"Politikwechsel nötig" Brown ist neuer Premier
27.06.2007, 16:10 UhrDer bisherige Schatzkanzler Gordon Brown ist neuer britischer Premierminister. Brown wurde am Mittwoch in London von Königin Elizabeth II. mit der Bildung einer neuen Regierung auftragt. Zuvor war der bisherige Amtsinhaber Tony Blair nach zehn Jahren abgetreten. Blair soll Sondergesandter des Nahost-Quartetts werden und sich in der Region für die Wiederaufnahme des Friedensprozesses einsetzen.
Nach der Amtsübernahme hat Brown in einer kurzen Rede eine "neue Regierung mit neuen Prioritäten" versprochen. Ein Politikwechsel sei nötig. "Lasst uns beginnen, die Dinge zu verändern", sagte Brown
Bei seinem letzten Auftritt im Unterhaus verteidigte Blair seine Entscheidung, tausende Soldaten in den Irak zu schicken. Er bedauere, sagt Blair, dass Briten dort ihr Leben verloren hätten. Ihm sei klar, dass einige der Meinung seien, die Soldaten würden im Irak sinnlos großen Gefahren ausgesetzt sein. "Ich glaube jedoch, sie kämpfen für Sicherheit in diesem Land und in der Welt gegen Menschen, die unsere Lebensart zerstören wollen", betonte Blair.
Was immer jedoch über seine Entscheidung für den Irak-Krieg gedacht werde, über die Soldaten könne es nur Meinung geben: "Sie sind die Größten und die Besten", fügte Blair in seiner letzten Fragestunde als Regierungschef hinzu. Sie wurde von wiederholten Vorwürfen und kritischen Fragen der Opposition zum Irak-Krieg überschattet.
Blair betonte, dass es nach seiner Überzeugung keine Alternative zum entschlossenen Kampf gegen den Terrorismus gebe. Zugleich verwies er darauf, dass in den nächsten Wochen und Monaten die Zahl der britischen Soldaten im Irak planmäßig weiter reduziert werde. Seit Beginn der Invasion im März 2003 sind bislang 153 britische Soldaten im Irak umgekommen.
"Mürrischer Schotte"
Indes hat US-Präsident George W. Bush hat den ehemaligen britischen Premierminister als eine starke Persönlichkeit gewürdigt. Zugleich wies Bush den Vorwurf zurück, Blair sei lediglich sein Befehlsempfänger gewesen. "Ich habe gehört, er ist 'Bushs Schoßhund' genannt worden, er ist mehr als das", sagte der US-Präsident.
Zu Brown sagte Bush, der neue Premier sei bei seinem Besuch in Washington alles andere als ein "mürrischer Schotte" gewesen. Auch Blair habe sich immer in höchsten Tönen über seinen potenziellen Nachfolger geäußert. Blair galt als engster Vertrauter von Bush. Deshalb wurde Blair in britischen Medien oft als "Schoßhund" bezeichnet. Bush trat diesem Eindruck entgegen.
"Wir haben zusammen in einer Zeit des Krieges gedient und sind zum Erfolg entschlossen gewesen", schrieb der US-Präsident. "Wir haben den Gegner auf gleiche Weise analysiert und fanden uns im selben Fuchsbau wieder." Er sei davon überzeugt gewesen, dass der Einsatz im Irak "unser positives Vermächtnis" werde. Blair habe aber immer nach seinen eigenen Überzeugungen gehandelt.
Er habe den britischen Premier sogar gebeten, im Amt zu bleiben, bis er selbst das Weiße Haus verlasse, sagte Bush. Die Amtszeit von Bush endet im Januar 2009. Blair sei "sehr redegewandt", lobte der US-Präsident weiter. "Ich wünschte, ich wäre ein besserer Redner. Der Mann kann wirklich reden."
Quelle: ntv.de