Sieg für Cameron und Clegg Brown hinkt hinterher
23.04.2010, 07:32 UhrDie zweite Fernsehdebatte vor den britischen Parlamentswahlen bringt ersten Umfragen zufolge keinen klaren Sieger hervor. Der Verlierer steht allerdings fest: Premierminister Brown kann trotz teils heftiger Attacken gegen seine Kontrahenten keinen Boden gutmachen.

Clegg, Brown und Cameron (von links) als Projektionen auf dem Studiogebäude, in dem die Debatte augezeichnet wurde.
(Foto: AP)
Nach der zweiten TV-Debatte im britischen Wahlkampf zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den Parteichefs ab. Während in der ersten Umfrage der Chef der konservativen Tories, David Cameron, die meisten Stimmen gewann, sahen andere Umfragen erneut den Liberaldemokraten Nick Clegg auf dem Spitzenplatz. Dieser konnte jedoch nach Ansicht von Kommentatoren seinen überraschenden Erfolg bei der ersten Fernsehdebatte nicht wiederholen. Premierminister Gordon Brown hinkte in ersten Umfragen hinterher.
Bei der zweiten von drei Live-Debatten vor der Parlamentswahl am 6. Mai gerieten die Spitzenkandidaten in außenpolitischen Fragen aneinander. Zur Sprache kam auch der anstehende Besuch des Papstes auf der Insel.
Kein klarer Sieger

Die Herausforderer Cameron (oben) und Clegg (Mitte) lauschen den Ausführungen von Premierminister Brown.
(Foto: AP)
Cameron konnte in der Sofortumfrage für die Zeitung "The Sun" 36 Prozent der Zuschauer auf seine Seite bringen. An zweiter Stelle lag Clegg mit 32 Prozent Zustimmung. Auf dem letzten Platz landete Brown für die sozialdemokratische Labour-Partei mit 29 Prozent. Eine andere Umfrage für den Sender ITV sah Clegg jedoch bei 33 Prozent und Cameron und Brown bei jeweils 30 Prozent. Eine weitere Befragung für die Zeitung "Times" sah Cameron als Sieger und Clegg als Zweiten.
Der Liberaldemokrat wird derzeit als der "Königsmacher" gehandelt, da weder die Tories noch Labour mit einer klaren Mehrheit rechnen können. Seine überzeugende Vorstellung in der ersten Debatte hatte den machtpolitisch bislang eher bedeutungslosen Liberaldemokraten einen Höhenflug in den Umfragen beschert. In einigen liegen sie derzeit knapp vor den beiden anderen großen Parteien. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Wahl den Briten ein sogenanntes "hung parliament" bescheren könnte - ein Parlament ohne klare Mehrheitsverhältnisse wie zuletzt im Jahr 1974.
Kandidaten gehen in die Offensive
Bei der 90 Minuten langen Debatte auf dem Sender Sky News wechselten die Kandidaten ihre Taktik und griffen sich wesentlich öfter als vergangene Woche an. Cameron machte erneut die europakritische Linie der Tories deutlich. "Wir wollen in Europa sein, aber nicht von Europa regiert werden", sagte er. Brown beschuldigte ihn daraufhin, Großbritannien zu isolieren.
Ein zu Beginn angespannt wirkender Brown warf Clegg vor, die Sicherheit des Landes zu gefährden, wenn dieser eine Modernisierung der U-Boot-gestützten Atomwaffen ablehne. Dadurch werde Großbritannien anfällig für Drohungen aus dem Iran und aus Nordkorea. Er riet Clegg, in der Wirklichkeit anzukommen. Cameron, der im Vergleich zur ersten Debatte gelassener wirkte, warf den Liberaldemokraten vor, sich aus der Verantwortung für den Spesenskandal von Unterhausabgeordneten stehlen zu wollen. "Wir hatten alle unsere Probleme damit, Nick", sagte er
Sowohl Brown als auch Cameron bekannten sich zu dem Afghanistan-Einsatz. Vor der Debatte hatten Demonstranten lautstark gegen den Krieg protestiert und Brown bei seiner Ankunft ausgebuht. Brown und Cameron griffen Clegg derweil wegen seiner ablehnenden Haltung gegenüber Atomwaffen an. "David ist anti-europäisch, Nick ist anti-amerikanisch, und beide sind realitätsfern", sagte Brown.
Die dritte Fernsehdebatte findet nächsten Donnerstag statt. Dabei soll es vor allem um Wirtschaftsthemen gehen. Die TV-Duelle sind ein Novum in der britischen Geschichte.
Quelle: ntv.de, dpa