"Ich drehe den Ölhahn zu" Chvez droht den USA
01.12.2007, 09:39 UhrVenezuelas Staatschef Hugo Chvez hat den USA mit einem Öl-Stopp gedroht. Er werde den Ölhahn abdrehen, falls Washington das Ergebnis eines Referendums über eine sozialistische Verfassungsreform in Venezuela nicht anerkennen sollte, sagte Chvez in Caracas. US-Präsident George W. Bush mache gemeinsame Sache mit seinen innenpolitischen Gegnern, sagte Chvez vor Hunderttausenden jubelnden Anhängern.
"Wenn am Sonntag das Ja (zur Reform) gewinnt und sie (die Amerikaner) hierher kommen wollen, um uns das Erdöl wegzunehmen, dann wird es 100 Jahre Krieg in Venezuela geben", warnte der für wüste Formulierungen bekannte Linksnationalist bei einer Kundgebung zum Abschluss des Wahlkampfes.
Zum wiederholten Male warf er seinen Gegnern vor, nach einem verlorenen Referendum gewaltsame Proteste und einen Putsch zu planen. Venezuela ist der viertgrößte Erdöllieferant der USA. Chvez hat bereits häufiger damit gedroht, den USA den Ölhahn zuzudrehen.
Chvez sagte, er habe anlässlich des Urnengangs am Sonntag eine Truppenmobilisierung zum Schutz der Erdölfelder und der Raffinerien angeordnet. Zehntausende zumeist in rot gekleidete Regierungsanhänger bejubelten den Präsidenten, sangen sozialistische Lieder und skandierten immer wieder den Chvez-Slogan "Vaterland, Sozialismus oder Tod".
Am Vortag waren rund 250.000 Regierungsgegner auf die Straßen gegangen, um gegen die Verfassungsreform zu protestieren. "Wir sagen Nein zur Repression, zum Machtmissbrauch und zum Totalitarismus", meinte Studentenführer Freddy Guevara.
Die Verfassungsreform soll unter anderem die mehrfache Wiederwahl von Chvez ermöglichen. Nach jüngsten Umfragen wird ein Kopf-an-Kopf-Rennen erwartet. In Venezuela kann ein Präsident bisher nur ein Mal wiedergewählt werden. Bliebe es dabei, ginge die Amtszeit von Chvez, der der für seine angestrebte sozialistische Demokratie inzwischen unter anderem die Ölindustrie verstaatlicht hat, im Jahr 2012 zu Ende.
Außerdem sollen bei der Verfassungsreform die Amtszeit des Präsidenten von sechs auf sieben Jahre verlängert, die Autonomie der Notenbank abgeschafft sowie kooperative Eigentumsformen eingeführt werden. Laut Chvez soll die Reform den "Sozialismus des 21. Jahrhunderts" in Venezuela verankern und zur wirksameren Bekämpfung der Korruption beitragen.
Quelle: ntv.de