Politik

Truppenbesuch in der Türkei De Maizière verteidigt Patriot-Einsatz

De Maizière bei seinem Truppenbesuch in Kahramanmaras.

Etwa 300 Bundeswehrsoldaten sind im Rahmen des Nato-Einsatzes an der türkisch-syrischen Grenze stationiert. Nun bekommen sie erstmals Besuch vom deutschen Verteidigungsminister, der den Einsatz rechtfertigt. Gleichzeitig sorgen seine Äußerungen, Soldaten seien süchtig nach Anerkennung, für Kritik.

Verteidigungsminister Thomas de Maizière hat bei seinem ersten Besuch der deutschen Raketenabwehr-Truppe in der Türkei die rein defensive Ausrichtung des Einsatzes bekräftigt. Die Nato-Partner unterstützten die Türkei, "damit aus syrischen Fähigkeiten keine syrischen Handlungen werden", sagte er bei dem gemeinsamen Truppenbesuch mit dem türkischen Verteidigungsminister Ismet Yilmaz und der niederländischen Verteidigungsministerin Jeanine Hennis-Plasschaert.

Die USA, die Niederlande und Deutschland stellen jeweils zwei "Patriot"-Staffeln, die an unterschiedlichen Orten stationiert sind. Die deutsche Stellung liegt bei Kahramanmaras rund 100 Kilometer von der syrischen Grenze entfernt. "Wenn irgendjemand in Syrien auf dumme Gedanken kommen sollte, steht hier nicht die Türkei oder Deutschland oder die Niederlande, sondern die Nato insgesamt", betonte de Maizière. Er versicherte, dass der Einsatz der rund 300 Bundeswehrsoldaten "so lange wie nötig" dauern werde. Gegen die Stationierung der ausländischen Soldaten gab es in der Region anfangs Proteste türkischer Nato-Gegner.

Yilmaz sagte, er hoffe auf ein schnelles Ende des Syrien-Konflikts. Er bedankte sich bei den Bündnispartnern für die "positive und schnelle Antwort" auf die Bedrohung aus dem Nachbarland. Sowohl Yilmaz als auch de Maizière stuften die derzeitige Bedrohung aber als gering ein. Hennis-Plasschaert schloss wie de Maizière eine offensive Nutzung der Patriot-Raketen aus. "Innerhalb des derzeitigen Mandats ist das nicht möglich", sagte sie.

Die drei Verteidigungsminister besuchten auch niederländische Soldaten. Am Sonntag will Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Auftakt ihrer zweitägigen Türkei-Reise in Kahramanmaras Station machen.

De Maizière kritisiert Soldaten

Ankara hatte die Nato um Hilfe gebeten, nachdem im Grenzgebiet auf türkischer Seite mehrfach Granaten aus Syrien eingeschlagen waren. Dagegen können die "Patriots" zwar nichts ausrichten. Das syrische Regime verfügt aber auch über Raketen mit einer Reichweite von 700 Kilometern, die einen großen Teil des türkischen Staatsgebiets erreichen könnten. Vor solchen Angriffen sollen die Nato-Abwehrraketen schützen. Der Einsatz der Bundeswehr hatte vor gut sechs Wochen begonnen.

Der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" sagte de Maizière, er halte die Klage vieler Soldaten, ihre Leistung werde nicht ausreichend anerkannt, für unbegründet. Etliche Soldaten glaubten, dass sie viel weniger anerkannt würden, als es in Wirklichkeit der Fall sei, sagte de Maizière. "Sie haben den verständlichen, aber oft übertriebenen Wunsch nach Wertschätzung. Sie sind vielleicht geradezu süchtig danach." De Maizière forderte die Soldaten auf: "Hört einfach auf, dauernd nach Anerkennung zu gieren."

Der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes, Ulrich Kirsch, kritisierte die Äußerungen scharf: "Ich halte die Wortwahl des Ministers an einer Stelle für enttäuschend und absolut unangemessen: Deutsche Soldaten gieren nicht. Weder nach Anerkennung noch nach sonst irgendetwas." Sollten die Soldaten ein größeres Bedürfnis nach Respekt und Wahrnehmung haben, dann liege das daran, dass sie viel zu lange viel zu wenig davon bekommen hätten. "Tatsache ist doch, dass die Bundeswehr nie ein geliebtes Kind der Demokratie war", sagte Kirsch der Zeitung.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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