Politik

Ukrainischer Aktivist spricht in Berlin Bulatow schildert drastisch seine Folter

Bulatow im Mauermuseum Checkpoint Charlie. Dort hatte sich Ende Dezember auch der Kreml-Kritiker Michail Chodorkowski erstmals nach seiner Freilassung aus einem russischen Straflager öffentlich geäußert.

Bulatow im Mauermuseum Checkpoint Charlie. Dort hatte sich Ende Dezember auch der Kreml-Kritiker Michail Chodorkowski erstmals nach seiner Freilassung aus einem russischen Straflager öffentlich geäußert.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Schnittwunden im Gesicht und am Ohr sind fast verheilt, Medikamente braucht er aber noch. Der ukrainische Oppositionelle Bulatow, der als Folteropfer bekannt wurde, ist derzeit in Berlin. Doch er will in die Ukraine zurück - und weiter kämpfen.

Der gefolterte ukrainische Regierungsgegner Dmitri Bulatow will zunächst kein Asyl in Deutschland beantragen. Bis Anfang März werde er verschiedene europäische Staaten besuchen und dort Gespräche führen, sagte Bulatow im Berliner Mauermuseum Checkpoint Charlie. "Aber ich will auf jeden Fall in die Ukraine zurückkehren." Der Widerstand gegen die Regierung sei wichtig. Nur wenn er dort dauerhaft strafrechtlich verfolgt werde, könne er gezwungen sein, in Europa um Asyl zu bitten.

Bulatow spielt eine führende Rolle bei den Protesten gegen die ukrainische Regierung und initiierte mit seiner Bewegung "Auto-Maidan" Protest-Autokorsos vor den Vorstadtvillen Janukowitschs und anderer Spitzenfunktionäre. Er war am 30. Januar schwer verletzt in einem Dorf bei Kiew aufgetaucht und gab an, am 22. Januar verschleppt, gefoltert und schließlich bei minus 25 Grad in einem Wald ausgesetzt worden zu sein. Am 2. Februar reiste er zur medizinischen Behandlung in die litauische Hauptstadt Vilnius. Die litauischen Behörden bestätigten, dass Bulatow gefoltert wurde. Die Täter, so Bulatow, seien Profis gewesen. Sie hätten ihm zunächst einen Sack über den Kopf gestülpt. Dann schlugen und schnitten sie ihm ins Gesicht, trennten einen Teil seines Ohrs ab, durchbohrten seine Hände mit Nägeln und prügelten mit Knüppeln auf ihn ein. Geblieben sei neben äußerlichen Narben "ein kritisches Gehirntrauma".

"Wir werden den Widerstand fortsetzen"

Bulatow betonte, er sei kein politischer Oppositioneller und stehe keiner Partei nah. "Wir sind eine zivilgesellschaftliche Bewegung." Ihr Ziel sei das Ende von Alleinherrschaft, Gewalt und Blutvergießen in der Ukraine. Die  Strafverfolgung aller zwischenzeitlich inhaftierten Demonstranten  müsse gestoppt, die Verfassung geändert und die Macht des Präsidenten beschnitten werden. Janukowitschs Rücktritt sei ohnehin unverzichtbar.

Am Montag solle Bulatow im Auswärtigen Amt vorsprechen, mit den beiden ukrainischen Oppositionsführern Vitali Klitschko und Arseni  Jazenjuk will er sich noch beraten, bevor diese ebenfalls am Montag von Kanzlerin Merkel empfangen werden. Sicher ist für Bulatow nur eines: "Wir werden den Widerstand und die Proteste fortsetzen."

Quelle: ntv.de, asc/dpa/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen