Politik

Lange Schlange vor dem Pol Dänen beanspruchen Arktis

Mit einer Arktis-Expedition will Dänemark seine Ansprüche auf den Lomonossow-Rücken in der Arktis untermauern. Eine solche Expedition hatten russische Wissenschaftler kürzlich beendet.

Die Expedition, die am Sonntag ins Packeis aufbricht, soll nach Beweisen suchen, dass der 2.000 Kilometer lange Lomonossow-Rücken unter dem Meer mit dem zu Dänemark gehörenden Grönland verbunden ist. In dem Fall könnte das skandinavische Land Ansprüche auf das Gebiet anmelden.

Nicht nur Dänemark und Russland, auch Kanada beansprucht den Lomonossow-Rücken unweit des Nordpols für sich. Mit dem symbolischen Hissen der russischen Flagge auf dem Meeresboden unter dem Nordpol hatte Moskau erst in der vergangenen Woche seinen Anspruch auf einen Großteil der Arktis untermauert. Dort werden nach einer US-Studie bis zu einem Viertel der weltweit noch unentdeckten Gas- und Ölvorräte vermutet.

Der dänische Wissenschaftsminister Helge Sander sagte dem Fernsehsender TV2, erste Untersuchungen seien vielversprechend. Einiges deute darauf hin, dass der Nordpol Dänemark zugeschlagen werde. An der Expedition beteiligen sich 40 Wissenschaftler, zehn von ihnen aus Dänemark. Sie wollen von der zu Norwegen gehörenden arktischen Insel Svalbard an Bord eines schwedischen Eisbrechers aufbrechen. Ein weiterer Eisbrecher aus Russland begleitet sie. Nördlich von Grönland dürfte das Eis bis zu fünf Meter dick sein.

"Niemand hat das Gebiet bislang befahren", sagte der Expeditionsleiter Christian Marcussen: "Die Herausforderung für uns wird das Eis sein." Neben der Suche nach Daten, die den dänischen Territorialanspruch untermauern sollen, untersuchen schwedische Forscher auf der Expedition auch die Klimageschichte der Arktis.

Im Streit um die rohstoffreiche Arktis hat Kanadas Ministerpräsident Stephen Harper den Anspruch seines Landes auf die Nordpolarregion mit einer "Arktis-Souveränitätstour" bekräftigt. Zum Auftakt der dreitägigen Tour kündigte Harper die Erweiterung eines der abgelegensten Naturschutzparks im hohen Norden von Kanada an.

Demnach wird der Nahanni Nationalpark in der Provinz Northwest Territories um 5400 Quadratkilometer vergrößert und sich damit künftig über gut 10.000 Quadratkilometer erstrecken. "Damit wollen wir sicherstellen, dass dieses kostbare Land und die einzigartige Tierwelt dort für die nächsten Generationen erhalten bleibt", sagte Harper.

Russland hatte in der vergangenen Woche überraschend Besitzrechte für Teile der Arktis angemeldet und will noch in diesem Jahr eine zweite Expedition an den Nordpol entsenden. Dabei betrachtet sich Kanada spätestens seit einer Rede seines damaligen Außenminister Joe Clark im Jahr 1985 als "rechtmäßiger Wächter des Nordens".

Um Kanadas Souveränität am Nordpol zu untermauern, will Harper einen ersten Arktis-Hafen bauen lassen, allen Anzeichen nach an der Nordseite der Insel Baffin. Der Hafen würde zwar Wasserschwankungen durch Ebbe und Flut von bis zu fünf Metern ausgesetzt sein, wäre aber von Juli bis Ende September eisfrei, berichtete der "Toronto Star". An der Südseite der Insel hält Kanada derzeit eine Übung mit 600 Militärs und Polizisten ab.

Eis geht zurück

Unterdessen ist die Meereisbedeckung in der Arktis ist drastisch zurückgegangen. "Wir steuern auf einen neuen Minimalwert zu", sagte der Hamburger Physiker Prof. Lars Kaleschke. Aktuelle Satellitenbilder des Zentrums für Marine- und Atmosphärische Wissenschaften (ZMAW) der Universität Hamburg zeigen, dass inzwischen weite Teile der Sibirischen See sowie der Nordwestpassage eisfrei sind. Kaleschke bestätigte entsprechende Informationen des Instituts für Klima- und Wetterkommunikation in Hamburg. Im vergangenen August waren diese Flächen weitgehend noch mit Eis bedeckt.

Quelle: ntv.de

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