Hunderte Sexualdelikte bei Bundeswehr Bückeburg ist kein Einzelfall
22.08.2012, 07:58 Uhr
In vielen Verdachtsfällen zu sexuellen Vergehen bei der Bundeswehr laufen die Ermittlungen noch.
(Foto: picture alliance / dpa)
In einer Kaserne in Bückeburg wird eine Soldatin vergewaltigt, die Frau später in einem Spind gefunden. Bisher ist das Verbrechen nicht aufgeklärt. Doch das Ereignis in Niedersachsen ist kein Einzelphänomen. Seit 2007 gibt es bei der Bundeswehr fast 400 mutmaßliche Sexualdelikte.
Die Bundeswehr hat in den vergangenen fünf Jahren fast 400 Verdachtsfälle sexueller Vergehen erfasst. Alleine 2011 wurden 78 Übergriffe oder Belästigungen mit Beteiligung mindestens eines Soldaten registriert - von Vergewaltigungen über Kindesmissbrauch bis zur Verbreitung von Kinderpornografie und zu Verbalattacken. Darunter waren 30 mutmaßliche Vergehen von Soldaten an Soldaten. In weniger als der Hälfte der Fälle hat sich der Verdacht bisher bestätigt, in vielen Fällen laufen allerdings noch Ermittlungen.
Der Wehrbeauftragte Hellmut Königshaus sprach von "Einzelfällen". Zwar gebe es vermutlich eine Dunkelziffer. Er habe aber keinen Anlass, "von einem größeren Ausmaß an sexueller Belästigung oder sexuellen Übergriffen in der Bundeswehr auszugehen", erklärte er.
Mitte August war eine Soldatin in einer Kaserne im niedersächsischen Bückeburg vergewaltigt worden. Nach unbestätigten Presseberichten soll der unbekannte Täter die Frau anschließend gefesselt und geknebelt in einem Spind zurückgelassen haben.
Wer der Täter ist und ob er der Bundeswehr angehört, ist unklar. Polizei und Staatsanwaltschaft veröffentlichten bislang aus ermittlungstaktischen Gründen keine Details zum Tatablauf. Die Ermittler gehen inzwischen von einem geplanten Sexualverbrechen aus. Eine "Zufallstat" sei nach derzeitigem Stand "fernliegend", teilte die Staatsanwaltschaft in der niedersächsischen Stadt mit.
Einen konkreten Tatverdacht gebe es bisher noch nicht. Durch die intensiven Ermittlungen sei der in Frage kommende Verdächtigenkreis allerdings eingegrenzt worden. Eine "Vielzahl" von Bundeswehrangehörigen käm als Täter nicht mehr infrage. Spezialisten untersuchten derzeit die am Tatort gesicherten DNA-Spuren.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP