Peking auf "schlimmem Rachefeldzug" Chens Neffe unter Mordverdacht
12.05.2012, 11:53 Uhr
Chen steht permanent unter Beobachtung durch die Polizei.
(Foto: AP)
Der chinesische Bürgerrechtler Chen Guangcheng flieht aus dem Hausarrest in die Botschaft der USA und erregt internationale Aufmerksamkeit. Das lässt sich Peking nicht gerne bieten: Chens Familie wird seitdem drangsaliert. Sein Neffe steht nun unter Mordverdacht. Er soll einen Menschen erstochen haben, als Schläger das Haus stürmten.

Chen Guangcheng mit seiner Familie. Der Bürgerrechtler wartet auf seine Ausreisegenehmigung.
(Foto: dpa)
Der inhaftierte Neffe des blinden chinesischen Bürgerrechtlers Chen Guangcheng steht in der Provinz Shandong unter Mordverdacht. Chen Kegui war festgenommen worden, nachdem er sich nach eigenen Angaben mit einem Messer gegen Schläger verteidigt hatte, die nach der Flucht seines Onkels mit örtlichen Funktionären in sein Haus eingedrungen waren.
Wie der Anwalt Chen Wuquan telefonisch bestätigte, werfen die Behörden Chen Kegui "vorsätzlichen Mord" vor. Dem Neffen des auf seine Ausreise in die USA wartenden chinesischen Bürgerrechtlers drohten damit mehr als zehn Jahre Gefängnis oder die Todesstrafe.
"Ich weiß nicht, was genau in dieser Nacht passiert ist, aber die Behörden denken, dass es absichtlicher Mord war", sagte Chen Wuquan, der nicht mit der Familie des Bürgerrechtlers verwandt ist. Der Anwalt musste nach "Karrieredrohungen" die Verteidigung des Neffen ablehnen. Auch ein zweiter Anwalt soll bedroht worden sein.
Der Bürgerrechtler Chen Guangcheng hat die Ereignisse in seinem Heimatort Dongshigu nach seiner Flucht aus dem Hausarrest als "schlimmen Rachefeldzug" bezeichnet. Details des Vorfalls sind nicht bekannt.
Quelle: ntv.de, dpa