TV-Interview mit Obama Clinton schließt nichts aus
28.01.2013, 11:01 Uhr
Der Präsident und seine Nachfolgerin?
(Foto: CBS)
Noch ist nicht klar, ob sie überhaupt antreten wird. Doch die besten Wahlkämpfer der USA hat Hillary Clinton bereits an ihrer Seite: Ihren Mann sowie ihren einstigen Konkurrenten Barack Obama. Der tritt zusammen mit seiner bisherigen Außenministerin in einem Doppelinterview auf. Und befeuert so die Gerüchteküche.
Ein besseres Abschiedsgeschenk hätte Barack Obama seiner Außenministerin Hillary Clinton nicht machen können. Der US-Präsident lobte die scheidende Chefdiplomatin in einem gemeinsamen Fernsehinterview in den höchsten Tönen - und gab den Spekulationen um eine mögliche Kandidatur Clintons bei den Wahlen in vier Jahren neue Nahrung. Ihre bittere Rivalität beim Kampf um die demokratische Präsidentschaftskandidatur 2008 sei einer Freundschaft gewichen, beteuerten beide Politiker.
Vor einer klaren Antwort auf die Frage nach Clintons politischer Zukunft drückten sie sich zwar. Etwas anderes war allerdings auch kaum zu erwarten: Eine klare Zusage Clintons würde sicherlich viele Parteifreunde freuen. Doch es würde sie zu einem vierjährigen Wahlkampf-Marathon verdonnern, von dem sie kaum einen Nutzen hätte.
Obamas Idee
Harmonisch saßen Obama und Clinton im Weißen Haus nebeneinander, der Präsident im dunkelblauen Anzug, die Außenministerin im pinken Blazer. Das Gespräch war bereits am Freitag aufgezeichnet worden, am Sonntagabend strahlte es der Fernsehsender CBS aus. Erst einmal hatte Obama in seiner Amtszeit bei einem Interview die Bühne mit einem anderen Politiker geteilt - im November 2011 mit dem damaligen französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy. Die Idee zu dem Doppelinterview mit Clinton soll der Präsident selbst gehabt haben.
Obama erklärte, er habe Clinton für ihre Arbeit öffentlich danken wollen. "Ich glaube, dass Hillary als eine der ausgezeichnetsten Außenministerinnen in die Geschichte eingehen wird", sagte der Präsident. Die Zusammenarbeit in den vergangenen vier Jahren sei "großartig" gewesen. Als eine seiner "wichtigsten Berater" habe die Außenministerin eine "außergewöhnliche Rolle" in seiner Regierung gespielt, sagte Obama. "Ich werde sie vermissen."
Die 65-jährige Clinton hatte bereits vor Obamas Wiederwahl im November angekündigt, nicht für eine zweite Amtszeit im Kabinett des Präsidenten zur Verfügung zu stehen. Mehrfach erklärte die Frau des früheren Präsidenten Bill Clinton, nach zwei Jahrzehnten als First Lady, Senatorin und Außenministerin eine Auszeit von der großen Politik nehmen zu wollen. Den Spekulationen über eine Kandidatur bei der nächsten Präsidentschaftswahl, wenn Obama nicht mehr antreten darf, erteilte sie dabei immer wieder eine Absage - ohne eine solche Option je völlig auszuschließen.
Clintons Zukunft
Auch im Interview mit Obama sorgte Clinton dafür, dass sie mit Blick auf 2016 weiter alle Karten in der Hand behält. Der direkten Frage nach ihren Plänen wich sie aus. Sie sei noch immer Außenministerin und beteilige sich nicht an politischen Spielchen, sagte Clinton. Doch es liege ihr weiter sehr am Herzen, "was in Zukunft mit unserem Land geschieht". "Ich kann keine Voraussage machen, was morgen oder nächstes Jahr passiert", sagte sie.
Obama tat die Frage nach einer möglichen Nachfolgerin Clinton mit einem Lachen ab. "Ihr Leute von der Presse seid unbelehrbar", sagte der Präsident. "Ich wurde buchstäblich vor vier Tagen vereidigt, und ihr sprecht über Wahlen in vier Jahren." Doch Obama sendete zweifelsohne ein politisches Signal, als er sich mit Clinton vor die Kamera setzte - und nicht mit Vizepräsident Joe Biden, dem ebenfalls Ambitionen auf die Kandidatur der Demokraten nachgesagt werden.
Noch nie war Clinton, die das Außenministerium in wenigen Tagen an ihren designierten Nachfolger John Kerry übergeben soll, in ihrer Heimat so angesehen wie heute. In einer aktuellen Umfrage der "Washington Post" und des Senders ABC erreicht sie einen Beliebtheitswert von 65 Prozent. Die "New York Times" feierte Clinton, die als Außenministerin mehr als einhundert Länder besuchte, als "Rockstar-Diplomatin". Wenn sie tatsächlich antreten sollte, dürften die Republikaner allerdings die Geschichte um den Anschlag in Bengasi wieder aus der Schublade ziehen. Ausschüsse im Senat und im Repräsentantenhaus klären derzeit auf, ob das State Department versäumt hat, die Sicherheitsvorkehrungen der diplomatischen Vertretung in Libyen zu erhöhen, und ob es nach dem Anschlag falsch informiert hat.
Clinton erzählte in dem Interview, wie sie 2008 gezögert habe, den von Obama angebotenen Posten als Außenministerin anzunehmen. Der erste afroamerikanische Präsident hatte in einer erbittert geführten Vorwahlschlacht ihren Plan durchkreuzt, als erste Frau an der Spitze der USA zu stehen. Mittlerweile sei das Verhältnis aber "sehr warm und eng", sagte sie. Obama ergänzte: "Ich betrachte Hillary als starke Freundin." Eine Freundschaft, aus der Clinton bei einer Kandidatur in vier Jahren viel politisches Kapital schlagen könnte.
Quelle: ntv.de, hvo/AFP