Politik

Von Anhalt bis Wesel Das sind die spannendsten Wahlkreise

Jürgen Trittin tritt in Göttingen unter anderem gegen den Sozialdemokraten Thomas Oppermann an.

Jürgen Trittin tritt in Göttingen unter anderem gegen den Sozialdemokraten Thomas Oppermann an.

(Foto: picture alliance / dpa)

In 299 Wahlkreisen wählen die Deutschen am 22. September ihre Kandidaten für den Bundestag. In einigen Bezirken gibt es traditionell deutliche Sieger, in anderen entscheiden am Ende weniger als 200 Stimmen. n-tv.de stellt die spannendsten Wahlkreise der Republik vor.

Wahlkreis 12: Schwerin - Ludwigslust - Parchim I - Nordwestmecklenburg
Mit 951 Stimmen Vorsprung holte CDU-Politiker Dietrich Monstadt (30,3 Prozent) 2009 das Mandat im Westen Mecklenburg-Vorpommerns, Linken-Vize Dietmar Bartsch (28,4 Prozent) musste sich knapp geschlagen geben. In diesem Jahr dürfte es wieder eng werden. SPD-Kandidat Hans-Joachim Hacker rechnet sich ebenfalls gute Chancen aus.

Wer kandidiert bei Ihnen? Die Wahlkreiskarte bei n-tv.de.

Astrid Grotelüschen mit Kanzlerin Angela Merkel

Astrid Grotelüschen mit Kanzlerin Angela Merkel

(Foto: imago stock&people)

Wahlkreis 28: Delmenhorst - Wesermarsch - Oldenburg-Land
Früher war dieser Wahlkreis eine SPD-Hochburg. Doch 2009 lag die CDU-Frau Astrid Grotelüschen (35,3 Prozent) hauchdünn vor SPD-Konkurrent Holger Ortel (34,7 Prozent). Grotelüschen wurde 2010 niedersächsische Landwirtschaftsministerin. Wegen Tierquälerei-Vorwürfen gegen die Firma ihres Mannes trat sie ein halbes Jahr später zurück. Jetzt kandidiert sie wieder, diesmal gegen SPD-Frau Susanne Mittag.

Wahlkreis 37: Lüchow - Dannenberg - Lüneburg
Vor vier Jahren hatte CDU-Kandidat Eckhard Pols (33,3 Prozent) am Ende noch knapp die Nase vorn vor SPD-Frau Hiltrud Lotze. Diesmal könnte es schwierig werden für Pols. Das Problem ist: In seinem Wahlkreis liegt das umstrittene Atomendlager Gorleben. Pols setzte sich über Jahre für den Standort ein, doch dann machte die Kanzlerin die Komplettwende in der Energiepolitik.

Wahlkreis 43: Hannover - Land - I
Noch ist Hannover-Land-I Marks-Land. Mit winzigem Vorsprung gewann die Sozialdemokratin Caren Marks 2009 den Wahlkreis vor dem unbekannten CDU-Kandidaten Sebastian Lechner. Vier Jahre später wird es wohl eng. Die Christdemokraten schicken den beliebten Burgwedeler Bürgermeister Hendrik Hoppenstedt ins Rennen. Einzige Hoffnung der Genossen ist FDP-Chef Philipp Rösler. Der könnte die CDU in seinem Wahlkreis wichtige Stimmen kosten.

2009 noch knapper Sieger, und 2013? SPD-Schattenminister Oppermann.

2009 noch knapper Sieger, und 2013? SPD-Schattenminister Oppermann.

(Foto: imago stock&people)

Wahlkreis 53: Göttingen
Jürgen Trittin gegen Thomas Oppermann: In Göttingen kommt es zum Duell zweier potenzieller Minister in der nächsten Bundesregierung. 2009 gewann Oppermann den südniedersächsischen Wahlkreis knapp vor der CDU. Diesmal tritt er gegen den neuen Unions-Kandidaten Fritz Güntzler an. Trittin hat keine Chancen auf ein Direktmandat in seinem Wahlkreis. Aber gelingt ihm ein besseres Ergebnis als vor vier Jahren (13 Prozent), hat Oppermann ein Problem.

Wahlkreis 61: Potsdam - Potsdam-Mittelmark II - Teltow - Fläming II
Ein wahres Fotofinish erlebte der Potsdamer Wahlkreis bei der letzten Bundestagswahl. SPD-Kandidatin Andrea Wicklein und den Linken Rolf Kutzmutz trennten nur 205 Stimmen. Diesmal tritt Wicklein gegen Norbert Müller an. Der 27-Jährige ist Vizechef der Linken im Landesverband Brandenburg. Hinter den beiden lauert auch noch CDU-Politikerin Katherina Reiche.

Wahlkreis 64: Cottbus - Spree-Neiße
In Cottbus konkurrieren vor allem drei Kandidaten um das Mandat: SPD-Mann Ulrich Freese, die Linke Birgit Wöllert und Wolfgang Neskovic. Der holte den Wahlkreis 2009, damals noch auf der Liste der Linken. Im Streit verließ er jedoch die Fraktion und tritt nun alleine an. Wenn Neskovic gewinnt, ist er der erste Solokandidat seit 1949, der in den Bundestag gewählt wird.

Wahlkreis 71: Anhalt
2009 holte die Linkspartei hier eines ihrer insgesamt 16 Direktmandate. Kandidat Jan Korte lag damals nur 365 Stimmen vor dem CDU-Mann Kees de Vries. Aber ob es auch diesmal reicht für den Linken? Laut Umfragen liegt Kortes Partei in Sachsen-Anhalt nur noch bei 21 Prozent, vor vier Jahren waren es noch über 32.

