Politik

Laschet patzt, Amthor im Abseits Das sind die Flop-Politiker 2021

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Am Ende des Superwahljahres hat in der Union niemand etwas zu lachen.

(Foto: dpa)

Wer sich in der Politik fürs Gemeinwohl engagiert, hat jede Anerkennung verdient. Doch für einige Politikerinnen und Politiker mit besonders großen Ambitionen verläuft 2021 mehr als ernüchternd. ntv.de präsentiert eine - reichlich subjektive - Top-10-Liste. Die Häufung von Unionspolitikern ist natürlich dem für die Konservativen denkbar schlecht verlaufenen Superwahljahr geschuldet.

Die Flop-Politiker 2021

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Der 69-jährige Kubicki wurde im Amt des Bundestags-Vize bestätigt.

(Foto: dpa)

10. Wolfgang Kubicki
Der Kieler Rechtsanwalt ist nicht der Typ Mann, der sich gerne für irgendetwas entschuldigt. Nach seinen überzogenen - eines Vize-Präsidenten des Bundestags reichlich unangemessenen - Attacken auf Karl Lauterbach oder Frank Ulrich Montgomery muss Kubicki dennoch den Kotau machen. In der Debatte um die richtigen Corona-Maßnahmen schießt die "loose cannon" der FDP immer wieder übers Ziel hinaus. Der bei den Jamaika-Verhandlungen 2017 noch enge Berater von Parteichef Christian Lindner gerät parteiintern zunehmend ins Abseits, gehört nicht mehr zu Lindners engstem Zirkel - sitzt weder in der ersten Reihe der Ampel-Verhandlungen noch im neuen Bundeskabinett.

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2021 war so gar nicht Amthors Jahr.

(Foto: picture alliance/dpa)

9. Philipp Amthor
Der 29-Jährige gilt lange als das Nachwuchstalent der CDU, bis er 2020 über seine Nebentätigkeit für das IT-Unternehmen Augustus Intelligence stolpert. Landesvorsitz und Spitzenkandidatur in Mecklenburg-Vorpommern sind futsch, der Neustart in 2021 gerät zur Farce: Die CDU kassiert mit ihrem Ersatzkandidaten ein desaströses Ergebnis zur Landtagswahl genauso wie zur Bundestagswahl, bei der Amthor als Spitzenkandidat antritt. Er verliert nicht nur sein Direktmandat im Wahlkreis Mecklenburgische Seenplatte I - Vorpommern-Greifswald II an die SPD, sondern landet auf Platz 3, noch hinter dem AfD-Kandidaten. Die eigene Fraktion straft hernach Amthor mit einem nachrangigen Posten als Fachsprecher ab - und auch das nur mit geringer Zustimmung. Ach ja, und seinen Führerschein ist Amthor auch los.

8. Toni Hofreiter

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Nachdem Hofreiter von seiner Ausbootung erfahren hat, erscheint er ausnahmsweise ohne Anzug zum Bund-Länder-Rat seiner Partei.

(Foto: dpa)

Kaum ein Bayer polarisiert so wie Anton "Toni" Hofreiter und das gar nicht unbedingt mit Absicht. Aber Auftreten und Ansichten des Grünen spalten die Gemüter. Und genau das wird ihm im Jahr des besten Bundestagswahlergebnisses seiner Partei zum Verhängnis. Hofreiter und seine Co-Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt gelten während der Ampel-Verhandlungen noch als sichere Anwärter auf einen Bundesministerposten. Der Parteilinke Hofreiter wird wegen seiner Expertise als neuer Agrarminister erwartet. Doch die Vorsitzenden Annalena Baerbock und Robert Habeck suchen für den wichtigen Posten einen Brückenbauer und ziehen den ebenfalls um die Grünen verdienten Cem Oezdemir vor, der aber dem Realo-Flügel zugerechnet wird. Hofreiter ist der große Verlierer eines harten Machtkampfs in der Partei, in dem die Parteilinke den Realos unterliegt. Hofreiter ist nun Vorsitzender des Europa-Ausschusses im Bundestag - honorig, aber kein Ministerposten.

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Röttgen hängt der Ruf nach, am liebsten solo zu spielen.

