Flugrouten für Berlin bestätigt Bürgerinitiativen laufen Sturm
26.01.2012, 13:17 Uhr
Die neuen Flugrouten rufen den Zorn vieler Anwohner hervor.
(Foto: dpa)
Seit Langem streitet Berlin über die Flugrouten des neuen Großflughafen Schönefeld. Nun bestätigt das Bundesamt für Flugsicherung: Die Flugzeuge sollen auch über den Müggelsee im Südosten der Stadt fliegen. Bürgerinitiativen kündigen Klagen an. Sie bemängeln den Verzicht auf die Umweltprüfung als "grob fahrlässig". Und auch Filmregisseur Haußmann ist "fuchsig".
Nach langem wegen der befürchteten Lärmbelästigung stehen die Flugrouten für den neuen Berliner Flughafen fest. Das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung entschied, dass die Flugzeuge bei Ostwind teilweise über den Müggelsee im Südosten der Hauptstadt fliegen sollen. Auch über den Südwesten werden Flugzeuge abheben, wie aus der nun vorgelegten Verordnung hervorgeht. Der neue Flughafen an der Stadtgrenze in Schönefeld soll am 3. Juni in Betrieb gehen.
Bürgerinitiativen wollen sich gegen die umstrittenen Flugrouten über den Müggelsee mit gerichtlichen Schritten wehren. Eine Beschwerde bei der EU-Kommission sei bereits vorbereitet, kündigte Rechtsanwalt Wolfgang Baumann kurz vor der Entscheidung des Bundesaufsichtsamts für Flugsicherung an. Die Friedrichshagener Bürgerinitiative und die "Grüne Liga" erwarten, dass die EU-Kommission die Routenentscheidung bei der Bundesregierung beanstandet, weil die Umweltverträglichkeit der Flüge über das Naherholungsgebiet nicht geprüft wurde.
Der Verzicht auf die Umweltprüfung sei "grob fahrlässig", sagte Baumann. Um eine Klage zu verhindern, müssten die Routen dann überarbeitet werden. Die Eröffnung des Flughafens lasse sich durch die Beschwerde allerdings nicht verhindern oder verzögern.
Die Bürgerinitiative prüft derzeit auch konkrete Klagen gegen den Planfeststellungsbeschluss des brandenburgischen Verkehrsministeriums. Dieser sei davon ausgegangen, dass der Müggelsee von der Routen unberührt bleibe. Auch eine Klage gegen die Festlegung der Routen sei im Gespräch. "Die Gerichte werden sicherlich einiges zu tun haben in der nächsten Zeit", kündigte Baumann an.
Gegen die Flugroutenpläne gibt es seit knapp eineinhalb Jahren Proteste in Berlin und Brandenburg. Künftig werden teils ganz andere Gemeinden und Stadtteile überflogen als jahrelang angenommen. Änderungsvorschläge des Umweltbundesamts wurden bei der Routenfestlegung nicht geprüft.
Bundesaufsichtsamt will Flugbetrieb überprüfen
"Wo ein Flughafen ist, ist auch Fluglärm", sagte der Direktor des Bundesaufsichtsamts für Flugsicherung, Nikolaus Herrmann. Er sagte zu, nach Inbetriebnahme des Flughafens den tatsächlichen Flugbetrieb sorgfältig auszuwerten und zu überprüfen. Grundlage für die Entscheidung sei, den geplanten Flugverkehr sicher, geordnet und flüssig abzuwickeln.
Die Berliner Flughafengesellschaft begrüßte die Festlegung der Flugrouten für den neuen Hauptstadt-Airport. "Nun herrscht endlich Klarheit", sagte Flughafenchef Rainer Schwarz. Das vorgestellte Konzept sei "auch das Ergebnis der engagierten Arbeit der Fluglärmkommission und vieler der Bürgerinitiativen, die konstruktive Beiträge geleistet haben, um die Fluglärmbelastung in der Region so gering wie möglich zu halten".
Haußmann sieht Kommunikationspannen
Der Filmregisseur Leander Haußmann, der als Anwohner auch betroffen ist und seit Langem gegen Fluglärm durch den neuen Hauptstadtflughafen protestiert, kritisierte die schlechte Kommunikation im Vorfeld der Planungen. "Man hatte die ganze Zeit das Gefühl, da wird etwas unter dem Tisch gehalten", sagte er. Außerdem mache es ihn "fuchsig", dass die Gemeinden offenbar gegeneinander ausgespielt werden. Haußmann bezog sich damit auch auf eine mögliche Ost-West-Auseinandersetzung. Nach jetziger Festlegung der Flugrouten sind Anwohner im Südosten der Stadt mehr betroffen als die im Südwesten.
Quelle: ntv.de, ghö/dpa