50-jähriges Bestehen Bund der Vertriebenen feiert
22.10.2007, 13:28 UhrDer Bund der Vertriebenen (BdV) feiert heute in Berlin sein 50-jähriges Bestehen. Die Festrede hält Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), erwartet wird zu den Feierlichkeiten auch der Präsident des Deutschen Roten Kreuzes, Rudolf Seiters. Der BdV war 1957 aus zwei Vorgängerverbänden hervorgegangen. Er setzt sich seither für die Interessen der rund 15 Millionen Deutschen ein, die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ihre alte Heimat zwangsweise verlassen mussten, und widmet sich ebenso den Anliegen von Aussiedlern.
BdV-Präsidentin Erika Steinbach fordert seit längerem einen zentralen Erinnerungsort in Berlin für die Opfer von Vertreibungen sowie einen nationalen Gedenktag.
Nicht eindeutig distanziert
Dem Verband wird von der weiteren Öffentlichkeit vorgeworfen, "nationalistisch eingetrübt" zu sein. Zugleich wird seit langem gefordert, mit der "unseligen Tradition" zu brechen, die Vertreibung und den Holocaust moralisch gleichzustellen.
In diesem Sinne hatte sich auch die Grünen-Politikerin Renate Künast in einem Beitrag für die polnische Zeitung "Gazeta Wyborcza" geäußert. Sie rief den Bund der Vertriebenen auf, mit "allen nationalistischen Zweideutigkeiten zu brechen". So müsse der Bund die europäischen Grenzen anerkennen, auf staatliche wie privatrechtliche Entschädigungsforderungen verzichten und jegliche rechtsextremistischen Aktivitäten unterbinden.
Künast sagte auch, dass die deutsche Gesellschaft zu lange das Unrecht ignoriert habe, das den Vertriebenen nach dem Krieg zugefügt worden sei. Das habe deren Anbindung an das äußerte rechte Lager gefördert. Künast forderte von Bundeskanzlerin Angela Merkel und den Vertriebenen ein Signal des Vertrauens an Polen. Dazu gehöre die Absage an das vom BdV geforderte Zentrum gegen Vertreibungen in Berlin.
Zentrum wird kommen
Steinbach erwartet in Kürze eine Entscheidung über das in Ostmitteleuropa umstrittene Zentrum gegen Vertreibungen in Berlin. Seit sieben Jahren kämpft sie mit einer Stiftung dafür. "Es wird auf Hochtouren daran gearbeitet", sagt Steinbach jetzt. "Die Kanzlerin will das." Mit Spannung werden nun die Worte Angela Merkels heute Abend erwartet, wenn sich der BdV in Berlin feiert. Jahrzehntelang waren der BdV und seine Präsidenten für viele ein rotes Tuch. Heute ist die klar konservative Steinbach zwar immer noch keine Sympathieträgerin für die breite Masse, kann aber für das Zentrum viele Mitstreiter auch aus dem linksliberalen Bürgertum aufweisen.
Prominente Unterstützer
Als Unterstützer outete sich jüngst auch der TV-Entertainer Harald Schmidt, nachdem bereits der inzwischen gestorbene SPD-Politiker Peter Glotz, der ungarische Literaturnobelpreisträger Imre Kertsz oder der Publizist Ralph Giordano dafür waren. Steinbach bedauerte, dass von den osteuropäischen Staaten nur Ungarn zu einem Engagement bereit sei. In Polen und Tschechien war kritisiert worden, dass ausgerechnet am einstigen Sitz der nationalsozialistischen Machtzentrale der 15 Millionen vertriebenen Deutschen gedacht werden soll.
Der Bund mit seinen unverändert auf zwei Millionen geschätzten Mitgliedern unterhält rund 50 Partnerschaften zu polnischen Gemeinden.
Quelle: ntv.de, dpa/ap/rts