Behörden werfen ihm versuchten Mord an Polizisten vor Künstler bei Protesten in Kairo inhaftiert
22.04.2013, 12:45 Uhr
Magdy al-Shafee gilt als Vorreiter des politischen Comics in Ägypten.
(Foto: Edition Moderne)
Im vergangenen Jahr besuchte Magdy al-Shafee Deutschland. Auf dem Comicsalon Erlangen stellte er seine und weitere arabische Comics vor, die den Arabischen Frühling widerspiegelten. Nun sitzt al-Shafee nach Angaben des Goethe-Instituts in Kairo im Gefängnis. Die Behörden werfen ihm versuchten Mord an drei Polizisten vor.
Das Goethe-Institut hat mit großer Besorgnis auf die Verhaftung des ägyptischen Comic-Künstlers Magdy al-Shafee reagiert. Der Autor des unter Präsident Husni Mubarak verbotenen kritischen Comics "Metro" sei während der Ausschreitungen in der Kairoer Innenstadt am vergangenen Freitag inhaftiert worden. Ihm werde unter anderem versuchter Mord an drei Polizisten vorgeworfen, teilte das Goethe-Institut in Ägypten mit. Der Künstler sei "seit vielen Jahren ein geschätzter Partner des Goethe-Instituts Kairo", hieß es weiter.
[Update: Inzwischen wurde al-Shafee offenbar aus dem Gefängnis entlassen. Nähere Details sind bisher nicht bekannt.]
Während einer Demonstration der regierenden Muslimbrüder und anderer islamistischer Gruppen war am Freitag es zu Straßenschlachten mit Anhängern sogenannter Revolutionsgruppen gekommen, bei denen mehr als 100 Menschen verletzt wurden.
Im vergangenen Jahr hatte al-Shafee den Comicsalon in Erlangen besucht. Dort präsentierten er und weitere Künstler aus dem arabischen Raum Comics, in denen sich Willkür und Gewalt in der Region, aber auch die Hoffnungen auf Reformen spiegelten. Im Zuge seines Deutschlandbesuchs sprach er auch mit n-tv.de über die Lage in seinem Heimatland.
Korruption, Willkür, Frustration
Der 1961 in Libyen geborene Künstler lebt mit Frau und Tochter in Kairo und gilt in Ägypten als Vorreiter des politischen Comics. 2008 - als Langzeitpräsident Husni Mubarak noch an der Macht war - veröffentlichte er "Metro", ein Buch über den "Untergrund" in Kairo, über Korruption, Willkür und Frustration in dem bevölkerungsreichsten arabischen Land. Der Comic handelt von einem jungen Ingenieur, der in der ägyptischen Hauptstadt auf skrupellose Geschäftsmacher hereinfällt und auf der Flucht vor den Gläubigern, der Polizei und einem hoffnungslosen Leben ist.
Der Roman, der auf Deutsch in der Edition Moderne erschienen ist, spiegelte die Stimmung vieler junger Menschen in der Zeit vor dem Arabischen Frühling wider und wurde schnell zu einem Bestseller. Kurz nach Erscheinen verboten jedoch die Mubarak-Behörden das Buch, alle Exemplare wurden beschlagnahmt. Doch gerade die Kriminalisierung machte das Werk populär - der Comic wurde als Kampfschrift heimlich weitergereicht, von Leser zu Leser.
Inzwischen ist Mubarak seit mehr als zwei Jahren gestürzt und Ägypten hat neue - islamistische - Machthaber. Doch die Strafverfolgung von Künstlern, Journalisten, Bloggern und anderen Aktivisten hat nicht nachgelassen. Menschenrechtler beklagen, dass Präsident Mohammed Mursi im Bezug auf Freiheitsrechte genauso autoritär regiere wie schon sein Vorgänger.
Quelle: ntv.de, mli/dpa