Triumph über Obama Das Duell geht weiter
23.04.2008, 05:39 UhrDas Duell zwischen Hillary Clinton und Barack Obama um die US-Präsidentschaftskandidatur bei den Demokraten wird sich nach Einschätzung des deutschen Amerikaexperten Karsten Voigt bis Juni entscheiden. "Gerade die sogenannten Superdelegierten haben ein großes Interesse daran, dass der innerparteiliche Wahlkampf möglichst schnell beendet wird und man sich mit dem politischen Gegner auseinandersetzt", sagte der Koordinator der Bundesregierung für die deutsch-amerikanische Zusammenarbeit in Berlin.
Den Wahlsieg bei den Vorwahlen im Bundesstaat Pennsylvania bezeichnete er als "großen Erfolg" für Clinton: "Aber nach wie vor hat Obama die größeren Chancen."
Mit einem deutlichen Sieg über ihren Konkurrenten Barack Obama (46) hat sich Hillary Clinton (60) die Chance auf die Nominierung zur Kandidatin ihrer Partei erhalten. Nach Auszählung von 99 Prozent der Wahlbezirke erhielt die ehemalige First Lady in Pennsylvania 55 Prozent der Stimmen. Ihr Rivale musste sich mit zehn Prozentpunkten weniger zufriedengeben. Er holte lediglich 45 Prozent.
Dennoch hat Obama weiterhin mehr Delegierte und mehr Staaten gewonnen, Clinton dagegen hat fast alle Wahlen in den großen Staaten für sich entschieden. Die nächsten wichtigen Abstimmungen stehen am 6. Mai in North Carolina und Indiana an.
Entscheidung liegt bei Superdelegierten
Pennsylvania war die erste Abstimmung seit sieben Wochen und die letzte in einem größeren Bundesstaat. Zwar folgen bis zum 3. Juni insgesamt neun weitere Vorwahlen. Auch diese Abstimmungen werden jedoch aller Voraussicht nach keinen Sieger ergeben. Damit dürften die Superdelegierten noch stärker in den Fokus des Wahlkampfes geraten. Sowohl Clinton als auch Obama sind für eine Mehrheit auf dem Nominierungsparteitag Ende August auf die Stimmen der Superdelegierten angewiesen, die frei über ihre Stimme entscheiden können.
Nach ihrem dringend benötigten Erfolg gab sich Clinton optimistisch, die Präsidentschafts-Nominierung der Demokraten zu gewinnen und nach der Präsidentenwahl im Herbst ins Weiße Haus einzuziehen. "Der Wind dreht sich", rief sie vor jubelnden Anhängern in Philadelphia. "Sie haben versucht, uns k.o. zu schlagen, ... sie haben dreimal mehr Geld eingesetzt als wir, sie haben alles getan - aber das Volk von Pennsylvania hat anders entschieden."
Obama gratulierte Clinton zu ihrem "großartigen Wahlkampf", zeigte sich aber ebenfalls siegessicher. "Das Establishment in Washington wird uns bekämpfen." Dennoch sei der Sieg im Herbst und wirklicher politischer Wandel in Washington möglich. "Wir werden nicht nur die Vorwahl gewinnen, wir werden nicht nur im November gewinnen. Wir werden dieses Land verändern und die Welt", sagte er vor Anhängern in Evansville in Indiana.
Clinton und Obama vermieden scharfe Angriffe gegen den innerparteilichen Gegner. Obama betonte allerdings, die Frage sei nicht, ob die Republikaner einen Wandel nach Washington bringen würden, "denn wir wissen, dass sie das nicht tun werden. Die Frage ist: Werden wir das schaffen?"
"Clinton kann es nicht werden"
Gary Smith, geschäftsführender Direktor der American Academy in Berlin, sagte bei n-tv: "Eigentlich hat Hillary Clinton nur das Offensichtliche verschoben. Sie hat für John Mc Cain wichtige Vorarbeit geleistet, indem sie die Schwächen von Senator Obama deutlich definiert hat. Es gibt demokratische Wählergruppen, die Barack Obama unbedingt im November haben muss, wie Rentner, ältere Wähler, Gewerkschaftler – die er noch nicht gewonnen hat und begeistern kann. Insofern hat sie seine Herausforderung klar definiert, aber es ist fast auszuschließen, dass sie die Kandidatin werden kann."
Clinton habe jedenfalls eindeutige und klare außenpolitische Standpunkte. "Die sind in dieser Hinsicht sehr ähnlich zu denen von Senator Mc Cain. Viele Leute haben erwartet, dass sie aufgibt, aber Hillary Clinton ist zäh und das muss man bewundern. Wenn sie Präsidentin werden sollte, wäre sie zäh und diese Eigenschaft hat ihr zuletzt viele Stimmen gebracht."
Arbeiter, Ältere und Katholiken wählen Clinton
CNN-Analysen zufolge erhielt Clinton in Pennsylvania einen besonders hohen Zuspruch bei Arbeitern, älteren Wählern, bei Frauen und bei Katholiken. Obama schnitt dagegen nur bei Schwarzen und bei Erstwählern gut ab.
Unter den zwölf Millionen Einwohnern von Pennsylvania gibt es eine starke weiße Arbeiterschaft und relativ viele Katholiken. Diese Wählergruppen haben bisher bevorzugt für die Senatorin aus New York gestimmt.
Für die Wähler in Pennsylvania war das Thema Wirtschaft weitaus wichtiger als der Irakkrieg. 47 Prozent bezeichneten laut einer Umfrage des US-Senders MSNBC den Zustand der US-Wirtschaft als ihre größte Sorge, nur 18 Prozent nannten den Irak-Krieg. Pennsylvania hat besonders in den ehemaligen Hochburgen der Stahlindustrie unter dem internationalen Wettbewerb gelitten.
In Pennsylvania wurden auch Vorwahlen der Republikaner abgehalten. Bei ihnen steht mit Senator John McCain der Kandidat allerdings schon fest. Die eigentliche Präsidentschaftswahl findet am 4. November statt.
Geldsegen für Clinton
Bei Hillary Clinton klingeln nach dem jüngsten Erfolg die Kassen. In der Nacht des Sieges über Obama spendeten Clintons Anhänger über die Website der ehemaligen First Lady so viel Geld wie in keiner Nacht zuvor. Nach Angaben aus ihrem Wahlkampfteam kamen in weniger als vier Stunden 2,5 Millionen Dollar (1,6 Millionen Euro) zusammen. Clinton hat das Geld nach eigenen Angaben bitter nötig. Der Ex-First-Lady droht nach Einschätzung von Wahlkampfbeobachtern das Geld auszugehen. Obama hat derzeit fünfmal so viel Geld für die Schlussphase des Vorwahlkampfs zur Verfügung wie Clinton. Obama hat allein im März mehr als 41 Millionen Dollar eingenommen, Clinton nur 20 Millionen Dollar.
Quelle: ntv.de