Politik

Nach der Tragödie von Erfurt Bündnis gegen die Gewalt

Unions-Kanzlerkandidat Edmund Stoiber (CSU) hat Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) unter dem Eindruck des Amoklaufs von Erfurt ein parteiübergreifendes Bündnis gegen die Gewalt angeboten. Auf diese Weise könnte etwa über den Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat noch im Frühsommer eine Verschärfung des Waffenrechts erreicht werden, sagte Stoiber im ZDF. Unter anderem sollte das Erwerbsalter für großkalibrige Waffen von 18 auf 21 Jahre heraufgesetzt werden.


Ähnliche Vorschläge hatten zuvor die Bundesregierung sowie die Gewerkschaft der Polizei vorgelegt. Mehrere SPD-regierte Länder sprachen sich für eine Anhebung des Mindestalters für den Besitz und das Führen von Waffen aus, die Unions-Innenminister von Bayern und Bremen schlossen sich dem bereits grundsätzlich an. Schröder verlangte "gravierende Veränderungen" im Waffenrecht.

Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck sprach sich in Mainz für ein regelmäßig tagendes Forum gegen Gewalt in den Medien aus. Diesen Vorschlag werde er in der kommenden Woche beim Treffen der Regierungschefs mit Bundeskanzler Schröder machen. Der Kanzler hatte das Treffen mit den Ministerpräsidenten der Länder einberufen und Gespräche mit den Intendanten der großen Fernsehanstalten angeregt. Stoiber betonte, die Union wolle auch ihr Wahlprogramm dementsprechend überarbeiten. Ziel sei, etwa bei Gewaltverherrlichung oder Killervideos sehr deutliche Positionen zu besetzen.


Ermittlungen und Mutmaßungen

Die Thüringer Landesregierung beriet am Vormittag über den Stand der Ermittlungen zu dem Amoklauf. Als Sofortmaßnahme zugunsten der Hinterbliebenen der Opfer wurde eine Soforthilfe in Höhe von 5.000 Euro für jede betroffene Familie beschlossen. Das Kabinett nahm zudem einen ersten Zwischenbericht des Innenministers über die Polizeiarbeit und des Justizministers über die Arbeit der Staatsanwaltschaft entgegen.

Der Amokläufer hatte bei der Bluttat eine große Menge Munition für seine Pumpgun dabei. Seine Opfer tötete er aber mit über 40 Schüssen aus einer Neun-Millimeter-Pistole. Beide Waffen hatte er legal erworben.

"Wir prüfen, ob die Tat geplant war ", sagte Erfurts Polizeichef Rainer Grube. Aus dem Bekanntenkreis des Täters gebe es Hinweise, dass er per Handy Kurznachrichten (SMS) mit Warnungen vor einem Schulbesuch verschickt habe. Erstmals in Thüringen werden auch vier "Profiler " eingesetzt, um ein genaues Täterprofil zu erstellen.

Die Spurensicherung am Tatort soll noch mindestens bis Mittwoch dauern. Der 19-jährige Robert Steinhäuser hatte am Freitag 16 Menschen und sich selbst erschossen. Inzwischen haben die Gerichtsmediziner die Obduktion der Opfer abgeschlossen. Nach dem vorläufigen Obduktionsergebnis wurden die Opfer des Amoklaufs durch Kopf-, Bauch- und Rückenschüsse aus der Pistole des 19-Jährigen getötet.

Quelle: ntv.de

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