen und zu säubern".
Quelle: ntv.de