(Foto: picture alliance/dpa)

7. Norbert Röttgen
Zwei Anläufe unternimmt Norbert Röttgen, um neuer Parteichef der CDU zu werden. Erst unterliegt er im Januar gegen Friedrich Merz und den späteren Sieger Armin Laschet. Dann verliert er im Dezember zusammen mit Helge Braun gegen den neuen Parteivorsitzenden Merz. Beide Male sind die Niederlagen recht deutlich und auch in der Fraktion spielt Röttgen seit der Wahl keine große Rolle mehr, nachdem er in der letzten Legislaturperiode noch Vorsitzender im Ausschuss für Auswärtige Angelegenheiten gewesen war. Ob die Union dauerhaft auf ihn verzichten kann? Als Direktabgeordneter holt Röttgen seinen Wahlkreis immerhin mit 40 Prozent der Erststimmen. Das gelingt im Jahr 2021 in der CDU nicht mehr so vielen.

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Wissler und Bartsch sind nicht allein verantwortlich, aber die Gesichter des Linken-Desasters.

(Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild)

6. Janine Wissler und Dietmar Bartsch
Keine 8000 Stimmen waren es am Ende, die das Überleben der Linken als Fraktion im Bundestag gesichert haben. Hätte nicht Sören Pellmann gerade noch so das dritte Direktmandat in Leipzig Süd geholt - Gregor Gysi und Gesine Lötzsch gewannen einigermaßen sicher -, wären Pellmann und die über die Listenplätze eingezogenen 36 Linkenabgeordneten heute anderweitig beschäftigt. Dennoch ist die Linken-Fraktion mit den Spitzenkandidaten Janine Wissler und Dietmar Bartsch um die Hälfte geschrumpft. Die Landtagswahlen liefen 2021 ebenfalls ernüchternd, die SPD scheint wieder Linken-Wähler anzusprechen. 2022 wird nicht besser: Die Partei wird es schwer haben, in die Landtage von Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein einzuziehen, im Saarland droht der Rauswurf.

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Auf jeden Versuch, Geschlossenheit zu demonstrieren, folgte zuverlässig eine Spitze aus Bayern gegen Laschet.

(Foto: picture alliance/dpa)

5. Markus Söder
Als sich in der Pandemie viele Bürger nach klarer Ansprache und etwas mehr Härte bei der Durchsetzung der Corona-Maßnahmen sehnen, schlägt plötzlich die große Stunde von Markus Söder. Die Umfragewerte des im Fernsehen dauerpräsenten Ministerpräsidenten von Bayern schießen nach oben. Die des neuen CDU-Chefs Armin Laschet dagegen stagnieren auf bescheidenem Niveau. Also bietet sich Söder der Union als Kanzlerkandidat an. Als die CDU dem CSU-Chef aber nicht dankbar in die Arme fällt, und die CDU-Spitze ihren eigenen Vorsitzenden für die Kandidatur durchdrückt, wird es hässlich in der Union. Auch Söders Ansehen leidet. Ihm drohen in Bayern 2023 herbe Verluste. Dennoch erreicht Söder zumindest ein Ziel: Armin Laschet wird nicht Kanzler.

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Dass Maas der unrühmliche Abgang aus Afghanistan selber schmerzt, steht außer Frage.

(Foto: REUTERS)

4. Heiko Maas
Selten trat ein deutscher Außenminister mit geringerem Ansehen ab als Heiko Maas. Er war als Verlegenheitskandidat ins Auswärtige Amt gekommen und schafft es vier Jahre lang nicht, ein eigenständiges Profil neben der außenpolitisch ambitionierten Bundeskanzlerin zu entwickeln. Der Tiefpunkt im Sommer 2021: Als die letzten NATO-Staaten Afghanistan verlassen, wird der Westen vom schnellen Vormarsch der Taliban auf kaltem Fuß erwischt. Auch andere westliche Regierungen haben den Fall von Kabul so nicht kommen sehen. Doch dass das Auswärtige Amt Warnungen seiner eigenen Botschaft in Kabul ignoriert und nicht einmal für den Fall des Falles geplant hat: Das hat letztlich Maas zu verantworten. Er wird sich im kommenden Jahr vor einem Untersuchungsausschuss des Bundestags erklären müssen. Die politische Karriere des einstigen SPD-Hoffnungsträgers ist fürs Erste beendet.

