Politik

AKW-Gegner kritisieren Polizei Castor-Transport ist in Deutschland

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Die Castoren erreichen Deutschland und das Wendland ist im Ausnahmezustand. Atomkraftgegner beklagen sich über die Polizei, die bei Ausschreitungen in Metzingen Wasserwerfer und Reizgas einsetzt. Demonstranten wiederum gehen mit Steinen und Böllern gegen Sicherheitskräfte vor. Die Polizei kündigt ein hartes Vorgehen gegen Schotterer an.

Der Castor-Transport mit hoch radioaktivem Atommüll hat Deutschland erreicht. Der mit elf Spezialbehältern beladene Zug kam bei Saarbrücken an. Der Zug bringt deutschen Atommüll aus La Hague nach Gorleben.

Der Zug war am Mittwoch unter Protesten von Atomkraftgegnern im französischen Valognes gestartet. Am Donnerstag legte er in der lothringischen Gemeinde Rémilly rund 65 Autokilometer südwestlich von Saarbrücken eine Pause ein.

Bürgerinitiative empört

Polizisten stehen in Metzingen Atomkraftgegnern gegenüber.

Polizisten stehen in Metzingen Atomkraftgegnern gegenüber.

(Foto: dapd)

Im Wendland halten sich indes seit Tagen Atomkraftgegner und Polizisten bereit. Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) kritisiert dabei das der Polizei bei einer Demonstration am Donnerstag. "Polizeigewalt ist kein legitimes Mittel, um Bürgerproteste gegen die illegale Strahlenfracht ins Wendland zu unterdrücken", beklagte die BI-Vorsitzende Kerstin Rudek.

In dem Örtchen Metzingen rund 30 Kilometer von  kam es am Donnerstagabend zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Atomkraftgegnern und der Polizei. Die Polizei setzte Wasserwerfer ein, Atomkraftgegner warfen bei einer Straßenblockade Steine, Farbbeutel und Böller. Nach Angaben der Polizei mussten zehn Beamte wegen Verletzungen durch Steinwürfe und Reizgas behandelt werden. Atomkraftgegner sprachen von 20 durch Pfefferspray verletzten Demonstranten, eine Frau habe Prellungen erlitten. Vier Castorgegner wurden festgenommen.

Laut der Bürgerinitiative griff die Polizei "hart durch", als die Menge auf über 1.500 Teilnehmer anwuchs und der Verkehr auf der vielbefahrenen Straße zum Erliegen kam. Polizisten hätten Pfefferspray direkt ins Gesicht von Demonstranten gesprüht. Der Bürgerinitiative zufolge berichteten Teilnehmer der Kundgebung, der Wasserwerfer habe eine "ätzende Wirkung" gehabt. Dies lege den Verdacht nahe, "dass Reizmittel beigemischt waren".

Polizei warnt Schotterer

Ein Polizist steht in Metzingen vor einem Wasserwerfer.

Ein Polizist steht in Metzingen vor einem Wasserwerfer.

(Foto: dpa)

Die Polizei kündigte an, beim Castor-Transport nach Gorleben konsequent gegen mögliche Straftäter vorzugehen. Das sagte Lüneburgs Polizeipräsident Friedrich Niehörster. Er erklärte, die Einsatzkräfte würden keine Straftaten wie etwa das Schottern der Gleise dulden - dabei holen Atomkraftgegner Steine aus dem Gleisbett, um den Zug so aufzuhalten. "Die Polizei wird sich beherzt dagegen stemmen", sagte der Polizeipräsident.

Niehörster hofft, dass der Castor-Transport mit hoch radioaktivem Atommüll bis zum Mittag die deutsche Grenze erreicht. Niehörster sieht die Polizei gut auf Protestaktionen vorbereitet. Er betonte aber auch: "Der Einsatzraum in Niedersachsen ist riesengroß. Man kann unmöglich wissen, wo die Protestszene ihre Akzente setzen wird." Insgesamt sollen in diesem Jahr rund 19.000 Beamte im Einsatz sein, um den Transport in Deutschland zu sichern. Im vergangenen Jahr hatte Greenpeace die Polizei mit einem umgebauten Bierlaster und die letzte Etappe auf der Castor-Strecke ins Zwischenlager blockiert.

Seit Jahren Proteste

Der Transport des Atommülls nach Gorleben ist seit Jahrzehnten umstritten. Greenpeace und andere Organisationen halten den Salzstock an der früheren DDR-Grenze für zu unsicher, um hier den Müll für immer in rund 800 Metern Tiefe zu lagern. Seit vielen Jahren gibt es daher Proteste gegen Castor-Transporte in das nahe des Salzstocks gelegene oberirdische Zwischenlager, wo der Müll bis zur Endlagerung abkühlen soll.

Der laufende Transport ist der letzte mit hoch radioaktiven Abfällen aus der Wiederaufarbeitung deutscher Brennelemente in Frankreich Richtung Gorleben. Bundesregierung und Energieversorger hatten sich bereits vor Jahren darauf verständigt, vom 1. Juli 2005 an keine abgebrannten Brennelemente wieder aufarbeiten zu lassen. Die Bundesrepublik ist jedoch verpflichtet, den bereits früher ins Ausland transportierten Atommüll zurückzunehmen.

Quelle: ntv.de, ghö/dpa/AFP

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