Karamba Diaby mit SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles

Karamba Diaby mit SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles

(Foto: imago stock&people)

Wahlkreis 72: Halle
Der Wahlkreis Halle kann 2013 Geschichte schreiben. Karamba Diaby, der für die SPD kandidiert, könnte als erster Schwarzafrikaner in den Bundestag kommen. Doch die Sozialdemokraten brauchen einen kräftigen Stimmenzuwachs. Bei der letzten Bundestagswahl kamen sie nur auf 16,3 Prozent. Damals errang die Linke Petra Sitte das Mandat, knapp vor dem früheren CDU-Ministerpräsidenten Christoph Bergner.

Wahlkreis 76: Berlin-Pankow
Mit Wolfgang Thierse verlässt ein absolutes Schwergewicht den Bundestag. An seiner Stelle kandidiert nun Klaus Mindrup für die SPD. Seine Chancen stehen bescheiden. Linkspartei-Bewerber Stefan Liebich setzte sich 2009 immerhin gegen Thierse durch. Hoffnungen macht sich auch der grüne Abgeordnetenhaus-Parlamentarier Andreas Otto.

Wahlkreis 96: Bonn
Bonn war immer CDU-Land, bis 2002. Seitdem dominiert ein Sozialdemokrat den früheren Wahlkreis Konrad Adenauers. Vor vier Jahren kam Ulrich Kelber mit 33,3 Prozent zwar hauchdünn, aber zum dritten Mal in Folge als Sieger ins Ziel. Diesmal ist Claudia Lücking-Michel, die Generalsekretärin des Cusanus-Bildungswerks, die Herausforderin. Das Schicksal der CDU-Frau hängt an einem Liberalen. Denn für die FDP kandidiert in Bonn immerhin Guido Westerwelle.

Wahlkreis 113: Wesel
In Wesel endete 2009 eine Ära. Mit Sabine Weiss zog erstmals nach 44 Jahren wieder eine CDU-Abgeordnete in den Bundestag ein. 351 Stimmen Vorsprung reichten, um SPD-Widersacher Hans-Ulrich Krüger vom Thron zu stoßen. Und diesmal? Weiss forderte im Sommer 2012 die steuerliche Gleichstellung für gleichgeschlechtliche Paare. Für Krüger dürfte es daher schwer werden, sich von der linken CDU-Frau abzugrenzen.

Charles M. Huber kandidiert in Darmstadt für die CDU.

Charles M. Huber kandidiert in Darmstadt für die CDU.

(Foto: imago stock&people)

Wahlkreis 186: Darmstadt
Knapper geht's nicht: Bei der letzten Bundestagswahl erlebten die Darmstädter einen echten Krimi. Nur 45 Stimmen trennten SPD und CDU. Diesmal hat Brigitte Zypries einen neuen Herausforderer. Der frühere Schauspieler Charles M. Huber tritt für die Union gegen die frühere Ministerin an. Ein Sieg scheint möglich. Das hätte Signalwirkung: Für Steinbrücks Schattenministerin wäre eine Niederlage eine besonders üble Schlappe.

Wahlkreis 218: München-Nord
Der frühere Wahlkreis von SPD-Legende Hans-Jochen Vogel gilt heute als der knappste in Bayern. Der Sozialdemokrat Axel Berg hatte das Mandat hier bereits dreimal gewonnen, bis er vor vier Jahren von CSU-Kandidat Johannes Singhammer geschlagen wurde. Doch Berg kann sich diesmal berechtigte Chancen machen, "seinen" Bezirk zurückzugewinnen. Dass die SPD in Bayern erneut so schlecht abschneidet wie bei ihrem historischen Negativ-Rekord von 2009, gilt als wenig wahrscheinlich.

Wahlkreis 281: Freiburg
Im Südwesten machen sich gleich drei Parteien große Hoffnungen. SPD (33 Prozent), CDU (28,8) und Grüne (21,8) lagen 2009 nah beieinander. Für den Sozialdemokraten Gernot Erler, der seit 1998 für die Freiburger im Bundestag sitzt, dürfte es beim Kampf um das Direktmandat diesmal wieder eng werden. Wenn sich Rote und Grüne, für die Kerstin Andreae antritt, die Stimmen wegnehmen, könnte Unions-Kandidat Matern von Marschall am Ende der lachende Dritte sein. Doch auch dann würden Erler und Andreae wohl in den Bundestag einziehen. Beide besetzen Spitzenplätze auf der Landesliste ihrer Parteien.

Wahlkreis 258: Stuttgart I
Grüner Parteichef gegen homosexuellen Konservativen: Das wird spannend. Bei der letzten Wahl setzte sich CDU-Mann Stefan Kaufmann noch knapp durch. Doch in den vergangenen Jahren verlor seine Partei fast in allen Großstädten Stimmen. Während SPD-Kandidatin Ute Vogt wohl chancenlos ist, lauert der Grüne Cem Ödzemir daher auf seine Chance.

Wahlkreis 286: Schwarzwald-Baar
Bei der Schwarzwälder-CDU gab es zuletzt dicke Luft. Der Grund: Der nicht wieder nominierte Siegfried Kauder will als unabhängiger Kandidat antreten. Dass seine bisherige Partei ihn ausschließen will, stört ihn wenig. Ein Sieg über Thorsten Frei, seinen Nachfolger als CDU-Kandidat, wäre für ihn eine Genugtuung.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen