Politik

Berlusconi-Intimus und gebürtige Deutsche Das sind Italiens neue Minister

Italiens neue Regierung unter Premier Enrico Letta ist eine Koalition aus Demokratischer Partei (PD), dem konservativen Volk der Freiheit (PdL) von Silvio Berlusconi und der Zentrumspartei Mario Montis. Unter den neuen Ministern finden sich Berlusconis Kronprinz, eine Feministin und eine gebürtige Deutsche.

Angelino Alfano

Angelino Alfano

(Foto: AP)

Angelino Alfano: Der Innenminister und Vize-Regierungschef ist ein enger Vertrauter Berlusconis. Spätestens seit seinem Aufstieg zum PdL-Chef gilt Alfano als Kronprinz des Politveteranen. Der 43-jährige Anwalt mit dem Spezialgebiet Wirtschaftsrecht war unter Berlusconi von 2008 bis 2011 Justizminister. Damals schuf er ein Gesetz, dass seinen Mentor vor weiteren Gerichtsverfahren bewahren sollte: Das "Alfano-Gesetz" sah strafrechtliche Immunität für den Ministerpräsidenten und Inhaber weiterer hoher Politikämter vor. Es wurde jedoch später vom Verfassungsgericht aufgehoben.

Fabrizio Saccomanni

Fabrizio Saccomanni

(Foto: AP)

Fabrizio Saccomanni: Der 70-Jährige, der bislang Generaldirektor der italienischen Zentralbank war, übernimmt das Wirtschafts- und Finanzressort. In seiner vorherigen Position hatte er sich vor allem mit Arbeitsmarktfragen befasst. Anschuldigungen, wonach die italienische Staatsverschuldung die Stabilität der Eurozone gefährde, wies der Wirtschaftswissenschaftler stets zurück.

Saccomanni war bereits an den Verhandlungen zur Einführung des Euro und am Übergang seines Landes von der Lira zur europäischen Gemeinschaftswährung beteiligt. Von 2003 bis 2006 fungierte er als Vizepräsident der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung. In dieser Position befasste er sich unter anderem mit Umweltschutz und Nuklearsicherheit.

Emma Bonino

Emma Bonino

(Foto: AP)

Emma Bonino: Die 65-Jährige führt das Außenministerium. Auf europäischer Ebene ist Bonino als frühere EU-Menschenrechtskommissarin bekannt. Die überzeugte Feministin war früher Abgeordnete der Radikalen Partei, einer kleinen liberalen Protestbewegung. 1975 verbrachte Bonino wegen ihres Kampfes für das Recht auf Abtreibung drei Wochen im Gefängnis.

Immer wieder bezog Bonino Position zu gesellschaftlichen Streitfragen: Sie setzte sich unter anderem für das Recht auf Kriegsdienstverweigerung ein, für die Abschaffung der Todesstrafe und die Legalisierung weicher Drogen und für den Ausstieg aus der Atomenergie.

Anna Maria Cancellieri

Anna Maria Cancellieri

(Foto: AP)

Anna Maria Cancellieri: Die bisherige Innenministerin wechselt das Ressort und ist nun für Justiz zuständig. Die 69-Jährige ist bekannt für ihren Kampf gegen die Mafia und die Korruption. 2010 wurde sie als "außerordentliche Kommissarin", eine Art Interims-Bürgermeisterin, in Bologna eingesetzt. Im folgenden Jahr übernahm sie die gleiche Position in Parma. Beide Städte waren zuvor von Skandalen erschüttert worden.

In Bologna bekam Cancellieri für ihr entschlossenes Vorgehen den Spitznamen "Eiserne Lady mit Samthandschuhen". Sowohl das linke als auch das rechte politische Spektrum wollten sie als Bürgermeisterkandidatin gewinnen, umwarben sie jedoch erfolglos. Mehr Glück hatte Mario Monti, der Cancellieri für seine Expertenregierung aus dem Ruhestand holte.

Josefa Idem bei den Olympischen Spielen in Peking.

Josefa Idem bei den Olympischen Spielen in Peking.

(Foto: dpa)

Josefa Idem: Unter den insgesamt sieben Frauen des neuen italienischen Kabinetts ist auch eine gebürtige Deutsche. Die 48-jährige Idem ist Kanu-Olympiasiegerin. Die aus Goch in Nordrhein-Westfalen stammende Frau ist die neue Ministerin für Sport, Jugend und Gleichberechtigung.

Idem wechselte nach den Olympischen Spielen 1988 nach Italien, heiratete ihren Trainer Gugliemo Guerrini und wurde 1992 italienische Staatsbürgerin. 2000 holte sie für Italien Olympiagold. 38 Medaillen habe sie bei Olympiaden, Welt- und Europameisterschaften für Italien gewonnen, bilanzierte der Mailänder "Corriere della Sera". Idem trat bei acht Olympischen Spielen an. Die bei Ravenna in der Emilia-Romagna lebende Spitzensportlerin wurde bei den Parlamentswahlen Ende Februar für die linke Demokratische Partei (PD) in den Senat gewählt.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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