Helfer in der Euro-Krise China keineswegs selbstlos
04.01.2011, 14:06 UhrChina hat die weltgrößten Devisenreserven. In der Krise investiert Peking seine Euroschätze gezielt in Anleihen gebeutelter EU-Staaten, um Vertrauen in die Eurozone zu schaffen. Die Unterstützung ist nicht umsonst. China hofft auf politisches Entgegenkommen der Europäer.

China gibt dem Euro Schub.
(Foto: REUTERS)
In der Euro-Krise tritt China als Retter auf. Die zweitgrößte Wirtschaftsnation greift schuldengeplagten Ländern wie Spanien, Portugal und Griechenland unter die Arme, indem sie weiter oder auch verstärkt deren Staatsanleihen kaufen will. Schon die Ankündigung beruhigt die nervösen Währungsmärkte und stärkt den notleidenden Euro. Doch die Hilfe ist keineswegs selbstlos. Chinas kommunistische Führer wollen politisches Kapital aus der europäischen Schuldenkrise schlagen. Dabei ist eine Stabilisierung der Euro-Zone samt einem starken Euro durchaus im Interesse des Exportweltmeisters China.
Wie schon Staats- und Parteichef Hu Jintao bei seinem Besuch in Portugal oder Regierungschef Wen Jiabao in Griechenland gab sich Vizepremier Li Keqiang bei seiner Visite am Dienstag in Spanien als Helfer in der Euro-Krise: "China ist ein verantwortlicher, langfristiger Investor, sowohl am europäischen als auch am spanischen Finanzmarkt", ließ Li Keqiang die Spanier in einem Beitrag für die Zeitung "El País" wissen. "China hat Vertrauen in Spaniens Finanzmarkt. Es hat spanische Schatzanleihen gekauft und wird noch mehr kaufen", teilte der Vizepremier mit, der als künftiger Ministerpräsident Chinas gilt.
Schritt "mit politischer Bedeutung"

Chinas Vizepremier Li Keqiang sichert der EU die Unterstützung Chinas bei der Bewältigung der Euro-Schuldenkrise zu.
(Foto: REUTERS)
Solche Gesten kommen gerade in jenen Euro-Staaten gut an, die sonst nur noch wenig Vertrauen genießen. Es ist aber weniger eine einsame Wohltat, sondern auch Alltag, da China ohnehin die vielen Euros in seinen gigantischen Devisenreserven irgendwo anlegen muss. Wegen seines massiven Handelsüberschusses hat das Reich der Mitte die weltgrößten Devisenreserven mit einem Gesamtwert von 2,6 Billionen US-Dollar angesammelt. Es ist längst der größte Kreditgeber der USA und finanziert jetzt auch noch die Schulden der Europäer. Schon heute soll China rund zehn Prozent der spanischen Staatsanleihen halten und wäre damit einer der größten ausländischen Kreditgeber Spaniens.
Der Professor für internationalen Beziehungen, Shi Yinhong, von der Volksuniversität (Renmin Daxue) in Peking sieht einen symbolischen Schritt "mit politischer Bedeutung". China wolle seine Unterstützung für alle EU-Staaten beweisen, die unter der Finanzkrise leiden. Auch solle Vertrauen in die Eurozone demonstriert werden. "Im Moment spanische Staatsanleihen zu kaufen, macht aus wirtschaftlicher Sicht keinen Sinn. Auf dem spanischen Finanzmarkt sieht es schlecht aus", sagte Shi Yinhong in Peking. "Die chinesische Regierung sucht weniger wirtschaftlichen Gewinn, sondern will sich vielmehr politische Vorteile verschaffen - nicht nur von Spanien, sondern von der ganzen Europäischen Union."
Gegenleistungen erwartet
Ein Bankrott Spaniens, der viertgrößten Wirtschaft der Euro-Zone, käme nicht nur die Europäer teuer zu stehen. Eine Ausweitung der Euro-Krise würde auch die Nachfrage nach chinesischen Exporten stark bremsen. Europa ist der größte Handelspartner Chinas. Auch würde ein Verfall des Euro die Wettbewerbsfähigkeit chinesischer Exporte treffen. Kritiker werfen China auch vor, mit der Finanzierung der Staatsschulden in europäischen Ländern nur deren Handelsdefizite mit China zu finanzieren. China brauche die ausländische Nachfrage nach seinen Exportprodukten, um daheim Wachstum zu generieren, da der heimische Konsum nicht ausreiche, um Chinas Wachstum zu tragen.
Das hindert die kommunistische Führung in Peking gleichwohl nicht daran, für ihre Hilfe auch Entgegenkommen der Europäer zu erwarten. Ganz oben auf ihrer Wunschliste steht die Aufhebung des seit der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung 1989 geltenden Waffenembargos. Auch will China endlich den Status als Marktwirtschaft eingeräumt bekommen, um sich gegen Dumpingvorwürfe schützen zu können. Schließlich wäre noch ein Ende der Ausfuhrbeschränkungen für hochtechnologische Güter nach China höchst willkommen.
Quelle: ntv.de, Andreas Landwehr, dpa