"Armutsrisiko bei Zeitarbeit" DGB fordert Mindestlohn
09.04.2007, 19:22 UhrDer Deutsche Gewerkschaftsbund hat ein hohes Armutsrisiko in der Zeitarbeitsbranche angeprangert. Jeder achte Beschäftigte verdiene dort so wenig, dass er seinen Lebensunterhalt nicht allein bestreiten könne und zusätzlich auf staatliche Leistungen angewiesen sei, sagte DGB-Chef Michael Sommer am Montag in Berlin. Dies mache deutlich, dass ein Mindestlohn von 7,50 Euro eingeführt werden müsse.
Von den gut 556.000 sozialversicherungspflichtig Angestellten in Zeitarbeitsfirmen erhielten nach DGB-Berechnungen im Herbst 2006 knapp 69.000 (12,4 Prozent) ergänzend Hartz IV. Bei 94 Prozent aller Betroffenen handele es sich um Vollzeitbeschäftigte. Jeder sechste Zeitarbeitnehmer (16,6 Prozent) ohne Berufsausbildung sei auf Stütze angewiesen, bei Beschäftigten mit Abschluss sei es jeder Zehnte (10,3 Prozent).
Ein erheblicher Teil der Leiharbeitnehmer befinde sich also in prekären Verhältnissen, da er seinen Lebensunterhalt nicht aus eigener Kraft sichern könne, bemängelte Sommer. Dabei handele es sich vorwiegend um Angestellte von Firmen, die den DGB-Tarifvertrag mit der Branche unterliefen und mit "so genannten christlichen Gewerkschaften" niedrigere Abschlüsse vereinbart hätten, betonte der DGB-Chef.
Die vom DGB auf Basis der amtlichen Statistik ermittelten Zahlen belegten, wie dringlich die Allgemeinverbindlichkeit der Tarifverträge sei, die der DGB mit den großen Zeitarbeitsverbänden abgeschlossen habe, sagte Sommer. Es sei höchste Zeit, das Armutsrisiko in der Zeitarbeit zu beseitigen. Er forderte Arbeitsminister Franz Müntefering (SPD) auf, durch die Aufnahme der Zeitarbeit in das Entsendegesetz endlich grünes Licht für den vereinbarten Mindestlohn bei der Leiharbeit zu geben. Auch ein gesetzlicher Mindestlohn von 7,50 Euro würde die unerträglich niedrige Bezahlung in der Zeitarbeitsbranche verhindern.
Quelle: ntv.de