Millionen Dollar in Koffern und Tüten CIA schleppte Geistergeld nach Kabul
29.04.2013, 07:48 Uhr
Im Kampf gegen den Terror verliert sich manche Spur im Nebulösen.
(Foto: dapd)
Die CIA ist bekannt für eigenwillige Methoden. Nun berichtet eine US-Zeitung: Über Jahre bringt der Geheimdienst Massen von Bargeld ins afghanische Präsidialamt, um die Taliban zu bekämpfen und Präsident Karsai zu stützen. Die Zahlungen haben aber offenbar eine höchst zweifelhafte Wirkung.
Die CIA zeigte sich offenbar äußerst großzügig. Über Jahre sollen die Mitarbeiter des US-Geheimdienstes Koffer, Rücksäcke, Einkaufstüten in das afghanische Präsidialamt getragen haben - gefüllt mit Millionen von Dollar. Dies berichtet zumindest die "New York Times" und beruft sich dabei auf jetzige und frühere Berater des Staatsoberhauptes Hamid Karsai.
Das Ziel der Operation war eindeutig: "Wir bezahlten sie, um die Taliban zu entmachten", sagte ein US-Beamter der Zeitung. Zu diesem Zweck wollte sich die CIA auch den Einfluss auf den afghanischen Präsidenten Karsai sichern.
Zahlungen förderten die Korruption
Ob die Millionen Dollar allerdings tatsächlich ihren Zweck erfüllten, ist fraglich. "Die wichtigste Ursache für Korruption waren die Vereinigten Staaten", zitiert die "New York Times" aus Regierungskreisen. Demnach beförderten die Zahlungen vielmehr die Korruption und machten lokale Machthaber noch stärker.
Viel Geld kam offenbar Warlords und Politikern zugute, von denen viele Verbindungen zum Drogenhandel und zu den Taliban hatten. Damit, so sagen es nun US-amerikanische und afghanische Beamte, hätte die CIA letztlich das organisierte Verbrechen unterstützt, das US-Diplomaten und Sicherheitskräfte auf der anderen Seite bekämpften. Die Zahlungen seien vom Nationalen Sicherheitsrat abgewickelt worden.
Bislang gibt es dem Bericht zufolge keine Beweise dafür, dass Präsident Karsai selbst Geld von der CIA erhielt. Doch sein Halbbruder, Ahmed Wali Karsai, der die Kandahar Kampftruppe leitete, soll bis zu seiner Ermordung 2011 von dem US-Geheimdienst bezahlt worden sein.
Die CIA lehnt jede Stellungnahme ab. Auch das US-Außenministerium ließ den Bericht unkommentiert.
"Wir nannten es 'Geistergeld'"
Die Zahlungen gibt es dem Bericht zufolge seit Beginn des Krieges in Afghanistan 2001. "Wir nannten es 'Geistergeld'", sagte Khalil Roman, der für Karsai von 2002 bis 2005 arbeitete. "Es kam heimlich, und es floss heimlich ab."
Die genaue Höhe der Gelder, die in bar nach Afghanistan geschleppt wurden, ist unklar. Abdul Rashid Dostum, dessen Miliz die CIA unterstützen sollte, sagte in einem Interview 2009, dass er pro Monat 80.000 US-Dollar als Abgesandter Karsais im Norden Afghanistans erhielt. Einiges Geld landete offenbar auch in den Taschen von Karsais Mitarbeitern.
Dass die Gelder auch in dunkle Kanäle flossen, kümmere allerdings die CIA nicht sonderlich, sagte ein US-Beamter. "Sie arbeiten mit Kriminellen zusammen, wenn sie denken, sie müssten es."
Mit ihrer großzügigen Unterstützung war die CIA übrigens nicht allein. Im Dezember 2002 fuhr offenbar vor dem Palast in Kabul ein Geländewagen vor, angefüllt mit Bargeld. Dieses kam - ausgerechnet - vom Iran. Und es sollte nicht die letzte Zuwendung des Landes sein, das die USA als "Schurkenstaat" betrachteten.
Quelle: ntv.de, ghö