Krebsrisiko durch AKWs? Debatte über Kinderleukämie
13.12.2007, 14:06 UhrDie umstrittene Studie zu Krebsrisiken für Kleinkinder in der Nähe von Atomkraftwerken hat zu heftigen Auseinandersetzungen im Bundestag geführt. Grüne und Linke forderten eine Beschleunigung des Atomausstiegs – zumindest aus älteren Kraftwerken. Union und SPD kündigten sorgfältige Prüfungen der wissenschaftlichen Ergebnisse der Studie an.
Man werde nicht umhinkommen, geltende Grenzwerte bei radioaktiven Strahlen zu überprüfen, sagte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesumweltministerium, Michael Müller (SPD). Katherina Reiche, stellvertretende Vorsitzende der Unions-Bundestagsfraktion, nannte die Studie "tendenziös". Sie warnte die anderen Fraktionen vor einer Stimmungsmache gegen die friedliche Nutzung der Atomenergie. Das von Wolfram König geleitete Amt habe einen möglichen Zusammenhang zwischen der Strahlendosis von Kernkraftwerken und der gefundenen erhöhten Leukämie-Zahlen hergestellt. Dies geschehe im Gegensatz zu den Positionen der Forscher des Deutschen Krebsregisters in Mainz, kritisierte die CDU-Politikerin.
Hintergrund ist die unterschiedliche Wertung des Ergebnisses der Studie. Darin hatte das Deutsche Krebsregister im Umkreis von fünf Kilometern von 16 Kernkraftwerken ein erhöhtes Krebs- und Blutkrebsrisiko von Kindern unter 5 Jahren festgestellt. Einen Zusammenhang der Erkrankungen mit der Außenstrahlung von Atommeilern konnten sie dagegen nicht bestätigen.
Strahlenschutzamt sieht eindeutiges Risiko
König selbst hatte zuvor gesagt: "Es gibt Hinweise auf Zusammenhänge, aber keine Beweise." Gleichwohl werde ein eindeutiges Risiko beschrieben, dem man nachgehen und entsprechende Schlussfolgerungen ziehen müsse. Die Studie war am Wochenende veröffentlicht worden. Sie hatte ergeben, dass das Blutkrebsrisiko für Kinder unter fünf Jahren größer wird, je näher sie an einem Atomkraftwerk wohnen.
Während die Wissenschaftler des Mainzer Krebsregisters einen direkten Zusammenhang der ihrer Meinung nach geringen Strahlendosis im Umfeld der Reaktoren bestreiten, hält das Bundesamt diesen für möglich. Skeptisch hatte sich vor allem Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) geäußert. Der hat die unabhängige Strahlenschutzkommission, die das Bundesumweltministerium berät, nun mit einer Überprüfung der Studien-Ergebnisse beauftragt.
Quelle: ntv.de