Politik

Weil ihr Sender zu kritisch war China weist Journalistin aus

Eine Korrespondentin des Fernsehsenders Al-Dschasira darf nicht mehr in China arbeiten. Weil ihr Sender über ein Arbeitslager berichtete, muss Melissa Chan ausreisen. Dabei war sie nicht einmal an dem Beitrag beteiligt.

China hat eine ausländische Journalistin ausgewiesen. Die langjährige Korrespondentin des arabischen Fernsehsenders Al-Dschasira, Melissa Chan, hat das Land bereits verlassen müssen. Hintergrund des harten Vorgehens gegen die englischsprachige Journalistin ist die chinesische Verärgerung über eine Dokumentation des TV-Senders über Arbeitslager in China, an der Chan allerdings nicht einmal beteiligt war. So berichtet der Auslandskorrespondentenclub FCCC.

Der Fernsehsender Al-Dschasira ist seit Jahren eine feste Größe unter den internationalen Medien.

Der Fernsehsender Al-Dschasira ist seit Jahren eine feste Größe unter den internationalen Medien.

(Foto: REUTERS)

Seit gut einem Jahr haben die chinesischen Behörden ihren spürbar erhöht. Zuletzt waren auch bei der Berichterstattung über den blinden chinesischen Bürgerrechtler Chen Guangcheng, der in die USA ausreisen will, wieder mehrere Korrespondenten und ein ZDF-Kameramann verwarnt und mit Ausweisung bedroht worden. Die letzten bekannten Fälle waren 1998 der China-Korrespondent des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" und ein japanischer Journalist.

Der Korrespondentenclub äußerte sich "empört" über die Entscheidung. Wie es hieß, habe sich die chinesische Seite verärgert über eine außerhalb Chinas produzierte Dokumentation von Al-Dschasira über Zwangsarbeit in chinesischen Gefangenenlagern im November geäußert. Auch hätten die Behörden ihre Unzufriedenheit über die generelle redaktionelle Linie der englischen Berichterstattung des Senders aus China demonstriert.

Al-Dschasira hat sein Büro geschlossen

Chan sind laut FCCC auch Verstöße gegen Vorschriften vorgeworfen worden, die aber nicht näher benannt worden seien. "Es ist der extremste Fall in dem jüngsten Muster, Journalistenvisa zu benutzen, um ausländische Korrespondenten in China zu zensieren und einzuschüchtern", teilte der Korrespondentenclub mit.

Als Konsequenz schloss der arabische Sender nach eigenen Angaben sein englischsprachiges Büro in Peking, wird aber die arabische Berichterstattung aus China weiter aufrechterhalten. Al-Dschasira habe "keine andere Wahl", wenn seiner englischsprachigen Korrespondentin die weitere Akkreditierung verweigert werde, heißt es in einer Mitteilung.

Chan arbeitete seit 2007 in China und gilt unter Kollegen als erfahrene, umsichtige Korrespondentin. Der Sender habe "erstklassige Arbeit" in China geleistet, sagte der Al-Dschasira-Chef für englische Nachrichten, Salah Negm. "So wie chinesische Nachrichtendienste frei über die Welt berichten können, würden wir die gleiche Freiheit für jeden Al-Dschasira-Journalisten in China erwarten."

"Berichterstattung nicht erwünscht"

Nach dpa-Informationen hatte die Visabehörde der Journalistin schon Ende des Jahres die normale Verlängerung der Akkreditierung verweigert und nur noch eine temporäre Arbeitserlaubnis erteilt. Trotz aller Bemühungen wurde dieses Visum nicht mehr verlängert, was nach Angaben von Diplomaten praktisch einer Ausweisung gleichkommt.

Das Komitee zum Schutz von Journalisten in New York (CPJ) protestierte. "Die Verweigerung, die Akkreditierung von Melissa Chan zu erneuern, zeigt eine echte Verschlechterung im Umfeld für Medien in China und sendet eine Botschaft, dass internationale Berichterstattung nicht erwünscht ist", sagte der CPJ-Koordinator für Asien, Bob Dietz, laut einer Mitteilung.

Der Korrespondentenclub in China erklärte: "Der FCCC ist überzeugt davon, dass ausländische Nachrichtenorganisationen, nicht die chinesische Regierung, in Übereinstimmung mit internationalen Standards das Recht haben, zu wählen, wer für sie in China arbeitet."

Erst am vergangenen Freitag war der ZDF-Kameramann zur Polizei einbestellt worden, weil er mit Kollegen am Chaoyang-Krankenhaus eintreffende US-amerikanische Diplomaten gefilmt hatte, die den blinden Aktivisten besuchen wollten. Ihm wurde gedroht, dass ihm "beim nächsten Mal" das Arbeitsvisum entzogen werde.

Quelle: ntv.de, dpa

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