Die Demokraten sind schuld Bush will mehr Öl
18.06.2008, 20:03 UhrIm Streit um die künftige Energiepolitik hat US-Präsident George W. Bush die Demokraten direkt attackiert und sie für die hohen Benzinpreise in den USA verantwortlich gemacht. Bush forderte den von den Demokraten beherrschten Kongress auf, angesichts rasant gestiegener Öl- und Benzinpreise das Ölförderungsverbot vor den US-Küsten aufzuheben. Führende Demokraten, darunter auch der designierte Präsidentschaftskandidat Barack Obama, wiesen dies zurück.
Bush erklärte, die USA müssten ihre Energieproduktion erhöhen und dabei gebe es "keine Entschuldigung für Verzögerung". Familien überall im Land erwarteten von Washington eine Antwort auf ihre durch die Teuerung entstandenen Probleme. Das Bohr-Moratorium besteht seit 1981. Bush rechnete vor, dass die Erschließung der Reserven 18 Milliarden Barrel Öl bringen könnte, räumte aber ein, dass dies einige Zeit für die Vorbereitung erfordere.
Die Lösung heißt Sparen
Der Führer der Demokraten im Senat, Harry Reid, nannte Bushs Forderungen einen zynischen Wahlkampftrick, der nicht helfen werde, die Energiepreise zu senken. "Auch wenn es Präsident Bush, John McCain und ihre Freunde von der Ölindustrie sagen, wir können uns nicht aus diesem Problem herausbohren", sagte Reid. "Die Rechnung ist ganz einfach: Amerika hat gerade einmal drei Prozent der Weltölreserven, aber Amerika verbraucht ein Viertel des Öls." Die USA haben bereits 1970 ihr Fördermaximum (Peak Oil) erreicht.
McCain auf Bush-Kurs
Der designierte republikanische Präsidentschaftskandidat McCain, der ein Ende des Moratoriums im Wahlkampf vor acht Jahren noch abgelehnt hatte, nahm Bushs Forderung schon am Montag offiziell in sein Wahlkampfprogramm auf. Staaten müsse die Öl- und Gasförderung in der Nähe ihrer Küsten gestattet sein, erklärte er.
Obama sprach sich gegen eine Aufhebung des Verbots aus. Bohrungen vor der Küste hätten für mindestens fünf Jahre keinen Einfluss auf die Benzinpreise, erklärte er. McCain warf er politische Stimmungsmache vor. Ein Ende des Bohrverbots werde am hohen Ölpreis nichts ändern, dafür aber der Natur in den Küstengebieten schaden.
"Bohren, bohren, bohren"
In dem 230 Millionen Hektar großen Gebiet werden fast 18 Milliarden Barrel Rohöl und eine große Menge Erdgas vermutet. Der Gouverneur von New Mexico und frühere Energieminister unter Expräsident Bill Clinton, Bill Richardson, nannte Bushs Vorhaben eine schlechte Idee. "Alles, was er will, ist bohren, bohren, bohren." Auf Energieeinsparungen oder sparsamere Autos lege Bush hingegen keinen Wert. Dies werde nicht funktionieren.
Bush will nach Angaben seiner Sprecherin Dana Perino mit der Ölförderung in einem Naturschutzgebiet in Alaska beginnen. Das Naturschutzgebiet Arctic National Wildlife Refuge (ANWR) liegt in einer Küstenebene und ist Lebensraum für Millionen Zugvögel, Karibus und andere Tiere. Umweltschützer kämpfen seit Jahrzehnten gegen die Öffnung des von ihnen als "Serengeti Nordamerikas" bezeichneten Gebiets für Ölbohrungen.
Die Demokraten und auch einige Republikaner aus Küstenstaaten haben sich bislang im Kongress der Forderung aus Wirtschaft und Politik nach einem Ende des Bohr-Moratoriums widersetzt. Das Verbot gilt seit über einem Vierteljahrhundert für über 80 Prozent der Gewässer in der äußeren Kontinentalplatte und bezieht sich auf die West- und die Ostküste der USA.
Quelle: ntv.de