Atommüll-Transport nach Gorleben Castor startet wohl früher
20.11.2011, 15:16 Uhr
Atomkraft-Gegner protestieren gegen die Transporte nach Gorleben.
(Foto: dpa)
Intern ist der Termin für den Castor-Transport mit radioaktivem Müll bereits abgesprochen - Aktivisten vermuten, dass er einen Tag früher als ursprünglich geplant startet. Rund zwei Drittel der Deutschen lehnen den Transport ins umstrittene Zwischenlager Gorleben ab. Medienberichten zufolge war die Genehmigung möglicherweise nicht rechtmäßig.
Der Transport von hochradioaktivem Atommüll in das Zwischenlager Gorleben soll Informationen von Atomkraftgegnern in Deutschland und Frankreich zufolge um einen Tag vorgezogen werden. Der Zug würde dann bereits am Mittwochnachmittag in Valognes starten, so die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg sowie Greenpeace Frankreich. Der Castor-Transport ist nach Angaben des Sprechers der niedersächsischen Landesregierung in Hannover mit den Behörden bereits abgesprochen. Ein Datum konnte er aber nicht nennen.
Mehr als zwei Drittel der Bundesbürger halten nach einer von der Umweltschutzorganisation Greenpeace bei TNS Emnid in Auftrag gegebenen Studie den Castor-Transport für unverantwortlich. Der Streit um die Strahlenmessungen am Zwischenlager in Gorleben sei nicht hinreichend geklärt, begründen 68 Prozent von 1002 befragten Menschen den Angaben der Organisation zufolge ihre Haltung. Greenpeace wirft dem niedersächsischen Umweltministerium vor, die Strahlenmesswerte manipuliert zu haben, um Castortransporte genehmigen zu können.
"Unwissenschaftliche" Auswertung?

Thomas Osterroth, links, Einsatzleiter der Bundespolizei für den Transport, und Lüneburgs Polizeipräsident Friedrich Niehörster.
(Foto: dapd)
Unterstützt werden die Vorwürfe von einer "Ausarbeitung" der wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestags, berichtete der "Spiegel". Demnach hätte der Castor-Transport möglicherweise nicht genehmigt werden dürfen, weil es unsicher sei, ob die Strahlungsgrenzwerte überschritten werden. Die Autoren werfen Niedersachsens Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) vor, die Auswertung von Messungen seien "wenig überzeugend" und "unwissenschaftlich". Die atompolitische Sprecherin der Grünen, Sylvia Kotting-Uhl, die den Dienst um seine Beurteilung gebeten habe, fordere Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) auf: "Er muss den Murks beenden."
Der niedersächsische Landesbetrieb NLWKN hatte für das erste Halbjahr am Zaun des Zwischenlagers eine Neutronenstrahlung von 0,27 Millisievert (mSv) gemessen und vor einer Überschreitung des Grenzwertes gewarnt. Das Umweltministerium hatte daraufhin neue Messungen in Auftrag gegeben. Deren Werte fielen jedoch niedriger aus - was Umweltaktivisten bezweifeln. Gorleben galt jahrzehntelang als potenzielles Endlager, Zweifel über die Eignung konnten aber nie ausgeräumt werden.
Atomkraftgegner vorbereitet
Die Vorbereitungen der Atomkraftgegner im Wendland für Protestaktionen gegen den Castor-Transport laufen unterdessen auf Hochtouren. Sie zeigten sich nicht überrascht darüber, dass der Atomtransport einen Tag früher in Frankreich starten könnte als von ihnen erwartet. "Die Camps und Infopunkte, die zwölf großen Volksküchen, die Sanis, der Ermittlungsausschuss, die Bettenbörse: alle sind ab Mittwoch bereit, Menschen zu beherbergen, sie zu beköstigen, zu informieren und zu versorgen", sagte Kerstin Rudek von der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg.
Ein geplantes Anti-Castorcamp solle nach Willen der Versammlungsbehörde des Landkreises Lüneburg und der Polizeidirektion Lüneburg nicht genehmigt werden, teilte ein Sprecher der Aktion "Castorcamp Dumstorf" mit. Die Ablehnung sei damit begründet worden, dass im Vorjahr aus einem Camp heraus Straftaten verübt worden seien.
Quelle: ntv.de, rpe/dpa