Politik

Zwei Jahre bis zur Abschiebung? Deal mit Bin Ladens Koch

Gerichtszeichnerin Janet Hamlin hat Al-Qosi skizziert.

Gerichtszeichnerin Janet Hamlin hat Al-Qosi skizziert.

(Foto: AP)

Laut Urteil der US-Militärjury soll Bin Ladens Koch Al-Qosi 14 Jahre hinter Gitter, ohne Anrechnung der achteinhalb Jahre Guantánamo-Lager. Ein Deal zwischen Anklage und Verteidigung sorgt jedoch vermutlich dafür, dass der Sudanese eher frei kommt.

Eine US-Militärjury in Guantánamo Bay hat den ehemaligen Koch von Terroristenchef Osama bin Laden, Ibrahim Ahmed Mahmud Al-Qosi, zu 14 Jahren Gefängnis verurteilt. Der 51-Jährige wurde der Unterstützung des Terrornetzwerkes Al-Kaida für schuldig befunden. Die achteinhalb Jahre, die Al-Qosi bereits in Guantánamo festgehalten wird, sollen laut Urteilsspruch aber nicht auf die Strafe angerechnet werden. Ein Deal zwischen Anklage und Verteidigung sorgt jedoch vermutlich dafür, dass der Sudanese nicht noch 14 Jahre in Haft verbringen muss.

Das Gerichtsgebäude in Guantánamo Bay.

Das Gerichtsgebäude in Guantánamo Bay.

(Foto: AP)

Es war das erste derartige Urteil seit Amtsantritt von US-Präsident Barack Obama, der Guantánamo eigentlich schon lange schließen wollte. Bei der Militärjury handelt es sich um eine besondere Form der Militärjustiz, die von Obamas Vorgänger George W. Bush eigens zur Aburteilung von Guantánamo-Gefangenen eingeführt worden war. Bürgerrechtler kritisieren sie, weil Angeklagte dort weniger Rechte haben als vor einem Zivilgericht.

Obama hatte die umstrittenen Sondertribunale in dem Lager vorübergehend ausgesetzt und erreicht, dass Angeklagte in diesen Verfahren mehr Rechte erhalten als ursprünglich vorgesehen.

Festnahme 2001 in Pakistan

Al-Qosi war im Dezember 2001 in Pakistan festgenommen worden. Der Sudanese hatte sein Heimatland 1996 verlassen, um sich Al-Kaida anzuschließen. Unter anderem war er Koch, Leibwächter und Fahrer für Terrorchef Bin Laden.

Der Deal

Al-Qosi hatte sich bereits im Juli für schuldig erklärt und wartete seitdem auf sein Urteil. Im Gegenzug war ihm nach Angaben aus Justizkreisen zugesichert worden, dass er nicht mehr als 15 Jahre Haft bekommt. Ein Schuldeingeständnis ermöglicht es, dass sich die Gegenseiten auf eine Strafe verständigen, der dann das Gericht aber zustimmen muss. Dadurch wird ein Prozess mit oft hohen Kosten vermieden - und der Angeklagte kommt meistens deutlich glimpflicher davon, als es bei einem Schuldspruch in einem Prozess der Fall gewesen wäre.

Im Falle Al-Qosis hatten Ankläger und Verteidiger ein Strafmaß ausgehandelt, das am Montag von der zuständigen Militärrichterin akzeptiert worden war. Wie hoch diese Strafe ist, wurde - aus Sicherheitsgründen, wie es hieß - vorläufig geheim gehalten.

Nach den Regeln gilt für Al-Qosi nun die Strafe, die milder ist. Die höhere kommt dann auf ihn zu, wenn er gegen Bedingungen verstößt, die in der Vereinbarung zwischen Anklage und Verteidigung festgelegt sind. Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass das von der Richterin gebilligte Strafmaß unter den 14 Jahren Haft liegt. Die Jury selbst wurde vor ihren Beratungen nicht über den Inhalt der zuvor getroffenen Übereinkunft informiert.

In arabischen Medienberichten hatte es geheißen, dass Al-Qosi laut der Absprache noch zwei Jahre festgehalten und dann in seine Heimat Sudan abgeschoben werden solle.

Verfahren gegen "Kindersoldaten"

Sieben Offiziere werden über das Schicksal von Omar Khadr entscheiden.

Sieben Offiziere werden über das Schicksal von Omar Khadr entscheiden.

(Foto: dpa)

Das Verfahren gegen Al-Qosi war eines von zwei Prozessen vor einer Militärkommission in Guantánamo seit dem Amtsantritt von Obama. In dem anderen Fall muss sich derzeit der Kanadier Omar Khadr wegen der Tötung eines US-Soldaten verantworten. Der gebürtige Kanadier war erst 15, als er in Afghanistan gefangen genommen wurde. Er wird daher auch als "Kindersoldat" bezeichnet, und sein Fall gilt als besonders spektakulär. Am Mittwoch wurden die Mitglieder der Jury ausgewählt. Sieben Offiziere werden über das Schicksal des Kanadiers entscheiden.

In Guantánamo auf Kuba sitzen noch rund 180 Häftlinge ein. Präsident Obama hatte das umstrittene Gefangenenlager eigentlich schon im Januar schließen wollen, verschob den Termin dann aber wegen ungeklärter Fragen über den weiteren Verbleib der Insassen.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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