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Weil die Grünen Amt und Mandat trennen, gibt Außenministerin Baerbock im Januar den Parteivorsitz ab.

3. Annalena Baerbock
Vor zwei Jahren ist sie noch eine weitestgehend unbekannte Bundestagsabgeordnete und als Parteivorsitzende der Grünen nur 'die Neue' neben dem deutlich renommierteren Robert Habeck. So gesehen ist eine Kanzlerkandidatur, die im Amt der Außenministerin endet, ein mehr als beachtlicher Erfolg für Annalena Baerbock. Doch die 41-Jährige weiß: Da war mehr drin. Als sie Habeck die erste Kanzlerkandidatur der Grünen abtrotzt, schießen ihre Zustimmungswerte und die der Grünen nach oben. Baerbock könnte Bundeskanzlerin werden. Doch eine Reihe vermeidbarer Fehler und Widersprüche wecken Zweifel in der Bevölkerung, ob die ehrgeizige junge Frau tatsächlich Kanzlerin-Format hat. Die Grünen werden im Endspurt zwischen SPD und Union zerrieben. Baerbock kann und muss sich nun in einem herausfordernden Amt beweisen.


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Auch ein Bundesgesundheitsminister kann eine Pandemie nicht im Alleingang bekämpfen. Doch die Pannen im Hause Spahn sprechen eine deutliche Sprache.

(Foto: picture alliance/dpa)

2. Jens Spahn
Vor einem Jahr nutzt Jens Spahn die Zeit zwischen den Jahren zum Telefonieren mit Parteikollegen, um seine Chancen auf die Kanzlerkandidatur zu eruieren. Warum auch nicht? Für die insgesamt besonnene, aber zupackende Handhabung der ersten Corona-Welle erfährt der Bundesgesundheitsminister viel Anerkennung. Als aber Anfang 2021 die Impfkampagne schleppend anläuft, die angekündigte Testpflicht an Testkapazitäten scheitert, immer mehr fragwürdige Maskendeals publik werden sowie die absurd hohen Kosten für ein paar Gratis-FFP2-Masken für über 59-Jährige, sinkt Spahns Stern rapide. Dass die Bundesregierung im weiteren Pandemie-Verlauf immer wieder selbst gesetzte Erwartungen enttäuscht und dass im Herbst das Boostern nicht vorbereitet ist, kommt obendrein. Der Kanzlerposten ist für Spahn so weit weg wie seit Jahren nicht.

1. Armin Laschet

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Das hatte er sich andersherum gewünscht: Laschet gratuliert Scholz zur Wahl zum Bundeskanzler.

(Foto: picture alliance/dpa)

Wenn jemand so tief fällt wie Armin Laschet, braucht auch niemand nachzutreten. Dennoch gilt: Der damalige Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen traut sich allerhand zu, als er sich im Januar den CDU-Vorsitz gegen Friedrich Merz erkämpft. Doch wird er danach weder den eigenen Erwartungen gerecht noch denen der potenziellen Unionswähler. Schon das Ringen mit Söder um die Kanzlerkandidatur offenbart das fehlende strategische Geschick und den fehlenden unbedingten Willen, den es wohl braucht, um Kanzler zu werden. Dass es Laschet nicht gelingt, eine inhaltlich und personell stimmige Wahlkampfkampagne auf die Beine zu stellen und diese mit aller Macht umzusetzen, geht letztlich auf den CDU-Chef selbst zurück. Missgeschicke im Wahlkampf bestätigen nur den Eindruck eines Mannes, den da schon viele für die Größe des Amtes für zu leicht befunden haben. Größe zeigt Laschet dennoch: Indem er erstens die alleinige Verantwortung für das Bundestagswahl-Desaster übernimmt und so parteiinterne Schulddebatten entschärft, die die Union noch weiter zerreißen könnten. Und zweitens durch einen würdevollen Umgang mit dem Wahlgewinner SPD. Laschet ist zur Wahl von Olaf Scholz im Bundestag einer der ersten Gratulanten und setzt den Ton für seine Union, die sich als anständiger Verlierer im demokratischen Wettstreit zeigt - zum Wohl des ganzen Landes.


Lesen Sie hier, wer die Top-Politiker des Jahres 2021 sind.

Quelle: ntv.de

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