Interview mit "Pro Bahn" "Das Rauchen in Zügen muss aufhören"
14.06.2001, 14:08 UhrDie Deutsche Bahn AG will das Rauchen in Bahnhöfen und Zügen drastisch einschränken. n-tv.de hat dazu mit Frank von Meißner, dem Pressesprecher des Fahrgastverbandes Pro Bahn, gesprochen. Die Interessengemeinschaft der Benutzer öffentlicher Verkehrsmittel hat nach eigenen Angaben etwa 5.000 Mitglieder. Pro Bahn setzt sich unter anderem für den Erhalt von Bahnlinien ein, erarbeitet Konzepte, hält Fahrgastsprechstunden ab und stößt neue Angebote im öffentlichen Verkehr an. Der gemeinnützige Verein wurde 1981 in Köln gegründet und ist bundesweit aktiv.
Herr von Meißner, was hält Pro Bahn von dem Vorstoß der Deutschen Bahn AG, das Rauchen in Bahnhöfen und Zügen einzuschränken?
Frank von Meißner: Wir sind voll und ganz dafür. Das Rauchen in Zügen muss aufhören. Die Zahl der Nichtraucher hat deutlich zugenommen. Wiederholt haben Nutzer der Bahn Beschwerden an uns herangetragen, dass sie sich als Nichtraucher durch Raucher belästigt fühlen.
Plädieren Sie für ein absolutes Rauchverbot in Zügen?
Von Meißner: Ja, wir wären dafür. Zumindest sollte man mal in einem Modellversuch ermitteln, wie das bei den Bahnnutzern, die Raucher sind, ankommt.
Ihr Verband setzt sich unter anderem für die stärkere Nutzung der Bahn gegenüber dem Pkw ein. Könnte ein absolutes Rauchverbot nicht dazu führen, dass zahlreiche Bahnfahrer doch lieber das Auto benutzen?
Von Meißner: Das würde man in dem Versuch ja feststellen. Es ist aber unwahrscheinlich, dass wegen eines Rauchverbotes die Bahn weniger genutzt würde. Jedenfalls ist uns nicht bekannt, dass die Fluggesellschaften, die auf ihren Flügen seit geraumer Zeit das Rauchen untersagen, Rückgänge bei den Buchungen zu verzeichnen hätten.
Die Deutsche Bahn AG begründet ihr Vorgehen unter anderem damit, dass in den Zügen immer mehr Nichtraucher unterwegs sind. Ist das statistisch belegt?
Von Meißner: Also, wir haben keine Statistik dazu geführt. Aber es entspricht unseren Beobachtungen. Und die machen wir permanent quer durch alle Kundengruppen, alle Züge und auf allen Strecken. Die Raucher werden weniger! Und dem muss Rechnung getragen werden.
Und das Rauchverbot auf Bahnhöfen? Können sich angesichts der großen, oft offenen Hallen da überhaupt Nichtraucher durch Raucher gestört fühlen?
Von Meißner: Vielleicht nicht durch den Qualm, aber durch die Zigarettenstummel, die überall herumliegen. Deswegen ist auch hier ein Rauchverbot durchaus sinnvoll. Auch hier ließe sich, wie es auf dem Bahnhof Bonn vorgesehen ist, in einem Versuch die Akzeptanz testen. Wenn das Rauchverbot auf den Bahnsteigen nicht angenommen würde bzw. nicht durchsetzbar ist, bliebe immer noch die Möglichkeit, Raucherzonen einzurichten.
Bahnchef Harmut Mehdorn hat mitgeteilt, dass die Entfernung der Zigarettenstummel Millionenbeträge kostet. Die wolle die Deutsche Bahn AG künftig einsparen. Wofür sollte das Geld Ihrer Meinung nach verwendet werden?
Von Meißner: Für die Entfernung von Kaugummi und anderem Dreck auf den Bahnhöfen. Es wird Zeit, dass die Bahnhöfe in Deutschland insgesamt pfleglicher aussehen.
Herr von Meißner, wir danken Ihnen für das Gespräch.
(Das Interview mit Frank von Meißner führte Thomas Willimowski.)
Quelle: ntv.de