Kubas Modell "funktioniert nicht mehr" Castro erklärt seinen Witz
11.09.2010, 10:02 UhrIn einem Interview hatte Kubas Ex-Staatschef Castro gesagt, das kubanische Modell funktioniere "nicht einmal mehr für uns". Nun erklärt er, es sei ein Witz gewesen. Schließlich sei es der Kapitalismus, der nicht funktioniere.
Kubas Revolutionsführer Fidel Castro hat seine eigene Kritik am kommunistischen System in seinem Land als falsch verstandene Ironie bezeichnet. Seine , das kubanische Modell funktioniere "nicht einmal mehr für uns", sei falsch interpretiert worden, sagte der 84-Jährige in Havanna. Er habe "genau das Gegenteil" gemeint, sein US-Interviewpartner aber habe seine Aussage "wörtlich" genommen.
"Wie die ganze Welt weiß, ist meine Idee, dass das kapitalistische System nicht mehr funktioniert, weder für die USA noch den Rest der Welt", führte Castro bei der Vorstellung des zweiten Bands seiner Autobiographie weiter aus. "Wie soll ein solches System dann für ein sozialistisches Land wie Kuba funktionieren?"
Castro hatte in einem dreitägigen Interview mit dem US-Magazin "The Atlantic" auf die Frage, ob das kubanische System immer noch exportwürdig sei, geantwortet, das "Modell funktioniert nicht einmal mehr für uns". Es amüsiere ihn nun zu sehen, dass die Ironie offensichtlich nicht verstanden worden sei, sagte er.
Kuba-Expertin bleibt bei Meinung
Zur Sicherheit hatte die Zeitschrift "The Atlantic" bei dem Interview die Kuba-Expertin des US Council on Foreign Relations (CFR), Julia Sweig, hinzugezogen. Sweig beharrte allerdings auf der Interpretation der Zeitschrift: Castro habe "nicht gescherzt, und als ich ihn das sagen hörte, dachte ich, er meint, dass das Wirtschaftsmodell nicht mehr funktioniert - nicht die Revolution, die sozialistische Gesinnung, der Unabhängigkeitswillen - nur das Modell", sagte sie. "Als er sagte, 'Oh, das Modell funktioniert nicht einmal mehr für uns', bezog er sich geradezu auf dieses fast schon zum Fetisch erhobene Modell", sagte sie weiter.
Castros Äußerungen hatte weltweit Aufsehen erregt. In Kommentaren wurde darüber spekuliert, er wolle möglicherweise den Kurs seines Bruders Raúl in Richtung einer vorsichtigen Liberalisierung der Wirtschaft unterstützen. Seit seinem Rückzug von der Staatsführung wegen einer vor vier Jahren hatte sich Castro lange Zeit nicht in der Öffentlichkeit gezeigt, in den vergangenen Wochen mehrten sich jedoch seine Auftritte. So hatte er bereits den ersten Band seiner Autobiografie vorgestellt. Sweig bekräftigte, bei den Gesprächen habe er sich "in guter Form und witzig" gezeigt.
Quelle: ntv.de, AFP