Woher kommen meine Dritten? DAK schaltet Hotline
22.11.2002, 13:12 UhrWegen des Millionenskandals um falsch abgerechneten Zahnersatz schaltet die Deutsche Angestellten-Krankenkasse eine Hotline für ihre Versicherten. Man werde die Versicherten vom 25. bis 29. November telefonisch über die Qualität und Versorgung bei Zahnersatz informieren, teilte die DAK am Freitag in Hamburg mit.
Dabei gehe es vor allem um die Frage, ob der Zahnersatz aus Fernost den deutschen Qualitätsstandards entspreche. Die Experten würden auch über Gewährleistungs- und Garantieansprüche sowie Dental-Labore mit gutem Preis-Leistungsverhältnis beraten, hieß es. Die Hotline unter der Nummer 01802/000642 (6,2 Cent pro Anruf) ist täglich von 8 bis 18 Uhr erreichbar (Montag ab 12 Uhr, Freitag bis 13 Uhr).
Unterdessen teilte die in dem millionenschweren Betrugsfall ermittelnde Staatsanwaltschaft Wuppertal mit, dass die Hauptverdächtigen geständig sind. Die Manager und Inhaber der Mülheimer Firma Globudent hätten die Vorwürfe "im Groben" eingeräumt, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft am Freitag. Ein Haftrichter hatte am späten Donnerstagabend zwei der 27 und 36 Jahre alten Männer in Untersuchungshaft geschickt. Gegen den dritten Festgenommenen wurde der Haftbefehl gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt.
Das Unternehmen Globudent steht im Verdacht, zusammen mit mehreren hundert Zahnärzten billig in Asien hergestellte Brücken und Kronen gegenüber den Krankenkassen als deutsche Produkte zu einem Vielfachen des wirklichen Preises abgerechnet zu haben.
Kassen bestreiten Mitschuld
Die Krankenkassen haben indes Vorwürfe zurückgewiesen, eine Mitschuld an dem Betrugsskandal zu tragen. Die Bundesärztekammer begründete ihren Vorwurf damit, dass die Kassen billigeren Zahnersatz aus dem Ausland empfohlen hätten. Die DAK hielt der Kammer dagegen vor, die Aufklärung der Abrechnungsmauscheleien "in skandalöser Weise" zu verschleiern. Die "Zahnarztlobby" decke ihre schwarzen Schafe.
Mindestens 50 Mio. Euro Schaden
Der Leiter der Ermittlungsgruppe der AOK-Niedersachsen, Peter Scherler, schätzte allein den im Fall Globudent entstandenen Schaden auf rund 50 Mio. Euro. Insgesamt könnten sich die Schäden durch die falsche Abrechnung bei Zahnprothesen auf einen dreistelligen Millionenbetrag summieren. "Im Moment habe ich fast jeden Tag einen neuen Fall von ausländischem Zahnersatz und frisierten deutschen Rechnungen auf dem Tisch", so Scherler. Die Spuren führen nach China, Thailand, Manila, Ungarn und die Türkei.
Qualität der Billig-Kronen ist offen
Tausende Patienten müssen nun befürchten, einen minderwertigen Zahnersatz erhalten zu haben. Scherler warnte angesichts der Erfahrungen in einem anderen Fall. Er habe aktuelle Bilder aus einem Labor in Bangkok einem Experten gezeigt. "Der hat die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen."
Quelle: ntv.de