Politik

"Gelehrte sollten vorsichtig sein" Chamenei droht Irans Opposition

Dämpfer für Irans Opposition: Mit einer unverholenen Drohung warnt der oberste Führer die Anhänger der Opposition nach einer kurzen Phase der Hoffnung vor weiteren Protesten: "Die Sicherheit des Landes zu unterhöhlen, ist eine der größten Sünden", erklärt Chamenei. Auch die Gelehrten sollten vorsichtig sein, "was sie sagen und was sie nicht sagen".

Chamenei zeigt mit seinen neuesten Äußerungen, dass er zu keinen Kompromissen bereit ist.

Chamenei zeigt mit seinen neuesten Äußerungen, dass er zu keinen Kompromissen bereit ist.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Nach den erneuten Massenprotesten gegen die Präsidentenwahlen im Iran hat der oberste Führer des Landes, Ajatollah Ali Chamenei, mit deutlichen Worten die Opposition zur Ordnung gerufen. Er warnte sie davor, weiterhin Unruhe zu stiften. Zudem verurteilte Chamenei die angebliche Einmischung aus dem Ausland in die inneren Angelegenheiten des Irans nach den Präsidentschaftswahlen am 12. Juni. "Unsere Gelehrten sollten vorsichtig sein, was sie sagen und was sie nicht sagen", betonte Chamenei bei einem Treffen mit Staatsbeamten, das vom staatlichen Fernsehen übertragen wurde.

"Es kann unterschiedliche politische Geschmäcker im Iran geben", sagte er. "Aber wenn die Menschen spüren, dass es Feindseligkeiten innerhalb des Systems gibt, dann werden sie auf Distanz gehen", sagte Chamenei, der als oberster geistlicher und weltlicher Führer des Landes in allen politischen Angelegenheiten das letzte Wort hat.

Westen missbrauche die Unruhen

Ohne dessen Namen zu nennen, nahm Chamenei mit seiner Kritik offensichtlich Bezug auf das Freitagsgebet seines Widersachers Ajatollah Akbar Haschemi Rafsandschani. Er hatte die jüngsten Entwicklungen nach den Vorwürfen des Wahlbetrugs und den Massendemonstrationen als "Krise" bezeichnet.

Nach dem Freitagsgebet hatten sich erstmals wieder Oppositionsanhänger in größerer Zahl auf die Straßen Teherans getraut.

Nach dem Freitagsgebet hatten sich erstmals wieder Oppositionsanhänger in größerer Zahl auf die Straßen Teherans getraut.

(Foto: REUTERS)

"Die Sicherheit des Landes zu unterhöhlen, ist eine der größten Sünden", sagte Chamenei. Der Westen werde die Proteste gegen die Islamische Republik missbrauchen und die Unruhen schüren.

Ermutigt durch den Auftritt Rafsandschanis waren am Freitag in der Hauptstadt erneut rund hunderttausend Anhänger der Opposition zu neuen Protesten auf die Straße gegangen. Dabei kam es auch wieder zu Zusammenstößen mit der Polizei und zu Festnahmen. Die Sicherheitskräfte setzten Tränengas ein.

Chatami fordert Referendum

Ex-Präsident Chatami fordert ein Referendum zur umstrittenen Wahl.

Ex-Präsident Chatami fordert ein Referendum zur umstrittenen Wahl.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Der frühere reformorientierte Präsident Mohammed Chatami hatte am Sonntag gesagt, die umstrittene Wiederwahl des ultrakonservativen Amtsinhabers Mahmud Ahmadinedschad sollte per Referendum überprüft werden. Er kritisierte die staatliche Gewalt gegen Demonstranten und die Festnahme früherer Offizieller harsch. Chatami, Rafsandschani und der bei der Wahl unterlegene Oppositionsführer Mir Hussein Mussawi bilden derzeit ein Dreigestirn innerhalb der Oppositionsbewegung.

Kuriose Gerüchte um Rücktritt

Unterdessen hat der von Ahmadinedschad zum neuen ersten Stellvertreter ernannte Esfandiar Rahim Maschaie Berichte zurückgewiesen, er sei bereits wieder zurückgetreten. Maschaie veröffentlichte das Dementi auf seiner Internetseite.

Die Ernennung Maschaies zum Vizepräsidenten hat in konservativen Kreisen im Iran heftige Kritik ausgelöst, weil dieser noch in seiner bisherigen Funktion als Tourismusminister den Iran als Freund des israelischen Volkes bezeichnet hatte. Ahmadinedschad hat sich dagegen als kompromissloser Kritiker des jüdischen Staates positioniert, dessen Vernichtung er mehrfach vorausgesagt hat.

Oppositionsführer Mussawi hat Ahmadinedschad mehrfach vorgeworfen, er besetze Kabinettsposten nach persönlichen Vorlieben und nicht nach Sachkompetenz. Maschaie ist der Schwiegervater von Ahmadinedschads Sohn.

Es wird erwartet, dass der Präsident die meisten Regierungsposten im August neu besetzt. Als erstes hatte er vergangene Woche Ali Akbar Salehi zum Chef des iranischen Atomprogramms und zu einem seiner Stellvertreter bestellt. Salehi gilt als Technokrat, der nicht zum engeren Kreis um Ahmadinedschad gehört.

Quelle: ntv.de, tis/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen