Hinweise auf Terroranschläge Bush kritisiert CIA und FBI
04.06.2002, 10:34 UhrUS-Präsident George Bush hat dem Geheimdienst CIA und der Bundespolizei FBI mangelnde Zusammenarbeit vor den Terroranschlägen am 11. September 2001 vorgeworfen. Es sei klar, dass beide Behörden nicht korrekt miteinander kommuniziert hätten, sagte Bush. Mittlerweile arbeiteten sie jedoch eng zusammen. Zugleich machte Bush deutlich, es gebe keine Hinweise darauf, dass vor dem 11. September Informationen vorgelegen hätten, mit denen die Attentate auf das World Trade Center und das Pentagon hätten verhindert werden können.
US-Kongress berät
Die Frage, ob die Anschläge hätten vermieden werden können, beschäftigt derzeit auch den US-Kongress. Die US-Geheimdienste CIA und FBI müssen zu ihren Ermittlungen Stellung nehmen. Der Kongress tagt zunächst bis Donnerstag hinter verschlossenen Türen.
Vor Beginn der Anhörung wurden neue Vorwürfe gegen die Behörden laut. Agenten hätten die El-Kaida-Gruppe des Moslem-Extremisten Osama bin Laden und das Taliban-Regime infiltriert und noch am 10. September Gespräche abgehört, in denen von einem großen Schlag die Rede gewesen sei, berichtete die Zeitung "USA Today" am Dienstag unter Berufung auf US-Kreise.
Das Material sei unter den Dokumenten, die der CIA dem Kongress für die nicht-öffentliche Anhörung übergeben habe, so das Blatt. Darunter seien Mitschnitte der Gespräche, in denen El-Kaida-Mitglieder verschlüsselt von einem großen Angriff sprechen. Es seien Bemerkungen gefallen wie "Sieh dir die Nachrichten an", "Etwas Großes geschieht" und "Morgen wird ein großer Tag für uns sein", berichtete die Zeitung unter Berufung auf zwei Agenten, die die Abschrift der Gespräche vorgenommen hätten. Die eingeschleusten Agenten hätten das Geheimnis der Anschlagspläne nicht lüften können, aber Hinweise dafür gesammelt, dass die USA das Ziel waren.
Warnungen aus Ägypten?
Auch der ägyptische Geheimdienst hat die USA eine Woche vor den Anschlägen vor einer bevorstehenden "Operation" der El Kaida gewarnt. Die Angaben beruhen auf einem Interview, das der ägyptische Präsident Husni Mubarak der "New York Times" gab. Danach kamen die Hinweise auf "fortgeschrittene" Vorbereitungen auf einen Anschlag von einem ägyptischen Geheimdienstler, der in El-Kaida-Kreise eingeschleust worden war.
Dem Blatt sagte Mubarak, dass seine Geheimdienstbeamten vergeblich versucht hätten, die "Operation" zu verhindern. Sie hätten aber keinen Hinweis auf das Ziel und die Größenordnung des Anschlags gehabt: "Wir glaubten, es wäre eine Botschaft, ein Flugzeug, die übliche Sache." Ägypten habe aber amerikanische Geheimdienstler "über alles informiert". Er könne aber nicht sagen, welche Konsequenzen daraus gezogen worden seien.
Nach Angaben der "New York Times" ist Mubaraks Enthüllung der erste Fall, in dem ein ausländischer Staatschef die Einschleusung eines Agenten in die El Kaida bestätigt und es in dem betreffenden Land sogar Diskussionen über eine mögliche Verhinderung einer spezifischen Terror-Operation gegeben habe. Die Zeitung zitierte aber zugleich einen namentlich nicht genannten hochrangigen Beamten des US-Geheimdienstes CIA mit den Worten, bei der Behörde sei keine derartige ägyptische Warnung eingegangen.
CIA informierte FBI nicht
Das US-Nachrichtenmagazins "Newsweek" hatte bereits am Wochenende berichtet, der CIA habe bereits im Dezember 1999 von einem im Januar 2000 geplanten Treffen der El Kaida in Kuala Lumpur erfahren. Dieses wurde unter anderem auch von den späteren Terrorpiloten Chalid Almihdhar und Nawaf Alhasmi besucht, die am 11. September eines der Flugzeuge auf das Pentagon lenkten. An dem Treffen habe auch Taufik Attasch Chaled teilgenommen, der später auf einer CIA-Liste der meistgesuchten El-Kaida-Mitglieder auftauchte.
Nach dem Anschlag auf das US-Kriegsschiff "Cole" im jemenitischen Hafen Aden am 23. Oktober 2000 bekamen Chaled, Almihdhar und Alhasmi größere Bedeutung. Sie sollen in den Anschlag verwickelt gewesen sein. Doch versäumte es die CIA, FBI und die Einwanderungsbehörde INS zu informieren.
Quelle: ntv.de