Politik

n-tv.de-Interview D-Mark-Münzen - was sind sie künftig wert?

Der Euro ist da, die Mark geht. Trotzdem überlegen viele, die eine oder andere D-Mark-Münze in der Schublade zu belassen - aus Nostalgie oder in der Hoffnung darauf, dass die Münzen einmal Sammlerwert haben werden. Andere wiederum verstauen ihr ungeöffnetes Euro-Starterkit im Schrank, denn auch dieses Plastiksäckchen soll inzwischen schon einiges mehr wert sein als die enthaltenen 10,23 Euro. Lohnt sich diese Sammelwut?

n-tv.de fragte Hartmut Schoenawa, selbst Münzenhändler und Geschäftsführer des Berufsverbands des Deutschen Münzenfachhandels.

n-tv.de: Macht es Sinn, D-Mark-Münzen zu bunkern?

Schoenawa: Sinn macht es nur, wenn die Erhaltung der Münzen stimmt. Bei Münzen, die gut erhalten sind und die aus älteren Jahrgängen aus den 50er Jahren stammen, lohnt es sich durchaus, diese zu bunkern. Aber: Diese Münzen findet man heute kaum noch. Sie sind entweder schon in Sammlungen vorhanden - dann lohnt es sich, diese auch weiter aufzuheben und nicht zurückzugeben - oder man findet so etwas in ganz alten Spardosen - dann sollte man genau und kritisch hinsehen. Generell kann man sagen: Was heute an Münzen vorkommt, lohnt sich im Großen und Ganzen nicht zu bunkern.

n-tv.de: Ganz bestimmten Münzen wird jedoch ein großer Wert nachgesagt, zum Beispiel dem berühmten 50-Pfennig-Stück mit dem aufgeprägten Buchstaben "G"...

Schoenawa: Es gibt eine Reihe von seltenen Jahrgängen und seltenen Buchstaben- und Jahrgangskombinationen, bei denen es sich in jedem Fall lohnt, sie aufzuheben. Bei dem allseits bekannten 50-Pfennig-Stück, das sie ansprechen, ist auf der Vorderseite "Bank Deutscher Länder" aufgeprägt, hinten das Datum 1950. Diese Münze gibt es nur in einer Menge von 30.000 und es lohnt sich auch, sie in ganz schlechtem Zustand aufzuheben. Ihr Wert beträgt - ich drücke es mal in Mark aus, weil das so geläufig ist - mindestens 300 bis 400 DM, in guter Erhaltung sogar bis zu 2.000 DM. Auch von anderen Mark- und Pfennig-Stücken gibt es immer mal wieder seltenere Jahrgänge, von denen nur geringe Mengen geprägt wurden.

n-tv.de: Wo kann man sich im Einzelnen darüber informieren?

Schoenawa: Ich empfehle da die Anschaffung einer Münzenzeitschrift oder eines Münzenkataloges. Sehr gut ist der Münzenkatalog "Michel Münzen Deutschland" vom Schwanenberger Verlag, der Ende Februar neu herauskommt.

n-tv.de: Viele Menschen haben nicht nur nach wie vor D-Mark zu Hause, sondern auch noch eine Urlaubskasse mit Geld aus den anderen Euro-Staaten. Ist hier bei bestimmten Münzen ebenfalls eine Wertsteigerung zu erwarten?

Schoenawa: Nein, hier ist normalerweise keinerlei Steigerung zu erreichen. Diese Münzen sollte man daher umtauschen und zwar schnellstmöglichst, da viele der Euro-Teilnehmer-Länder die Umtauschfähigkeit ihrer Münzen zeitlich stark eingeschränkt haben. Nur Deutschland, Österreich und Spanien tauschen Münzen zeitlich unbegrenzt um. Hier kann man auch in 20 oder 30 Jahren noch alte Münzen bei der Zentralbank in Euro umtauschen. Zum Beispiel in Frankreich hingegen ist 2004 Schluss. Wenn sie 2005 mit Francs zu einer Bank in Frankreich gehen, wandern ihre Münzen ersatzlos in den Müll.

n-tv.de: Der in einer Zeitschrift oder in einem Katalog ausgeschriebene Wert einer Münze ist doch reichlich abstrakt. Wie sieht das in der Realität aus, finde ich immer jemanden, der mir die Münze zu dem beschriebenen Wert abnimmt?

Schoenawa: "Wert" muss immer von zwei Seiten gesehen werden - von der Seite desjenigen, der etwas kaufen will, und aus der Sicht desjenigen, der etwas verkaufen will. Die Differenz ist die Händlerspanne, denn der Händler will ja etwas verdienen. Was Zeitschriften und Kataloge als Wert benennen, ist meist das, was ein Sammler höchstens beim Händler bezahlen sollte. Trage ich eine Münze zum Händler, bekomme ich manchmal jedoch vielleicht gerade einmal die Hälfte. Das hängt davon ab, ob der Händler die Münzen, die ich anzubieten habe, gerade braucht oder eben nicht, weil er sie bereits in größeren Mengen auf Lager hat. Das differiert also sehr stark und ist häufig von Zufällen abhängig.

n-tv.de: Auch den Euro-Starterkits wird bereits eine Wertsteigerung nachgesagt. Ist es zu empfehlen, diese ungeöffnet aufzuheben?

Schoenawa: Jein. Im Moment ist schwer abzuschätzen, wieviele von den 53,5 Mio. Starterkits, die in Deutschland ausgegeben wurden, aufgehoben werden und wieviele aufgerissen und damit als Starterkit quasi vernichtet werden. Werden viele aufgehoben, ist eigentlich keine Wertsteigerung zu erwarten. Werden aber viele aufgerissen, werden die Verbleibenden vielleicht als Kuriosität doch mal etwas wert. Im Moment laufen die Starterkits, in denen sich ja etwas mehr als 10 Euro befinden, bei mir mit einem Wertzuwachs von etwa 50 Prozent bis zum Doppelten. Sie gehen also für einen Betrag zwischen 14 und 16 Euro weg.

n-tv.de: Wie sieht es mit den Starterkits aus, die in den anderen Euro-Staaten ausgegeben wurden?

Schoenawa: Die gehen teilweise erheblich höher weg. Der französische Starterkit zum Beispiel enthält rund 15 Euro und geht für 25 Euro weg. Noch extremer ist es beim niederländischen Starterkit. Der enthält 11,35 Euro und geht für 38 Euro weg. Bei Ländern wie Griechenland und Irland, in denen es Starterkits nur in einer Auflage von ein oder zwei Mio. gab, werden im Internet schon Preise geboten, bei denen mir beinahe die Augen herausfallen.

(Interview: Volker Probst)

Quelle: ntv.de

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